In der Corona-Pandemie merkte Harald Grüne, dass er umdenken muss. Es gab keine Messen mehr, „ich konnte auch nicht mehr zum Kunden fahren“. Klassische Vertriebswege waren nicht mehr vorhanden. Was jahrelang funktioniert hat, musste neu gedacht werden. Seine Kunden sitzen in den USA, Südafrika, Australien und in ganz Europa. Hier kommt der Einsatz der AR-Brillen ins Spiel – kleine Computer mit Kamera und Online-Zugang. Irgendwo auf der Welt setzt sie ein Mensch auf und verbindet sich mit den Technikern von Robot Food Tech, die in Wietze oder irgendeinem Homeoffice sitzen. Diese steuern den Kunden mit Sprachkommandos und Zeichen punktgenau. Können auf diesem Weg zum Beispiel zeigen, an welchem Rad gedreht werden muss, wenn eine Verpackungsmaschine repariert werden muss. Zuletzt hat Grüne 16 Maschinen mit einem Wert von 2,5 Millionen Euro an einen Kunden in Australien verkauft. „Jetzt wird das Ganze installiert. Wir haben Leute vor Ort, der technische Support wird aber von hier gesteuert“, sagt er. Die AR-Technik selbst ist nicht neu. Aber ihr Einsatz könnte in den kommenden Jahren für viele Unternehmen interessant werden.
Spezialbrille kostet 4000 Euro
„Natürlich hat die Technik auch Grenzen“, sagt Grüne. Zudem muss, wie immer, erst investiert werden, bevor der Nutzen steht. Die Brille kostet im Einkauf 4000 Euro, dazu kommt noch die Serviceleistung. Auf der anderen Seite spart man sich Flugkosten und teuren Stundenlohn, meint der Geschäftsführer.
Viele Betriebe digital überfordert
Für das TZEW und den Landkreis ist die Zusammenarbeit mit Robot Food Tech ein gelungenes Beispiel für die Verzahnung von öffentlicher Wirtschaftsförderung und privaten innovativen Projekten. Nils Temmen von der Wirtschaftsförderung des Landkreises betont, dass viele Betriebe „angesichts der sich rasant entwickelnden Technologien vor immer neuen Fragestellungen stehen“ – das Know-how bekäme man unbürokratisch und kostenfrei, wie das Wietzer Beispiel zeige.