Transplantation

Genetischer Zwilling rettet Mileas Leben

Dass ein Spender gefunden wurde, war für Familie Kreimer aus Nienhagen ein absolutes Wunder. Ein genetischer Zwilling rettete Milea das Leben. So geht es der Fünfjährigen einige Monate nach der Transplantation.

  • Von Christopher Menge
  • 25. Dez. 2022 | 18:00 Uhr
  • 27. Dez. 2022
Familie Kreimer mit den Kindern Emil, Milea, Oskar und Moritz sowie Oma Gabi freut sich auf das Weihnachtsfest. Tim und Deborah Kreimer sind dankbar, dass ein Spender für die schwerkranke Milea gefunden wurde und die Transplantation erfolgreich war.
  • Von Christopher Menge
  • 25. Dez. 2022 | 18:00 Uhr
  • 27. Dez. 2022
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Nienhagen.

Vor einem Jahr hat Familie Kreimer ihr Weihnachtswunder erlebt. Drei Tage vor Heiligabend kam die erlösende Nachricht, dass für die schwerkrankte Milea ein Spender gefunden worden sei. Der genetische Zwilling hatte sich erst rund sechs Wochen zuvor typisieren lassen. "Die Person hat Milea das Leben gerettet", sagt Deborah Kreimer. Hinter der Familie aus Nienhagen – und vor allem hinter der inzwischen fünfjährigen Milea – liegt ein unglaublich anstrengendes Jahr. Doch jetzt steht das schönste Weihnachtsfest bevor. Milea lebt, ihr Körper hat das Knochenmark des Spenders angenommen. "Die Leukämie hat keine Möglichkeit mehr zurückzukommen", sagt ihre Mutter. Der Gendefekt bleibe zwar in allen Organen, aber er komme nicht mehr ins Knochenmark, da das komplett durch das des Spenders ausgetauscht wurde. "Es war ein absolutes Wunder, dass ein Spender gefunden wurde. Wunder kommen zu denen, die auch an Wunder glauben."

Genetischer Zwilling gefunden: Stammzellentransplantation in der MHH

Nachdem Chemotherapie und Transplantation im Februar coronabedingt verschoben worden waren, wurde Milea am 7. März in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) aufgenommen. Auf den Tag genau vier Jahre zuvor war das kleine Mädchen erstmals ins Krankenhaus gekommen. Bei Milea wurde schließlich ein seltener Gendefekt diagnostiziert. Es schien nur eine Frage der Zeit bis Leukämie bei ihr ausbricht. "Die Leukämie war quasi schon im Knochenmark", sagt Deborah Kreimer. Im Dezember 2022 wurde zudem eine Mutation festgestellt. Die Zeit schien davonzulaufen, doch dann kam die erlösende Nachricht: Bei einer 38-jährigen Person stimmen alle Gewebemerkmale überein – ein Zehn-von-Zehn-Spender.

"So alt ist Mileas Immunsystem jetzt", sagt ihre Mutter. In einem anonymen Brief hat sie dem Spender ihre Dankbarkeit übermittelt. Sie hofft, dass die Familie Mileas Lebensretter persönlich kennenlernen wird.

"Ihr ging es richtig schlecht."

Deborah Kreimer (Mutter von Milea)

Nach 13 Chemos in fünf Tagen bekam Milea am 18. März die Stammzellen des Spenders. "Das ist ihr neuer Geburtstag", sagt Deborah Kreimer, die aber nicht vergessen hat, wie ihre Tochter leiden musste. "Sie hatte alle Nebenwirkungen, die man haben kann", sagt die 33-Jährige. "Ihr ging es richtig schlecht. Das wünsche ich meinem größten Feind nicht." Wenn die Transplantation nicht erfolgreich gewesen wäre, hätte man wohl keinen zweiten Versuch unternommen.

Traum erfüllt: Familie fährt ins Disneyland in Paris

"Wir haben versucht, es Miliea so schön wie möglich zu machen", sagt Deborah Kreimer, die abwechselnd mit ihrem Mann Tim im Krankenhaus war. "Milea tanzt gerne, wir haben Duschpartys veranstaltet." Sie habe auch gesagt, dass sie davon träume, ins Disneyland zu fahren. Dieser Traum wurde im September wahr, als die Familie nach Paris reiste.

100 Tage nach Transplantation in Isolation

Aus der MHH war Milea am 28. April entlassen worden. Bis zum 100. Tag nach der Transplantation musste Milea aber noch zu Hause in Isolation bleiben, ihre beiden Drillingsbrüder zogen zu den Großeltern, damit sie "nichts aus dem Kindergarten einschleppen". "Milea musste 24 Medikamente am Tag nehmen und bekam flüssige, künstliche Ernährung, die wir mit verschiedenen Vitaminen anreichern mussten", berichtet ihre Mutter. Rückblickend habe sie alles wunderbar mitgemacht. Die Medikamente hätten aber viele Nebenwirkungen hervorgerufen. Oft habe Milea nur schreiend kommuniziert. "Das war sehr anstrengend", sagt ihre Mutter.

Erst als ihre Tochter wieder richtig gegessen habe – Pommes sind ihr Lieblingsgericht – besserte sich der Gesundheitsstand langsam. Am Bodensee sei sie im Juli aufgeblüht. "Auf der Fahrt in den Urlaub ist Milea gesund geworden", sagt ihr Drillingsbruder Oskar.

Milea hat nach der Chemotherapie wieder Haare, die Fünfjährige ist stolz auf ihre beiden Zöpfe.

Nach den Sommerferien durfte sie auch wieder in den Kindergarten. "Kognitiv hat sie sich ganz normal entwickelt", erzählt Deborah Kreimer. Endlich habe Milea nun auch wieder Haare, ihre ersten Zöpfe trägt sie stolz. Der größte Weihnachtswunsch der Eltern ist erfüllt worden. Milea hat aber noch einen: Unter dem Weihnachtsbaum soll bitte ein Rutschepferd stehen.