Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat für 2022 im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 einen Einbruch von 12 Prozent ermittelt. Somit gab es statt knapp 650.000 nur noch rund 570.000 stationäre Aufnahmen, wie es in einer Mitteilung am Montag hieß. Damit waren die AOK-Versicherten in Niedersachsen allerdings noch häufiger im Krankenhaus als im Bundesdurchschnitt (minus 15 Prozent).
«Die Fallzahl-Rückgänge im vergangenen Jahr waren nicht mehr vorrangig durch die Freihaltung von Kapazitäten für schwer erkrankte Corona-Patienten bedingt. Wir gehen davon aus, dass hier die Personalausfälle infolge der Omikron-Pandemiewelle eine wesentliche Rolle spielten», sagte AOK-Chef Jürgen Peter. «In Teilen könnte aber auch eine strukturelle Bereinigung erfolgt sein. Viele Erkrankungen müssen längst nicht mehr im Krankenhaus behandelt werden, sondern können immer mehr auch ambulant versorgt werden.“
Die stärksten Behandlungseinbrüche gab es erneut bei den sogenannten ambulant-sensitiven Diagnosen, die sowohl im Krankenhaus als auch von niedergelassenen Ärzten behandelt werden können. Die größten Rückgänge waren bei Rückenschmerzen (minus 36 Prozent) und Bluthochdruck (minus 29 Prozent) zu verzeichnen, gefolgt von der chronischen Lungenerkrankung COPD (minus 27 Prozent), Diabetes (minus 15 Prozent) und Herzinsuffizienz (minus 6 Prozent).
Anlass zur Sorge gebe der deutliche Einbruch bei Darmkrebs-Operationen. Diese gingen 2022 um 19 Prozent zurück – und damit noch stärker als im ersten (minus 14) und zweiten Pandemiejahr (minus 11). Ursächlich sei sicherlich der pandemiebedingte starke Rückgang der Darmspiegelungen, der wichtigsten Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs.