Und die kennt bei dem Künstler aus Hannover kaum Grenzen, wie ein durchaus schlüssiger Ausflug in das Reich der Toten bewies. Seine prononcierte Ausdrucksweise mit einem warmen Timbre in der Stimme ließ ihm jedes Wort glauben, auch wenn er das Blaue vom Himmel erzählte. So zweifelte man die Forschungsergebnisse der Universität Stunton in Michigan nicht im Geringsten an und musste sich vom Künstler erst aufklären lassen, dass eine solche Hochschule gar nicht existiert. Es war ein kleiner Seitenhieb auf die Welt der sozialen Medien und deren teilweise sehr zweifelhaften Informationsgehalt.
Liebe zur deutschen Sprache
Man konnte die Augen schließen und sich einfach mitnehmen lassen auf seine phantastische Reise und sein agierendes Personal dabei lebhaft vor dem inneren Auge erscheinen lassen, wie den leibesfülligen Polizisten in einer viel zu knappen Uniform, den hysterischen Verschwörungstheoretiker oder das befreundete Lehrerehepaar im Partnerlook. Seine vielfältigen Assoziationen gaben Anlass für so manches musikalische Intermezzo, wie das poetische Lied über das Spiel der Wolken am Himmel. Seine Liebe zur deutschen Sprache ist das zentrale Element in seinen Geschichten und es gelingt ihm, den Charme von fast vergessenen Konjunktiven oder lautmalerischen Bezeichnungen überzeugend zu vermitteln. Geradezu musikalisch war sein Vortrag von Begriffen wie etwa Vorsteuerabzugsberechtigter, denen er ihre innewohnende bizarre Komik entlockte.
Feine Pointen statt Holzhammerhumor
Matthias Brodowy bedient sich keines Holzhammerhumors und man muss schon genau hinhören und mitdenken, um die feinen verbalen Pointen nicht zu verpassen. Aber gerade das macht auch den besonderen Reiz seines Programms aus. Mitunter bekommt man Anregungen, Dinge zu Hause noch einmal nachzuschlagen, wenn er beispielsweise die Allegorie Kierkegaards über den Clown, dessen Ausruf „Der Zirkus brennt“ fatalerweise auch nur als Scherz begriffen wird, mit in seinen Vortrag einfließen lässt.