Dank hoher Zuckerpreise hat Europas zweitgrößter Produzent Nordzucker kriegsbedingte Krisen gemeistert und den Gewinn im Geschäftsjahr 2022/2023 (Ende Februar) deutlich gesteigert. Der Überschuss lag bei 182 Millionen Euro nach 84 Millionen Euro im Vorjahr, wie das Unternehmen mit Hauptsitz in Braunschweig am Mittwoch mitteilte. Den Umsatz habe der Konzern um 16 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gesteigert. Im nächsten Jahr könnte das Ergebnis nach Einschätzung des Managements sogar noch besser ausfallen.
Mit Blick auf extreme Herausforderungen wie Energiekrise, Inflation und Lieferkettenprobleme sei er sehr stolz auf das sehr gute Gesamtergebnis, sagte Vorstandschef Lars Gorissen. Die erhöhten Herstellkosten durch Preissteigerungen für den Konzern und die Landwirte konnten ihm zufolge durch ein höheres Zuckerpreis-Niveau ausgeglichen werden. Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Hauptversammlung im Juni daher eine Dividendenausschüttung von 1,20 Euro pro Aktie nach 80 Cent je Aktie im Vorjahr vorschlagen.
Nordzucker beschäftigt nach eigenen Angaben 3800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 21 Standorten in Europa und Australien. Die deutschen Standorte liegen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Weiterhin zahlt sich für den Konzern der Einstieg in das Rohrzuckergeschäft in Australien aus. Die Beteiligungen dort hätten einen Ergebnisbeitrag von 22 Millionen Euro geleistet. Auch deshalb gehören zur Wachstumsstrategie mögliche Übernahmen, die aber nicht auf Australien beschränkt sein müssten. «Aktuell konkretisieren wir den Markteintritt für die Produktion von pflanzenbasierten Proteinen», sagte Konzernchef Gorissen mit Blick auf mögliche neue Produkte.
Eigene Optimierungsmöglichkeiten und die Entwicklung am Zuckermarkt lassen Nordzucker zudem positiv vorausschauen. Für 2023/2024 erwarte er erneut ein «sehr gutes Geschäftsergebnis», sagte Finanzchef Alexander Bott. Das Management rechnet demnach zwar damit, dass die Zuckerpreise nicht so stark wie zuletzt steigen, sie aber dennoch eine gewisse Zeit auf einem hohen Niveau verharren. Zudem habe sich der Gasmarkt stabilisiert und das Risiko einer Mangellage deutlich reduziert.
Auch Konkurrent Südzucker hatte im April eine optimistische Prognose nach einem schon erfolgreichen Geschäftsjahr abgegeben. Das Unternehmen aus Mannheim geht demnach auch von einer stabilisierten Energieversorgungslage aus und rechnet damit, dass die EU das Zuckerpreisniveau auch für das Jahr 2023/24 bestätigt. Weiterer positiver Faktor könnte eine bessere Ernte werden. Nach Angaben des Dachverbands Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) entwickeln sich Rübenbestände auch aufgrund des ausreichenden Niederschlages derzeit zufriedenstellend. Die vergangene Rübenernte lag nach DNZ-Angaben wegen der Trockenheit im Verbandsgebiet unter dem fünfjährigen Mittel und war auch geringer als im Vorjahr.