Wie es im Bohlenbruch weitergeht, ob und wie die Eichen sich von dem derzeitigen Kahlfraß regenerieren, bleibt abzuwarten. Förster Evers stellt klar, dass es ein Riesen-Problem ist, wenn die Eichen kahl gefressen werden. "Das trifft das ganze Öko-System. Die Blätter sind der Motor für den Nährstoff-Kreislauf. Es geht darum, dass die Nährstoffe und das Wasser vom Boden in die Krone transportiert werden. Um zu überleben, müssen die Bäume während der Vegetationsperiode im Laub sein, also von April bis September", erläutert Evers.
Eichen-Krise im Bohlenbruch bei Bröckel
Ein Massenauftreten von Raupen sorgt im Bohlenbruch bei Bröckel für ein Eichen-Sterben. Die Schädlinge treffen auf einen durch Dürre geschädigten Wald.


Klima-Krise, Dürre und der Borkenkäfer setzen vielen Wäldern zu. Im Bohlenbruch bei Bröckel gibt es jetzt ein weiteres Problem: Massenhaft fressen Raupen verschiedener Schmetterlingsarten Eichen kahl. Anstelle grüner Bäume sind die Kronen kahl und sehen aus, als hätten sie noch gar nicht ausgetrieben. Der starke Kahlfraß an den Stieleichen macht dem Wald erheblich zu schaffen.
Eichenfraßgesellschaft ist Bösewicht
„Dieser Kahlfraß wird durch die sogenannte Eichenfraßgesellschaft verursacht, einem Zusammenschluss aus Raupen verschiedener Schmetterlingsarten. Diese treten im Abstand einiger Jahre immer wieder massenhaft auf und fressen am Laub der Eichen. Arten wie der Große und der Kleine Frostspanner sowie der Eichenwickler bilden diese Fraßgesellschaft“, erklärt die Naturschutzförsterin Kerstin Geier vom Forstamt Fuhrberg.

Dazu kommt: Seit einigen Jahren gewinnt der Eichenprozessionsspinner als Fraßschädling an Bedeutung: Denn normalerweise regenerieren die geschädigten Eichen durch einen erneuten Austrieb im Juni, den Johannistrieb, und verkraften einen einmaligen Kahlfraß in der Regel gut. Kritischer wird es bei Beteiligung des Eichenprozessionsspinners, weil dieser länger im Jahr frisst und auch den Johannistrieb verspeist.
Förster macht sich Sorgen
Benjamin Evers (41), Revierleiter der Försterei Hänigsen, macht sich Sorgen: „Mit Blick auf die konkrete Situation im Bohlenbruch hoffen wir, dass der Eichenprozessionsspinner nur untergeordnet an den Schäden beteiligt ist. In den letzten Jahren konnten wir ihn aber in geringem Umfang im Bohlenbruch nachweisen. Bisher waren dadurch aber keine größeren Schäden zu beobachten.“

Generell hatten die überwiegend alten Eichen im Bohlenbruch in den vergangenen Jahren stark mit der extremen Witterung und den sinkenden Grundwasserständen zu kämpfen. Sie sind dadurch geschwächt und die Absterbe-Raten waren auch vergleichsweise hoch. "Die Eichen gehen jetzt geschwächt in eine Krankheit. Das ist nie gut", sagt Evers über die Entwicklung, die auch in anderen Eichenwäldern im Bereich des Forstamtes Fuhrberg Anlass zur Sorge gibt. Die Probleme mit den Raupen betreffen nicht nur Wälder im südöstlichen Landkreis Celle, sondern auch im Nordosten der Region Hannover.
100 Hektar Eichenwald
Der Bohlenbruch ist ein 173 Hektar großes Naturschutzgebiet nördlich von Bröckel, davon sind rund 100 Hektar Eichenwald. Im "Brand" bei Nienhagen taucht die Fraßgesellschaft auch auf, es gibt aber viel weniger Eichen, weshalb die Schäden geringer sind. Der "Brand" ist ein Auwald von 500 Hektar Größe. In dem Laubmischwald stehen neben Eichen vor allem Eschen, Kiefern, Buchen, Ulmen und Erlen.
Einige Eichen sind verloren
Die Fachleute rechnen damit, dass sich einige Eichen von den Schäden nicht wieder erholen werden. Denn die nun extrem geschwächten Bäume werden anfällig für andere Schädlinge wie den Eichenprachtkäfer oder den Eichenkernkäfer. "Auch angesichts des hohen Wertes, den die Eichen für das Naturschutzgebiet haben, wäre das bedauerlich“, sagt Kerstin Geier.
Insektizide sind verboten
Viel machen können die Förster gegen die Eichenfraßgesellschaft nicht. Eine Möglichkeit wäre theoretisch, Insektizide aus der Luft zu versprühen. Das will man aber vermeiden, weil das Auswirkungen auf das Ökosystem hätte. Im Naturschutzgebiet Bohlenbruch wäre der Einsatz von Insektiziden ohnehin verboten.