Sorgen und Optimismus

Celles Einzelhändler blicken mit gemischten Gefühlen auf das Karstadt-Aus

Die Zukunft von Galeria-Karstadt ist besiegelt. Was kommt danach? Einige Geschäftsinhaber zeigen sich besorgt, wollen den Kopf aber nicht in den Sand stecken.

  • Von Pascal Bangemann
  • 20. März 2023 | 17:00 Uhr
  • 24. März 2023
Dunkle Wolken über dem Celler Karstadt-Haus. Was sagen die umliegenden Einzelhändler zum bevorstehenden Aus? 
  • Von Pascal Bangemann
  • 20. März 2023 | 17:00 Uhr
  • 24. März 2023
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Die für Ende Juni angekündigte Schließung des Galeria-Karstadt-Warenhauses in der Innenstadt wirft ihre Schatten voraus. Nicht nur Politik und Bürger diskutieren dabei leidenschaftlich über die Vergangenheit sowie Zukunft des markanten Gebäudes. Auch bei den Einzelhändlern Celles haben die jüngsten Ereignisse hohe Wellen geschlagen. Ein Stimmungsbild zwischen persönlicher Nostalgie und Aufbruchsfantasien direkt aus den umliegenden Geschäften.

Petra Kriegerowski, Inhaberin des "Zapfhahns", befürchtet ausbleibende Kundenströme, weiß aber auch um die Stärken der Stadt. 

Einkaufserlebnis in Celle bleibt Trumpfkarte

„Ich bin sehr betrübt darüber, dass Karstadt schließt. Das Sortiment wird sicherlich vielen Kunden fehlen, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass nach der endgültigen Schließung auch entsprechend weniger Kunden in der Stadt unterwegs sind“, erklärt Petra Kriegerowski, Inhaberin des "Zapfhahns" an der Neuen Straße. Insbesondere seit der Corona-Pandemie stelle sie ohnehin eine deutliche Verschlechterung des Klimas für Einzelhändler fest. Ein Umstand, der sich womöglich durch die Schließung des Warenhauses weiter verstärken könnte. Den Kopf in den Sand stecken will Kriegerowski deswegen aber noch lange nicht. „Ein Einkaufsbummel in unserer wunderschönen Stadt ist nach wie vor etwas, das das Internet nicht ersetzten kann. Dies ist und bleibt unser Trumpf“, gibt sie sich kämpferisch.

Andreas Sprenger verkauft gemeinsam mit seiner Frau regionale und nachhaltige Produkte im Geschäft "Allernixe". Er weist auf die Chancen hin, die das Karstadt-Aus birgt. 

Neue Chancen und neue Mitarbeiter?

Nur eine Querstraße entfernt arbeiten Tabea und Andreas Sprenger in ihrem Laden und Design-Atelier. In der „Allernixe“ gibt es nachhaltige Produkte jedweder Art zu kaufen. „Als Innenstadt-Bewohner werden wir die Galeria-Karstadt-Filiale natürlich vermissen. Das Image der Marke bleibt natürlich trotzdem lebendig und hat mich persönlich vor allem in der Kindheit und Jugend geprägt“, gibt Andreas Sprenger zu verstehen. Er und seine Partnerin versuchen dennoch das Positive an der Situation zu sehen. Gewinneinbußen oder weniger Kunden fürchten sie aktuell nicht. Im Gegenteil. „Wir rechnen insofern mit Veränderungen, als dass wir nun eines der wenigen Unternehmen in der Innenstadt sind, das noch hochwertige Schreibgeräte und Papierwaren anbietet“, so Tabea Sprenger. Man erhoffe sich entsprechend auch den ein oder anderen motivierten neuen Mitarbeiter. Das Klima besonders für kleinere Geschäfte empfinden beide dank der Arbeit von Innenstadtmanagerin Johanna Crolly in Celle als positiv.

Joachim Schwanitz führt das Celler Traditionsgeschäft "Huth's Kaffee und Feinkost". Er sorgt sich insbesondere vor einem möglichen Verfall des Gebäudes. 

Die Angst vor der Verwahrlosung des Gebäudes ist groß

In unmittelbarer Nähe zu Galaria-Karstadt befindet sich mit Huth’s Kaffee und Feinkost ein echtes Celler Traditionsunternehmen. Hier sorgt das bevorstehende Aus für reichlich Kopfschmerzen. „Das Warenhaus wird mir ganz deutlich fehlen. Allein schon deshalb, weil ich jetzt für den Kauf vieler Sachen längere Wege zurücklegen muss“, sagt Inhaber Joachim Schwanitz. Er befürchtet nach eigenen Angaben besonders Probleme beim Finden einer Nachnutzung für die Räumlichkeiten. „Je länger es dauert, desto wahrscheinlicher wird auch eine Verwahrlosung des Gebäudes. Das wäre äußerst schlecht für die Stadt und auch für die anliegenden Geschäftsinhaber“, führt Schwanitz an.

Irgendetwas muss passieren

Was also tun mit dem bald leer stehenden Karstadt-Koloss zwischen Berg- und Mauernstraße? Ein Indoor-Spielplatz? Eine Jugendherberge? Cafés und Geschäfte? Oder doch lieber eine Mischung aus Handel, Gastronomie und Start-ups? Möglichkeiten und Ideen gibt es auch von Seiten der Einzelhändler zumindest auf dem Papier viele. Irgendwas, so sind sie sich alle einig, muss auf jeden Fall möglichst zeitnah geschehen.