Werder Bremen gegen den FC Augsburg - da war doch mal was. Das Hinspiel im September verlor der Aufsteiger mit 0:1, weil Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz in der Nachspielzeit einen Handelfmeter von Marvin Ducksch hielt. Danach drehte sich der Pole Richtung Ostkurve um und legte sich mit den Werder-Fans an, die ihn vorher während des Spiels beleidigt hatten. Beinahe hätten einige Zuschauer nach dem Schlusspfiff den Platz gestürmt.
Vor dem Rückspiel am Samstag in Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) ist diese Szene für alle Beteiligten längst abgehakt. «Das spielt für uns keine Rolle mehr und wird auch nicht noch einmal thematisiert», sagte Werder-Trainer Ole Werner am Donnerstag.
Der giftige Gikiewicz taugt dennoch weiter als Sinnbild für das, was die Bremer am Samstag in Augsburg erwartet. «Augsburg finde ich von der ganzen Intensität her eine Mannschaft, die unbequem ist und unangenehm spielt», sagte Werner. Der Ansatz sei ähnlich wie der des vergangenen Gegners VfL Bochum: «Sie spielen viel über zweite Bälle und haben viel Wucht im Spiel. Aber sie haben nochmal eine andere Qualität, auch in der Breite des Kaders.»
Werner sagt über viele Gegner in der Fußball-Bundesliga häufig etwas Ähnliches: Den Gegner zu stressen und in Zweikämpfe zu verwickeln, schnell umzuschalten, eher kernig als technisch anspruchsvoll zu spielen - das ist mittlerweile das Standardrepertoire der meisten Teams. Werder dagegen besetzt mit seinem offensiven und kombinationsfreudigen Stil mittlerweile fast schon so etwas wie eine taktische Nische.
Als Aufsteiger blieb man dieser Spielidee nicht nur in schwierigen Momenten treu, sondern arbeitete sich damit auch einen satten Vorsprung von elf Punkten auf den Relegations- und auf den ersten Abstiegsplatz heraus. Am Samstag in Augsburg kommt dazu noch der wichtige Außenverteidiger und Vorlagengeber Mitchell Weiser nach einer dreiwöchigen Verletzungspause zurück. Genau wie Torjäger Niclas Füllkrug hat der ehemalige Bayern-Profi eine individuelle Qualität, die vielen anderen Abstiegskandidaten fehlt.
Das Spiel am Samstag wird dennoch ein besonderer Stresstest für die Bremer. Denn der FCA ist das einzige Team auf den letzten sechs Plätzen der Liga, gegen das Werder im bisherigen Saisonverlauf verlor. Mit den klassischen Augsburger Tugenden verteidigte Gikiewicz schon vor sechs Monaten nach dem Hinspiel im Wohninvest Weserstadion seine Reaktion auf den gehaltenen Elfmeter: «Das ist Fußball. Das ist kein Ballett. Fußball ist Emotion, Aggressivität, Zweikampfquote.» Genau dafür steht sein Team.