Niedersachsens Landwirte erhoffen sich von der Sonder-Agrarministerkonferenz in Berlin einen Durchbruch für nachhaltige Veränderungen in der Tierhaltung. Im März gingen die Agrarministerinnen und Agrarminister der Länder ohne Einigung beim Umbau der Nutztierhaltung auseinander. Für das niedersächsische Landvolk forderte deren Vizepräsident Jörn Ehlers konkrete Ergebnisse. Konzepte für eine artgerechtere Nutztierhaltung gebe es schon seit Jahren - sie seien aber nur umzusetzen, wenn umstellungswillige Betriebe finanziell unterstützt werden und Planungssicherheit haben, sagte Ehlers.
Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) setze auf ein gemeinsames Signal zu einem gesellschaftlich gewünschten Umbau der Tierhaltung. Ihr Parteifreund, Bundesminister Cem Özdemir, habe mit dem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz einen ersten Schritt zu mehr Tierwohl in der Schweinehaltung und zur Umsetzung von Empfehlungen einer Fachkommission unter Leitung des früheren Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert gemacht. Das Gesetz sei eine Grundlage, auf deren Basis zügig eine Erweiterung auf die gesamte Schweinehaltung, weitere Tierarten und die Außer-Haus-Verpflegung vorangetrieben werden müsse, sagte Staudte. «Voraussetzung dafür ist, dass der Bund ausreichend Geld für den Umbau der Tierhaltung zur Verfügung stellt», sagte die Politikerin.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz in Damme (Kreis Vechta) blickt skeptisch auf das Sondertreffen der Agrar-Ressortchefs. Es gebe noch reichlichen Klärungsbedarf und große Unterschiede beim Finanzierungskonzept zwischen den von der Union und den von Grünen geführten Landwirtschaftsministerien der Länder. Die unionsgeführten Länder setzten bei der Finanzierung auf langfristig rechtssichere Verträge nach den Vorschlägen der Borchert-Kommission; die grün geführten Ministerien würden hingegen auf eine Finanzierung setzen, von der am Ende nur wenige alternativ wirtschaftende Betriebe profitieren würden, kritisierte ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes.
Innerhalb von zehn Jahren sank die Zahl der Schweinehalter in Deutschland um 43,5 Prozent auf 16.900 Betriebe im Jahr 2022. Die Zahl der Tiere ging von 2012 bis November 2022 um rund 25 Prozent auf 21,4 Millionen Schweine zurück. Vor allem Sauenhalter haben in den vergangenen Jahren aufgegeben