Unter dem Sonnensegel im Innenhof des Antikhofes „Drei Eichen“ in Bröckel herrscht emsiges Treiben. 18 Personen stehen sich in zwei Reihen gegenüber. Musik einer lang zurückliegenden Epoche setzt ein und so mancher Spaziergänger reckt irritiert den Hals, um einen Blick auf diese ungewöhnlichen Aktivitäten zu erhaschen. Faszinierendes spielt sich hier ab: Barbara Luckas von der historischen Tanzgruppe Amici Saltandi aus Gifhorn ist zu Gast. Im Rahmen eines Workshops vermittelt sie an diesem Nachmittag einen Einblick in das Barocktanzen.
Besondere Art des Gesellschaftstanzes
Die Szenerie erinnert an zahlreiche bekannte Historienfilme und -serien. Egal ob „Stolz und Vorurteil“ oder jüngst der Netflix-Hit „Bridgerton“: Nahezu jeder hat eine ungefähre Vorstellung von höfischen Tanzen, bei dem die Paare in anmutige Reverenzen sinken, um dann, gekleidet in üppige Gewänder, in langen Reihen elegante Tanzfiguren abzuschreiten. Dieser heute besonderen Art des Gesellschaftstanzes hat sich Barbara Luckas verschrieben. 2016 gründete sie die Gruppe „Amici Saltandi“, die sich nun in Gifhorn einmal wöchentlich der historischen Tanzkunst widmet. „All unsere Tänze haben sich historisch entwickelt“, erläutert Luckas. „Dabei war das Tanzen immer ein gesellschaftliches Ereignis mit einem bestimmten Zweck. Wir widmen uns heute dem Barock um etwa 1630.“
Deutlicher Frauenüberschuss
Getanzt werden sollen heute sowohl höfische als auch ländliche Tänze sowie englische Country-Dances, die von dem englischen Musikpublizisten John Playford Mitte des 17. Jahrhunderts überliefert wurden. Nach einer kurzen Einführung geht es ans Eingemachte: Die Teilnehmer bilden eine Gasse, indem sie sich in zwei Reihen einander zugewandt aufstellen. Mit blauen Bändern werden diejenigen gekennzeichnet, die als Herr tanzen – im Teilnehmerfeld herrscht nämlich ein deutlicher Frauenüberschuss.