Unter anderem wegen Marihuana-Schmuggels muss sich Carlos E. derzeit vor dem Lüneburger Landgericht verantworten. „Herr E. war Teil einer Organisation, die in Hamburg den Rauschgifthandel steuerte“, sagte ein Beamter des Landeskriminalamtes Niedersachsen (LKA) am zweiten Prozesstag.
Lastwagen mit Drogen fuhren nach Winsen
Es ist ein internationaler Krimi, den Richterin Claudia Hagemann in Sitzungssaal 121 mit ihrem Kollegen und zwei Schöffen verhandelt. In Spanien beluden die Kriminellen die Lastwagen randvoll mit Drogen. In wechselnden Routen ging es dem Ziel Winsen entgegen.
200 bis 350 Kilogramm Marihuana an Bord
Pro Fuhre hatten die Sattelschlepper zwischen 200 und 350 Kilogramm Marihuana an Bord. Gleich nach der Ankunft erfolgte in der Lagerhalle an der Hornbosteler Straße die Umladung auf Sprinter, die die heiße Fracht nach Hamburg oder Hannover kutschierten. Einer dieser Fahrer war Juri D. Der 60-Jährige schwieg gestern, weil sein Prozess in Hannover noch läuft. Er hat ein umfassendes Aussageverweigerungsrecht.
Angeklagter Carlos E. will nie direkt in der Südheide gewesen sein
Wie und in welchem Umfang war der 35-jährige Carlos E. in all das eingebunden? Über seine Verteidigerin ließ der Angeklagte zu Prozessauftakt erklären, nie direkt in der Südheide gewesen zu sein. Stattdessen habe er sich über Monate ausschließlich in Timmendorfer Strand aufgehalten.
Standortdaten des Handys ermittelt
Daran gibt es seit Dienstag erhebliche Zweifel. Laut LKA ist der Beschuldigte mindestens einmal in Winsen gewesen. Das gehe aus den Standortdaten des auf E. registrierten Handys hervor, sagte der Polizist. Der Beamte hatte noch mehr Informationen parat, die das Bild einer am Strand spazierenden Person ins Wanken bringen.
Encrochat-Handys ausgewertet
Carlos E. sei regelmäßig in einer Wohnung am Bahnhof Hamburg-Diebsteich gewesen, in der ein Kumpel des Mannes Drogen lagerte. „Das ergaben Chats, die wir auswerteten“, berichtete der Fahnder. Der Angeklagte benutzte selbst bei Plauderei über die Encrochat-Handys sechs Namen. Die Software auf den Mobiltelefonen galt als abhörsicher und als WhatsApp von Gangstern weltweit. Doch der Polizei gelang es, die Codes der Telefone zu knacken.
So wurde das Netzwerk der Winser Gruppe, das mehrere Jahre abgeschottet arbeitete, heimlich unterwandert. „Das war alles sehr klassisch, wie bei einem Logistikunternehmen, aufgebaut“, sagte der vernommene LKA-Mann.
Am 4. Juli wird der Prozess fortgesetzt.