Winter immer wärmer

Die Letzten ihrer Art: Gibt es in Celle bald keine Schneemänner mehr?

Sie werden die "alten weißen Männer" sein, an die man sich am liebsten erinnert. Schicken Sie uns zum "Tag des Schneemanns" Fotos von Ihren coolen Lieblingen´- dann kommen sie noch einmal groß heraus.

  • Von Michael Ende
  • 07. Jan. 2023 | 10:00 Uhr
  • 07. Jan. 2023
Er ist ein netter Kerl: der Schneemann.
  • Von Michael Ende
  • 07. Jan. 2023 | 10:00 Uhr
  • 07. Jan. 2023
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Celle.

Früher waren sie im Winter weit verbreitet. Man sah sie überall, sie gehörten einfach dazu. Doch längst werden mehr und mehr ihrer Habitate Opfer des Klimawandels, ihre Bestände schmelzen dahin: Schneemänner zählen heute zu den bedrohten Arten. Um daran zu erinnern und um den Schneemann an sich als treuen Begleiter des Menschen zu würdigen, gibt es den Tag des Schneemanns. Am 18. Januar wollen wir zusammen mit unseren Lesern die schönsten Prachtexemplare dieser coolen Burschen in der CZ präsentieren. Deshalb: Durchstöbern sie bitte ihre Fotoalben und schicken Sie uns Bilder ihrer Schneemänner, Schneefrauen und Schneewesen – auf dass sie nie vergessen werden.

Er ist ein Kulturgut

Der Schneemann gehört zu unserer Kultur. Schon früh hat er es deshalb auch in die Weltliteratur geschafft. "O! Daß ich ein zum Scherz aus Schnee zusammengeballter König wäre, und hier, vor Bolingbrokes Sonne stehend, in Wassertropfen wegschmelzen möchte!", ruft König Richard II. von England im gleichnamigen, 1595 erschienenen Drama von William Shakespeare. Doch die Figur des Schneemanns gibt es schon viel länger, weiß der Schneemann-Experte Cornelius Grätz: "Das früheste verbürgte Zeugnis stammt von Michelangelo: Laut einem Biografen soll er 1494 eine Figur aus Schnee geformt haben. Es gibt aber auch ein holländisches Buch aus dem 13. Jahrhundert, in dem es schon um einen Schneemann gehen könnte." 1770 wird zum ersten Mal explizit der "Schneemann" in der Liedersammlung von Christian Felix Weiße genannt.

CZ-Redakteur Michael Ende schuf 2009 mit seinem Töchtern Tinka (links) und Malin ein Prachtexemplar.

Ein rundherum sympathischer Typ

Der Reutlinger Grätz, dessen riesige Schneemann-Figuren-Sammlung es bereits mehrfach ins Guinness-Weltrekordbuch geschafft hat, hat den internationalen Ehrentag für das kugelige Wintersymbol 2010 ins Leben gerufen. Warum es gerade der 18. Januar ist? Das Datum bezieht sich auf die Form des Schneemanns: Die "8" steht symbolisch für den Schneemann, und die "1" davor für seinen Stock oder Besen, heißt es. Aha. Für Grätz ist der Schneemann ein rundherum sympathischer Typ. "Er ist eine reine Kunstfigur und hat keinen religiösen Hintergrund. Er ist auch selten ideologisch missbraucht worden und kennt keine Nationalitäten. Meine Schneemänner kommen aus der ganzen Welt."

CZ-Redakteurin Maren Schulze hat ihren Hängeschnurrbart-Mann in den Achtzigern gebaut.

Jeder kann ihn bauen - wenn es Schnee gibt

Schneemann-Modellieren sei die Kunst des Kleinen Mannes, weiß Grätz: "Wir alle haben das Bedürfnis, Schnee in die Hand zu nehmen und ihn zu formen, sobald er fällt. Das steckt irgendwie in den meisten Menschen drin, dieses Bedürfnis, sich da kreativ auszuleben. Wann sonst bekommen wir auch schon Material dafür frei Haus geliefert?" Nicht mehr allzu oft, lautet die Antwort für uns Bewohner des norddeutschen Flachlandes, dessen nasskalt-verregnete, ehr grau statt weiße Schmuddel-Winter berüchtigt sind.

die CZ-Leser Tobias Östritz und Janett Gunkel bewiesen 2017: Na klar: Es gibt auch Schneefrauen - und -königinnen.

Temperaturen um null Grad sind genau richtig

Doch allzu-knackig kalt mag es der Schneemann ohnehin nicht: Denn dann backt der Schnee nicht. Wer schnell einen großen, stabilen Schneemann bauen will, braucht den guten Pappschnee. Beste Bedingungen: Temperaturen um den Gefrierpunkt. Dann ist der Schnee leicht feucht, die Flocken kleben aneinander und lassen sich schnell zu großen Kugeln rollen. "Zu feucht darf der Schnee aber auch nicht sein", weiß Grätz: "Sonst werden die Kugeln zu groß und schwer, dann kann man sie nicht mehr stapeln."

Ob es bis zum 18. Januar im Celler Land noch schneien wird, scheint fraglich. Das Klima spielt einfach nicht mehr mit – auch dies ein Drama wahrhaft shakespeareschen Ausmaßes.

Schicken Sie uns bitte ihre schönsten Schneemann-Fotos mit einer Beschreibung, was und wer auf dem Bild zu sehen ist, wann es entstand und warum Sie sich gern daran erinnern, per E-Mail an redaktion@cz.de.