Zu Tränen gerührt und das mit der Frage: Bist du eigentlich in der Kirche? Neulich stellte ich diese Frage ganz aus privatem Interesse, weil ich mir jemanden ausgesucht habe, der Pate für mein zweites Kind werden soll.
Paten fürs Kind finden
Ich war etwas nervös, weil ich mit ihm noch nie darüber gesprochen hatte. Seine prompte Antwort: Natürlich. Glück gehabt. Kleine Tränen flossen bei ihm und mir, denn er bekommt sein erstes Patenkind und ich einen großartigen Paten für mein Kind.
Rekordhoch bei Austrittszahlen
Dann kamen die aktuellen Austrittszahlen der evangelischen Kirche in Deutschland. Wieder ein Rekordhoch. Wieder ein Schlag ins Gesicht für die vielen Menschen, die gute Arbeit in, für und im Namen der Kirche machen. So hing mir die prompte Antwort noch nach, denn so natürlich ist es nicht mehr, und ich fragte mich: Warum bist du in der Kirche?
Glaube in Gemeinschaft spürbar
Die Gründe, warum die Menschen in der Kirche sind, sind so vielfältig wie die Gründe für die Austritte. Einiges ist mir dazu eingefallen: Weil ich so viele Erfahrungen in der Kirche gemacht habe – von durchzechten Nächten mit der evangelischen Jugend bis zu stärkenden Worten bei schweren Verlusten. Weil der Glaube vor allem in der Gemeinschaft so wunderbar spürbar wird. Weil sie ungeahnte Kräfte für Gutes entfalten kann – vor allem, wenn Menschen in Not sind. Weil das Beten in der Gemeinschaft mir Kraft gibt.
Kirche pflegt lange Tradition
Eines ist mir aber eingefallen, was für die einen der Grund ist, in der Kirche zu bleiben, und für andere der Grund, auszutreten: die Tradition. In der Kirche wird eine lange Tradition gepflegt. Wir haben Gebäude, die Orte der Spiritualität sind. Wir haben gemeinsame Formen durch das Jahr hinweg, die Halt geben können. Für die einen ist dies ein wichtiger Anker im Leben. Anderen sagen diese Traditionen nichts mehr. Oder denken, dass hinter ihnen eine überkommene Moral steckt.
Reich Gottes auf Erden
So passen diese Traditionen nicht mehr zu ihrem Leben. Passen Sie aber zur Predigt Jesu Christi? Wenn wir als Kirche daran arbeiten wollen, dass das Reich Gottes auf Erden schon ein kleines Stück Wirklichkeit wird, dann müssen wir nach vorne schauen. „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“
An Zukunft arbeiten
So ist der wichtigste Grund für mich, in der Kirche zu sein, an dieser Zukunft zu arbeiten. Die Kirche und die Tradition sind für die Menschen da. Wenn beides nicht mehr zusammenpasst, dann müssen wir die Hand an den Pflug legen und nach vorne schauen.