25 Jahre nach ICE-Unglück

Bitte der Bahn um Verzeihung trifft nicht bei allen Opfern auf Wohlwollen

Die Signale stehen auf Entspannung zwischen Bahn und Hinterbliebenen des ICE-Unglücks von Eschede. Aber nicht jedes Opfer geht darauf ein. Wir haben mit einem Betroffenen gesprochen und die Gedenkfeier zum 25. Jahrestag im Video festgehalten.

  • Von Carsten Richter
  • 04. Juni 2023 | 21:30 Uhr
  • 04. Juni 2023
Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Bahn, hat die Hinterbliebenen der Katastrophe vom 3. Juni 1998 erneut um Entschuldigung gebeten. 
  • Von Carsten Richter
  • 04. Juni 2023 | 21:30 Uhr
  • 04. Juni 2023
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Eschede.

Ein Tag voller Emotionen: Angehörige, Hinterbliebene, damalige Helfer und Anwohner haben am Samstag in Eschede zusammen mit Vertretern von Politik, Bahn und Kirche der Opfer des Zugunglücks vor 25 Jahren gedacht. 101 Menschen waren gestorben, nachdem sich am 3. Juni 1998 ein ICE wegen eines gebrochenen Radreifens an einer Weiche vor der Brücke an der Rebberlaher Straße verhakt hatte.

Wissing: "Unsere Pflicht, Unfallrisiko zu minimieren"

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) führte die prominente Rednerliste an: An Orten wie Eschede würden die Sorgen des Alltags ganz klein, sagte er. "Die Emotionen von damals bewegen uns alle noch Jahre danach", so Wissing. Eine Katastrophe, wie sie in Eschede geschah, dürfe sich nie wiederholen. "Es ist unsere Pflicht, alles zu tun, um ein Unfallrisiko zu minimieren", sagte Wissing.

Bahn erneuert Bitte um Entschuldigung

Das Leid und den Schmerz nachempfinden zu können, möchte er sich nicht anmaßen, sagte Bahn-Chef Richard Lutz. Neben dem "zutiefst empfundenen Mitgefühl" möchte Lutz die "Bitte um Verzeihung für das entstandene menschliche Leid" erneuern. Vorgänger Rüdiger Grube hatte 2013 erstmals um Entschuldigung gebeten. Es sei falsch gewesen, dies so lange nicht zu tun.

Der Überlebende Udo Bauch kann der Bahn nicht verzeihen.

Überlebender Udo Bauch kann Bahn nicht verzeihen

Udo Bauch (55), der seit dem Unglück schwer beeinträchtigt ist, kann der Bahn nicht verzeihen. "Es macht mich immer wieder traurig, wenn ich auf die Gedenktafel blicke und die Namen auch der vielen jungen Leute lese, die gestorben sind", sagt er. "Traurig und wütend zugleich", schiebt er nach. "Weil dieses Unglück hätte vermieden werden können."