Celler Weltfrauentag

Ein langer Kampf der Gleichstellung ohne absehbares Ende

Finanztipps, Flower Power und harsche Kritik gab es anlässlich des Weltfrauentags vor der Celler Congress Union und an der Zöllnerstraße.

  • Von Pascal Bangemann
  • 09. März 2023 | 12:00 Uhr
  • 09. März 2023
Fordern Freiheit und Selbstbestimmung für Frauen auf der ganzen Welt: Demonstrantinnen vor der Congress Union mit selbstgemachten Bannern und Transparenten.
  • Von Pascal Bangemann
  • 09. März 2023 | 12:00 Uhr
  • 09. März 2023
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Celle.

Geringere Einkommen, niedrigere Aufstiegschancen und alltäglicher Sexismus – der Weltfrauentag rückte auch in diesem Jahr etwaige Missstände in Sachen Gleichstellung in den Fokus. Im Rahmen verschiedener Aktionen und Veranstaltungen versuchte man sich in Celle der Thematik auf ganz unterschiedliche Arten zu nähern und so das Bewusstsein für nach wie vor verbreitete Ungerechtigkeiten zu schärfen.

Rückschritte in Sachen Gleichstellung

An der Zöllnerstraße verteilten Mitarbeiterinnen des Gleichstellungsbüros des Landkreises Stoffbeutel und Broschüren mit Finanztipps an Interessierte. „Das gängige Klischee sagt, dass Frauen und Geld einfach nicht zusammenpassen. Dabei ist es aktuell wichtiger denn je, dass auch sie sich mit der wirtschaftlichen Existenzsicherung auseinandersetzen“, erklärte Bianka Lawin, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Celle energisch. Insbesondere im Zuge der Pandemie habe sich die finanzielle Lage vieler Frauen drastisch verschlechtert. In den meisten Bereichen nehme sie bedauernswerte Rückschritte in Sachen Gleichstellung wahr, die sich zumeist eher subtil bemerkbar machten. Ihr Urteil: „Es wird noch lange dauern, bis wir die traditionellen Rollenbilder tatsächlich aus den Köpfen bekommen.“

In Neuenhäusen wählte man statt Worten das Symbol der Rose, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Die Blumen werden häufig in Ostafrika angebaut, wo viele Pflückerinnen auf den Rosenfarmen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Aus diesem Grund wurden anlässlich des Weltfrauentags im „Fairtrade-Stadtbezirk“ ausschließlich Rosen aus fairem Anbau verteilt.

"Alle drei Tage passiert hierzulande ein Femizid"

Weit weniger blumig ging es auf der unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) organisierten Demonstration zu. Rund 50 Menschen trotzten dem einsetzenden Schneefall und den kalten Temperaturen am späten Nachmittag, um ihre Botschaft in Celles Straßen zu bringen. „Frauen und Mädchen erleben auch in Deutschland tagtäglich Gewalt. Durchschnittlich alle drei Tage passiert hierzulande ein Femizid“, gaben Kira und Lena von der Celler Ortsgruppe der feministischen Vereinigung „Gemeinsam Kämpfen“ zu verstehen. Gegen jegliche Art von patriarchaler Gewalt wolle man die Stimme erheben.

Solidarität mit Frauen im Iran und Syrien

Besonders aus Solidarität mit den Mädchen und Frauen im Iran sowie in Syrien hatten sich viele der Teilnehmer unter dem Motto „Jin Jiyan Azadî – gemeinsam verteidigen wir das Leben“ mit selbstgemachten Bannern und Transparenten dem Protest angeschlossen. Sie alle einte am Weltfrauentag der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung für Frauen auf der ganzen Welt. „Das System, das uns heute unterdrückt, wurde einst von Menschenhand erschaffen. Also kann es auch von Menschenhand verändert werden“, so der Tenor. Der 8. März ist dementsprechend auch als Teil eines Kampfes zu verstehen, dessen Ende nicht abzusehen ist.