Fachveranstaltung

Konflikte haben sich durch Pandemie verschärft

Die Gleichstellungsbeauftragte hat eine digitale Fachveranstaltung anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen durchgeführt.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 08. Dez. 2021 | 11:54 Uhr
  • 02. Nov. 2022
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Celle, Afshan Ahmed, während der digitalen Fachveranstaltung.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 08. Dez. 2021 | 11:54 Uhr
  • 02. Nov. 2022
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Celle.

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen hat die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Celle, Afshan Ahmed, eine digitale Fachveranstaltung zum Thema „Häusliche Gewalt an Frauen und Kindern während der Pandemie in Deutschland und Celle“ durchgeführt. „Gewalt gegen Frauen und Kinder hat im vergangenen Jahr erneut zugenommen, gleichzeitig muss aufgrund der Corona-Pandemie von einer hohen Dunkelziffer nicht angezeigter Taten ausgegangen werden. Soziale Ausgleiche, aber auch soziale Kontrollinstanzen sind während des ersten Lockdowns quasi von heute auf morgen ersatzlos weggefallen, Familien wurden in Konfliktsituationen häufig zulasten von Frauen und Kindern auf sich selbst zurückgeworfen“, so Ahmed. Bereits bestehende Konflikte hätten sich durch die zusätzlichen pandemiebedingten Belastungen rasant verschärft, nicht nur, aber gerade auch in Familien in prekären Wohn- und Lebensverhältnissen.

Viele Frauen nutzen Hilfsangebote nicht

Dies bestätigte auch Dr. Cara Ebert, stellvertretende Leiterin des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Essen, die als eine der vortragenden Expertinnen für die Onlineveranstaltung gewonnen werden konnte und gemeinsam mit Professor Janina Steinert von der TU München eine vielbeachtete Studie unter 3800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren zum Thema „Häusliche Gewalt an Frauen und Kindern während der Covid-19 Pandemie in Deutschland“ vorgelegt hat. Insgesamt seien im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 rund 3 Prozent der Frauen in Deutschland Opfer körperlicher Gewalt geworden, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt, 6,5 Prozent der Haushalte bestraften Kinder gewalttätig. Mehr als doppelt so hoch war die Zahl der Opfer bei Frauen und Kindern, wenn die Befragten sich in häuslicher Quarantäne befanden, akute finanzielle Sorgen bestanden oder einer der Partner in Kurzarbeit war oder seinen Arbeitsplatz verloren hatte. Ein Ergebnis der Studie war zudem, dass viele der befragten Frauen angaben, über Hilfsangebote informiert gewesen zu sein, diese jedoch nicht nutzten.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Dies könnte auch ein Grund dafür sein, dass die Ereignisse häuslicher Gewalt im Landkreis Celle während der Pandemie nicht zugenommen haben, sondern abnehmen. Ein hohes Dunkelfeld bleibt zu vermuten, so Cosima Bauer vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Celle. Die Anzahl weiblicher Opfer ist mit zirka 75 Prozent gleichbleibend hoch und sollte dringend zum Nachdenken anregen. Netzwerke wie der Celler Runde Tisch gegen häusliche Gewalt könnten dazu beitragen, die hiesigen Hilfsangebote noch besser zu kommunizieren und mehr Frauen zu ermuntern, sich Hilfsorganisationen oder der Polizei anzuvertrauen.

Von Afshan Ahmed