Auf der Homepage der Celle Tourismus und Marketing GmbH heißt es: „Namensgebend für den Französischen Garten waren wahrscheinlich die in Diensten des Celler Herzogs Georg Wilhelm stehenden französischen Gärtner Henri Péronnet (ab 1670) und René Dahuron (1690 bis 1701). Letzterer war verantwortlich für die erste komplette Anlage eines Nutz- und Lustgartens in der höfischen Gartentradition des frühen 17. Jahrhunderts.“
Französische Gärtner in Celle keine Hugenotten, sondern Katholiken
Primär denkt man bei der Verknüpfung der Begriffe „Franzosen“ und „Celle“ in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an die rund 350 französisch-reformierte Glaubensflüchtlinge (Hugenotten), die in der Residenzstadt Aufnahme gefunden haben. Doch in den Kirchenbüchern und weiteren Archivalien der Französisch-reformierten Gemeinde von 1686 bis 1805 taucht kein einziger Name eines französischen Gärtners auf. Diese zählten vielmehr zu den rund 200 frankophonen Katholiken, deren Mehrheit aus Nordfrankreich oder aus der Wallonie nach Celle zugewandert war.
Renaissancegarten in Celle umgewandelt
Der Landschafts- und Hofgärtner Henry Peronet (Perronet) (†1690) war mit der Katholikin Johanna Francisca La Perle verheiratet, der Witwe des Kammerdieners der Herzogin Eléonore d‘Olbreuse George Guyon, genannt La Perle. Der Barockgärtner soll auf Veranlassung von Eléonore d’Olbreuse nach Celle berufen worden sein. Bis 1690 gestaltete Peronet in seiner Funktion als Vorstand des Lust- und Küchengartens einen von einem deutschen Gärtner in den Jahren 1611 bis 1670 angelegten Renaissancegarten, der außerhalb der Celler Stadtmauer lag, zu einem Garten im französischen Stil um. 1677 wurde unter ihm für die Überwinterung der Pomeranzen, Zitronen- und Granatbäume eine Orangerie angelegt. Dieser bis heute erhaltene Park trägt seit 1678 den Namen „Französischer Garten“. Das 1711 auf dem Gelände des Gartens errichtete „Schlösschen“ war einst das Wohnhaus der Hofgärtner.
Henry Peronet hat sich gerne selbst in Szene gesetzt
In Herrenhausen war Peronet von 1674 bis 1678 mit der Planung eines Lustgartens befasst. Der bisherige deutschen Gartenmeister Anton Heinrich Bauer (1627 bis 1689) musste mit der Anstellung Peronets seine Kompetenzen aufgeben. Es wird berichtet, dass dieser vom französischen Gärtner „ausgebissen“ worden wäre. Der eitle Peronet verstand es auch, sich selbst in Szene zu setzen, wie von Katharina Peters geschildert wird: „Denn als Peronet wieder einmal mit glänzender Karosse in Herrenhausen eingefahren war, soll er vom jüngeren Bruder des Herzogs und späteren Kurfürsten Ernst August von Braunschweig-Calenberg (1629 bis 1698) ob seines Prunkes angesprochen worden sein. Als Peronet seinen Namen und Beruf nannte, soll Ernst August erbost zum Gartenmeister gesagt haben: ‚Es stünde Dir besser an, einen Spaten auf den Nacken zu nehmen, als in einer Carosse zu fahren‘. Peronet sei daraufhin ein Paar Schuhe gereicht und der vormalige Gartenmeister Bauer wieder in sein Amt gesetzt worden.“ Nachkommen Peronets zählten auch im 18. Jahrhundert nachweislich noch zu den Mitgliedern der katholischen Gemeinde in Celle.
René Dahuron – Katholik und Gartenbaumeister des Französischen Gartens
„Die genauen Lebensdaten (etwa 1660 bis 1730) und die Herkunft des Gärtners René Dahuron sind bisher im Dunkeln geblieben. Er ist zuerst 1688 in Linden bei Hannover nachgewiesen. Somit könnte er zu den 1665 vertriebenen Hugenotten gehört haben“ vermutet Clemens Alexander Wimmer. Er wundert sich freilich darüber, dass sein Name später nach seinem Wechsel nach Charlottenburg nicht in den Kirchenbüchern der französisch-reformierten Gemeinde Berlin auftaucht. Das Kirchenbuch der Französisch-reformierten Gemeinde Celle hatte der Autor nicht zu Rate gezogen. Doch auch dort wäre er nicht fündig geworden. Denn wie sein Vorgänger in Celle war auch der von 1690 bis 1701 als Gartenbaumeister des Französischen Gartens tätige René Dahuron (um 1660 bis 1740) ein Katholik, wie es 1696 der Todeseintrag seiner Tochter im Kirchenbuch der katholischen Gemeinde zu Hannover belegt.
In Versailles ausgebildet
Der Franzose, der aus Sargé-lès-le-Mans in der heutigen Region Region Pays de la Loire stammte, wurde unter dem 1688 verstorbenen Großmeister des französischen Gartenbaus Jean-Baptiste de La Quintinie in Versailles ausgebildet und führte vor seinem Umzug nach Celle seit 1685 die Aufsicht über den Garten des Grafen Platen in Linden. Da diese Jahreszahl mit der Aufhebung des Edikts von Nantes übereinstimmt, wurde fälschlich geschlossen, dass Dahuron, der mit Maria Vanton verheiratet war, ein Hugenotte war.
Verfasser mehrerer Werke zum Gartenbau
Im Französischen Garten ließ er unter anderem Spargel sowie Artischocken anbauen und legte 1695 die Lindenallee an. Von Celle aus wechselte Dahuron in die Dienste Friedrich Wilhelms I. nach Potsdam. Als Hofgärtner in Berlin war er unter anderem im Küchengarten von Schloss Charlottenburg für die Kurfürstin Sophie Charlotte tätig.