Nationalsozialismus

Holocaust-Überlebender spricht an Polizeiakademie

Der Holocaust-Überlebende Tswi Herschel hat an der Polizeiakademie Niedersachsen über seine Lebensgeschichte berichtet.
  • Von Deutsche Presse Agentur
  • 01. März 2023 | 22:11 Uhr
  • 01. März 2023
  • Von Deutsche Presse Agentur
  • 01. März 2023 | 22:11 Uhr
  • 01. März 2023
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Der 80-Jährige war mit seiner Tochter Natali aus Israel angereist. Herschel sprach am Dienstag in Bad Nenndorf bei Hannover unter dem Motto «We remember - Nie wieder» über die Judenverfolgung und -vernichtung, den Tod seiner Eltern im Vernichtungslager Sobibor, das eigene Überleben, die Folgen für ihn und seine Familie sowie die Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen. Rund 250 Gäste aus Politik, Verwaltung, Kirche, Schule und Polizei waren in dem Kurort zusammengekommen.

Die Veranstaltung zum Thema «Über Opfer und Täter in der eigenen Familie zur Zeit des Nationalsozialismus» ist Bestandteil der Demokratieförderung innerhalb der Polizei, wie ein Sprecher der Polizeiakademie Niedersachsen sagte. «Der Erhalt der Erinnerungen an die schreckliche NS-Zeit ist eine wichtige Aufgabe zur Stärkung unserer Demokratie und im Kampf gegen den erstarkenden Rechtsextremismus und Antisemitismus - auch für uns in der Polizei», betonte Akademiedirektor Carsten Rose.

«In 2021 gab es allein in Niedersachsen rund 270 Delikte im Zusammenhang mit Antisemitismus - und deren Anzahl steigt seit Jahren an», sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Das zeige, dass Antisemitismus auch in der heutigen Gesellschaft weit verbreitet ist. Antisemitische Haltungen dürften nicht toleriert oder verharmlost werden. Sie seien der Nährboden für Hass, Hetze und Gewalt gegenüber Menschen jüdischen Glaubens, betonte Behrens.

Bei der Veranstaltung stand die Vergangenheit der Opfer wie auch der Täter im Mittelpunkt. Beide Perspektiven wurden auf dem Podium diskutiert. Mit dabei war der Berliner Historiker Johannes Spohr, der zum Nationalsozialismus innerhalb von Familien und in der Gesellschaft recherchiert. Sein eigener Großvater war Wehrmachtsoffizier.

Bad Nenndorf wurde jahrelang von Rechtsextremen als Ort für Aufmärsche genutzt. Dort war 1945 ein britisches Internierungs- und Kriegsgefangenenlager errichtet worden, um unter anderem hohe Funktionäre der NSDAP, Offiziere sowie Angehörige der SS, SA und Gestapo zu verhören. Die Einwohner wehrten sich mit Aktionen und Gegendemonstrationen erfolgreich gegen die sogenannten Trauermärsche der Rechtsextremen.