Der Celler Hafen ist für Manuela Mast ein Ort, an dem sie Zeit mit ihrem Sohn verbringt und eine Auszeit vom Alltag nimmt. Zugleich ist die dortige Baustelle aber auch ein Platz, der zeigt, was sich in der Wohnungsbaupolitik ändern muss: Die Mieten seien zu hoch, sagt sie, es gebe zu wenig sozialen Wohnungsbau. Viele Cellerinnen und Celler, die eine bezahlbare Wohnung suchen, hätten hier das Nachsehen gegenüber wohlhabenden Menschen. Am 9. Oktober will die 40-Jährige aus dem Wahlkreis Celle für Die Linke in den niedersächsischen Landtag einziehen.
Überzeugte Nicht-Autofahrerin
Der Wunsch, sich gegen rechte Bewegungen zu engagieren, brachte Mast vor rund einem Jahr zu ihrer Partei. Sie wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisverbands der Celler Linken und zur Beisitzerin im Landesvorstand gewählt. „Es wird in der Politik oft mehr auf wirtschaftliche Punkte geachtet als auf den Menschen“, sagt die 40-Jährige. „Ich sehe immer öfter, dass einfache Bürgerinnen und Bürger sich nicht mehr von der Politik vertreten fühlen. Da muss sich etwas ändern.“ Auch, weil es für rechte Parteien und Gruppen einfach sei, genau die Menschen, die sich nicht gehört fühlen, für sich zu gewinnen. Einstehen will Mast für Vielfalt in der Gesellschaft, egal ob bei Herkunft, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, der gelebten Familienform oder körperlichen und geistigen Einschränkungen. Aus diesem Antrieb heraus gründete sie Anfang des Jahres das Aktionsbündnis für gelebte Demokratie mit, das sich gegen „Querdenker“ stellt, mit.
Ein weiteres Thema, das Mast im Landtag voranbringen will, ist die Umstrukturierung und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. „Es ist nicht mehr die Frage, ob es passiert, sondern eine Frage des Wann“, sagt sie. „Der Autoverkehr nimmt zu viel Raum ein.“ Öffentliche Verkehrsmittel seien eine ökologische und soziale Alternative. Daher müsse es für die Menschen attraktiv werden, auf das Auto zu verzichten. Die 40-Jährige hat selbst keinen Führerschein und bezeichnet sich selbst als überzeugte Nicht-Autofahrerin.
Manuela Mast hofft auf Zweitstimmen für Die Linke
Durch ihr ehrenamtliches Engagement in der Kultur hat Mast auch die Situation der Kulturschaffenden im Blick. „Die Branche hat unter Corona sehr gelitten“, sagt sie, in Folge der Energiekrise seien nun weitere Einbußen zu befürchten. Vor Kurzem wurde in Niedersachsen ein Kulturförderungsgesetz beschlossen. „Es wird sich jetzt zeigen müssen, wie das in die Realität umgesetzt wird.“ Gegebenenfalls könnten Nachbesserungen nötig werden. Nicht zuletzt geht es der 40-Jährigen um die Gleichstellung von Frauen, auch beim Gehalt, und den Kampf gegen sexuellen Missbrauch. „Dafür braucht es mehr Beratungsstellen“, fordert sie.
Mit ihrer Kandidatur kämpft Manuela Mast auch um den Wiedereinzug ihrer Partei in den Landtag: 2017 verfehlte die Linke die Grenze mit 4,6 Prozent knapp. „Als Direktkandidatin einzuziehen, halte ich für nicht perspektivisch“, sagt sie selbst. Ob der Listenplatz 15 ausreicht, wird sich am Wahltag am 9. Oktober zeigen.