"Hermann Löns, die Trasse brennt"

Mahnfeuer im Celler Land: Widerstand gegen Bahnplan

Das Aktionsbündnis gegen Trassenneubau veranstaltet am Samstag Mahnfeuer als Zeichen des Protestes gegen die geplante Bahntrasse. Es gibt aber auch Kritik.

  • Von Christopher Menge
  • 11. Jan. 2023 | 07:00 Uhr
  • 25. Jan. 2023
Entlang der geplanten Bahntrasse stehen schon viele Protestkreuze, nun sollen am Samstag auch Mahnfeuer brennen und Lichter erstrahlen.
  • Von Christopher Menge
  • 11. Jan. 2023 | 07:00 Uhr
  • 25. Jan. 2023
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Bergen.

Während die Deutsche Bahn auf CZ-Anfrage mitteilt, dass es bezüglich der Vorzugsvariante "keinen neuen Stand gibt", formiert sich weiterhin der Widerstand im Landkreis. Am Samstag, 14. Januar, werden ab 17 Uhr nicht nur in der Stadt Celle Mahnfeuer entzündet, sondern auch im Berger Stadtgebiet. Unter dem Motto "Hermann Löns, die Trasse brennt" – so ist es auf den Plakaten zu lesen – lädt das Aktionsbündnis gegen Trassenneubau (AGT) die Bevölkerung zu einer überregionalen Protestaktion in den Landkreisen Celle und Heidekreis ein. Die Mahnfeuer bilden zusammen mit ähnlichen Aktionen benachbarter Bürgerinitiativen den Verlauf der von der Deutschen Bahn geplanten Neubautrasse durch Niedersachsen ab, gegen die sich der Widerstand richtet.

Aktionsbündnis gegen Trassenneubau veranstaltet Mahnfeuer

„Zwischen Hamburg und Hannover werden an vielen Punkten Feuer entflammen und andere Lichtzeichen entlang des Verlaufs der Neubaustrecke gesetzt werden“, erklärt Mathias Ohlhoff vom AGT. Damit wolle man zum einen der Bevölkerung Gelegenheit bieten, ihrer Ablehnung der Bahn-Pläne Ausdruck zu verleihen und zum anderen den Verantwortlichen in der Bundespolitik und bei der DB signalisieren, dass die gesamte Region in ihrem Widerstand zusammensteht. „Wir sprechen uns damit entschieden gegen das Sankt-Floriansprinzip aus“, so Ohlhoff weiter, das besage „Hauptsache nicht vor meiner Tür“. Vielmehr setze man sich geschlossen und überregional dafür ein, dass das bestehende Streckennetz zukunftsfähig ausgebaut werden solle, anstatt „das Geld für einen Neubau herauszuwerfen, der die Natur in erheblichem Maß zerstört, eine höchst fragwürdige Klimabilanz aufweist und den Menschen in Niedersachsen nichts als Nachteile und Leid bringt.“

Im Bereich des AGT wird es in Hoope an der B3, zwischen Bergen und Lohheide, in Bergen an dem Mahnmal Verladerampe, am Burgweg in Offen sowie zwischen Groß Hehlen und Vorwerk (Zur Hasselklink) Veranstaltungen geben, zu der die Bevölkerung eingeladen ist und wo teilweise auch Vertreter aus der Politik sprechen werden. Bei Boye, Hambühren und zwischen Hustedt und Wittbeck sowie am Hustedter Weg werden ebenfalls Lichter erstrahlen, allerdings sind dort aus Platzgründen keine öffentlichen Versammlungen vorgesehen.

Bahntrasse: Petition an Bundesverkehrsminister Volker Wissing

Parallel zu den Mahnfeuern laufe, so Ohlhoff, eine Petition an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing, bei der im Internet Unterschriften gesammelt würden. Unter https://www.change.org/Bahnsinn-2023 könne jeder mithelfen, ein starkes Zeichen gegen den Neubau und für eine vernünftige Verkehrspolitik zu setzen. Bis Dienstagmittag hatten 14.250 Menschen unterschrieben. Die Unterschriftenaktion richtet sich an alle Einwohner der Region Hannover sowie der Landkreise Celle, Heidekreis, Uelzen und Harburg.

Unterdessen gibt es aber auch Kritik, unter anderem hat sich CZ-Leser Jürgen Schmidt gemeldet. "Fachlich ist die Neubauvariante die einzige, die den Anforderungskriterien sowohl in Leistung als auch in Kosten und Auswirkungen auf gesamt-gesellschaftliche Umweltbelastung gerecht wird", sagt der langjährige Eisenbahner. "Die vorschnelle lokalpolitisch und von den aktiven Neubau-Trassengegnern abseits der Bestandstrecke favorisierte Ausbauvariante wäre nur mit einem eigentlich noch nicht realistisch darstellbaren Aufwand und betriebseinschränkenden Maßnahmen in die Bestandsstrecke über viele Jahre – kein Meter Gleis bleibt dabei unberührt – unter erheblichen Kosten und – ungenügend vorhandener – Baukapazität umsetzbar."

"Ich werde es nicht erleben, aber ich wünsche es für meine Enkel."

Jürgen Schmidt (langjähriger Bahnmitarbeiter)

Aus der Bebauungsdichte leitet Schmidt ab, dass das Verhältnis der als Anwohner betroffenen Bürger etwa 1:1000 zugunsten der Bestandsstrecke liege. "Bleibt nur zu hoffen, dass die Mehrzahl der letztlich entscheidenden Bundestagsabgeordneten den Blick über den niedersächsischen Tellerrand hinaus hat und Deutschland ein Stück verkehrspolitischer Zukunft ermöglicht", sagt Schmidt. "Ich werde es nicht erleben, aber ich wünsche es für meine Enkel."