Westlich von Becklingen wurde 1872 gleich zu Jahresbeginn der vorerst letzte Wolf in der Lüneburger Heide gesehen und geschossen. Schütze war der Förster H. Grünewald, ehemals ein Jagdbegleiter Georgs V., des letzten Königs von Hannover. Grünewald war damals schneller als die Präparatoren und ließ sich von dem Wolf nach einigen Zurschaustellungen einen dekorativen Fußteppich anfertigen.
Gedenkstein im Becklinger Holz erinnert an getöteten Wolf
Der damals erlegte Wolf, ein alter Rüde, war der letzte von insgesamt 15 Wölfen, die im 19. Jahrhundert in der Lüneburger Heide ihr Ende fanden. 1929 wurde im Becklinger Holz an dem längst hübsch gestalteten Platz des Ereignisses ein Gedenkstein aufgestellt. 61 Jahre später wurde der Wolf im vereinigten Deutschland unter Naturschutz gestellt.
Die Meinungen gehen heute stark auseinander. Man möchte sie schützen oder aber man fühlt sich von ihnen bedroht. Zuletzt hat ein Wolf mitten in Hannover-Hainholz im August für Schlagzeilen gesorgt. „Viele Menschen sind auch vom Wolf fasziniert, weil dieser ikonenhaft die unberührte Natur symbolisiert“, so Paul C. Paquet, wissenschaftlicher Leiter der Raincoast Conservation Foundation, in seinem Vorwort zum Buch „The Last Wild Wolves“ von Ian McAllister (2007). „Wir wissen, dass unsere expandierende, alles vereinnahmende Zivilisation die Vernichtung der Wölfe verursacht hat, und betrachten deshalb weitere Eingriffe des Menschen in ihre letzten unberührten Rückzugsgebiete mit Sorge.“
Wölfe als Nahrungskonkurrenten bejagt
Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Wölfe in Niedersachsen regelmäßig ausgemacht und als Nahrungskonkurrenten bejagt. Zwar war Norddeutschland seit dieser Zeit weitgehend wolfsfrei; dennoch wurden laut dem Sachbuchautor Erich Hobusch beispielsweise im Jahre 1885 insbesondere in den östlichen Landesteilen noch 79 Tiere zur Strecke gebracht (davon 22 lebend gefangen). Da waren Wölfe in Niedersachsen längst Geschichte.
Die Heimatforscher und Brüder Otto und Theodor Benecke schreiben in dem im Auftrag der Bezirkslehrervereine Lüneburg und Celle 1914 aufgelegten „Lüneburger Heimatbuch“: „Das Becklinger Holz hat mit der Göhrde zusammen die Ehre, in den siebenziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die beiden letzten, von Rußland herüber verirrten Wölfe der Heide beherbergt zu haben, das Becklinger Holz im Winter 1872, die Göhrde im Jahre 1876.“
Etliche Schafe in der Gegend um Becklingen gerissen
Im Januar 1872 wurden in der Gegend um Becklingen in einem Radius von 14 Kilometern (bis nach Soltau und Dorfmark) einige Schafe gerissen. In der Nähe von Ostenholz riss der Wolf in Sichtweite von zwei Schäfern zwei Schafe. Das Revier des Wolfes war aber das Becklinger Holz westlich von Becklingen. Sein Revierradius lag bei rund 30 Kilometern. In der Fallingbosteler Gegend wurde der Wolf mehrmals an unterschiedlichen Stellen gefährtet. Bei Vierde ging er auch durch die Böhme. Da man ihm nachstellte, begab er sich auf Wanderschaft.