Kommentar

ICE-Unglück von Eschede: Die Narben werden bleiben

Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Das gilt auch für das ICE-Unglück von Eschede am 3. Juni 1998. CZ-Redakteur Carsten Richter kommentiert den Verlauf der Gedenkfeier zum 25. Jahrestag - und warum auch weiter an die Katastrophe erinnert werden muss.

  • Von Carsten Richter
  • 04. Juni 2023 | 16:33 Uhr
  • 04. Juni 2023
CZ-Redakteur Carsten Richter ist berührt von der Gedenkfeier zum 25. Jahrestag des ICE-Unglücks von Eschede. 
  • Von Carsten Richter
  • 04. Juni 2023 | 16:33 Uhr
  • 04. Juni 2023
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Eschede.

Vor der Gedenktafel mit den Namen der 101 Toten zu stehen, die Menschen zu sehen, die an dem Ort, wo sie sie verloren haben, um ihre Liebsten trauern und einander Trost spenden, das hat mich tief berührt. Die Hinterbliebenen, die Überlebenden, aber auch die vielen Helfer von Feuerwehr und Rettungsdiensten und die Bahnmitarbeiter, sie alle sind aus ganz verschiedenen Himmelsrichtungen gekommen, weil sie ein gemeinsames Schicksal verbindet. Sie geben dem ICE-Unglück von Eschede ein Gesicht, führen uns die furchtbaren Bilder von damals wieder vor Augen, als sei es gerade erst passiert. Kaum zu glauben, dass schon 25 Jahre vergangen sind.

Zugunglück darf nie vergessen werden

Diese Menschen sind der Grund, weshalb die Zugkatastrophe nie in Vergessenheit geraten darf. Sie alle leiden bis heute unter den Folgen – körperlich und/oder seelisch. Die Gedenkveranstaltung hat einen würdevollen und angemessenen Rahmen geboten, um zu erinnern, zu mahnen und trotz allem positiv nach vorne zu schauen.

Nach dem Trubel wieder Zeit für Ruhe

Nun kehrt wieder Ruhe ein in Eschede. Jeder ist mit seiner Art, mit dem Unglück umzugehen, wieder für sich. Diejenigen, die die Trauer und Wut nicht loslässt, und diejenigen – und auch das ist verständlich – endlich abschließen wollen mit dem Geschehenen.

Eschede ist mehr – richtig so

Bürgermeister Heinrich Lange hat vollkommen Recht, wenn er sagt, Eschede dürfe nicht auf das Unglück reduziert werden. Ja, Eschede ist mehr. Das Unglück hätte jeden anderen Ort treffen können. Aber es hat Eschede getroffen. Und es wird immer ein Teil der Geschichte der Gemeinde bleiben. Daran lässt sich nichts ändern.

Narben werden bleiben

Solange es Menschen gibt, die mit der Katastrophe in irgendeiner Weise verbunden sind, wird weiter an einem Tag im Jahr – und alle fünf Jahre in größerem Rahmen – gemeinsam daran erinnert. Als mahnendes Beispiel für die Verletzlichkeit des Lebens und als Positivbeispiel für gelebte Solidarität. Das ist gut so. Die Wunden heilen langsam, aber die Narben werden bleiben.