CZ-Weihnachtsaktion

Wie eine Cellerin durch eine Kartoffelsuppe zurück ins Leben fand

Zehn Jahre lang pflegte eine Frau aus Celle ihren krebskranken Mann. Als ihr Partner stirbt, beginnt der Ärger mit dem Vermieter. Sie erhält Morddrohungen, hat Angst nach Hause zu gehen und schläft auf der Straße. Der erste Besuch in der Essenszeit ebnete ihr den Weg zurück ins Leben.

  • Von Jana Wollenberg
  • 25. Dez. 2022 | 11:57 Uhr
  • 26. Dez. 2022
Den ersten Besuch in der Essenszeit beschreibt eine 62-jährige Cellerin als ihre Rettung. 
  • Von Jana Wollenberg
  • 25. Dez. 2022 | 11:57 Uhr
  • 26. Dez. 2022
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Der Mittagstisch, den Essenszeit-Leiterin Silke Dümeland und ihr Team anbieten, ist sozialer Treffpunkt, günstige Mahlzeit und auch Seelsorgestation.
Celle.

"Es gab Kartoffelsuppe", erinnert sich die 62-Jährige an ihren ersten Besuch in der Essenszeit der Diakonie an der Harburger Straße. Das war vor etwas mehr als einem Jahr, noch heute ist die Cellerin regelmäßiger Gast bei Leiterin Silke Dümeland und ihrem Team. "Immer, wenn es die Suppe gibt, erinnert sie mich an diesen Tiefpunkt in meinem Leben, an dem ich stand. Heute ist das für mich mit so viel Dankbarkeit verbunden."

Essenszeit der Diakonie bringt Rettung

"Ich habe mich so geschämt, ich konnte gar nicht fassen, dass ich an so einen Punkt gekommen bin", erzählt sie. Dabei sollte sich niemand dafür schämen müssen, Hilfe zu brauchen und in Einrichtungen wie dieser anzunehmen, betont sie. "Hier wurde ich aufgefangen, als ich an meinem Tiefpunkt stand." In der Essenszeit bekommen die Gäste für wenig Geld eine warme Mahlzeit, für die Cellerin war der erste Besuch der entscheidende Schritt, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Finanziert wird das Angebot unter anderem durch Spenden aus der CZ-Aktion "Mitmenschen in Not".

Krebskranken Mann gepflegt

Bevor die Frau zum ersten Mal in die Essenszeit kam, hat sie wohl mehr mitmachen müssen, als die meisten Menschen ertragen würden. Zehn Jahre lang pflegte sie ihren krebskranken Mann – diese Zeit und das, was danach kam, arbeite sie noch heute auf, erzählt die 62-Jährige. Kurz nach dem Tod ihres Mannes habe der Terror begonnen, die Familie der Vermieter versuchte die Alleinstehende zum Auszug zu bewegen. "Das ging bis hin zu Morddrohungen. Ich hatte Angst, nach Hause zu gehen und habe eine Zeit lang auf der Straße geschlafen." Später suchte sie sich eine günstige Pension und lagerte von ihrem letzten Geld ihre Besitztümer aus der Wohnung ein.

"Ich hatte Angst, nach Hause zu gehen und habe eine Zeit lang auf der Straße geschlafen."

Essenszeit-Besucherin

Frau erhält Morddrohungen

"Dann kam der Zeitpunkt, an dem ich nichts mehr zu essen hatte. Ich hatte zwar einen Platz zum Schlafen, aber mit leerem Magen schläft es sich schlecht." Ihr fehlte nicht nur das Geld für etwas zu essen, sondern auch die Kraft, die Situation allein in den Griff zu bekommen. So war die alte Wohnung zwar leer geräumt, die Miete wurde aber weiter abgebucht. Die 62-Jährige wandte sich an die ambulante Hilfe für wohnungslose Frauen und Männer, dort bekam sie vier Bezugsmarken für ein kostenfreies Essen in der Essenszeit. Selbst da fiel es ihr noch schwer, die Scham über ihre Situation zu überwinden, erzählt die Cellerin, schließlich wurde der Hunger aber doch zu groß. "Diese vier Essensmarken sind mein Startkapital zurück in mein Leben gewesen."

So können Sie helfen

Menschen in finanzieller Not können Sie mit Ihrer Unterstützung der CZ-Weihnachtsaktion helfen – die eingehenden Gelder gehen an soziale Einrichtungen sowie Einzelpersonen und Familien in Not. Das Bankkonto des gemeinnützigen Vereins „Mitmenschen in Not“ läuft unter dem gleichnamigen Stichwort mit der IBAN: DE74 2695 1311 0000 0099 10 bei der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg (BIC: NOLADE21CEL). Bis zu einem Betrag von 200 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg als Spendenquittung an.

Traumatisches Erlebnis mit ehemaligem Vermieter

Sie fand die Kraft, die alte Wohnung fristlos zu kündigen und Anzeige zu erstatten. Heute lebt sie in einer neuen Wohnung, sagt sie, zwar teurer als die alte, "aber ich bekomme jetzt ein bisschen Wohngeld, das hilft." Zusätzlich lebt sie von einer kleinen Witwenrente. "Es ist nicht perfekt, aber es ist gut. Was mir noch fehlt, ist mein Seelenfrieden." Bis heute ist sie in psychologischer Behandlung, bald ist ein Gerichtstermin angesetzt, danach möchte sie das traumatische Erlebnis mit ihrem alten Vermieter endgültig hinter sich lassen.