Buch über Fliegerhorst von Hendrik Altmann

Celler Häftlinge mussten in Wesendorf schuften

Für den Ausbau des Fliegerhorstes Wesendorf mussten im Zweiten Weltkrieg auch hunderte Häftlinge aus Celle schuften - überwiegend politische Gefangene. Der Heimatforscher Hendrik Altmann hat für sein neues Buch umfangreich recherchiert.

  • Von Susanne Harbott
  • 28. Feb. 2023 | 16:54 Uhr
  • 28. Feb. 2023
Heimatforscher Hendrik Altmann hat für sein Buch umfangreich recherchiert.
  • Von Susanne Harbott
  • 28. Feb. 2023 | 16:54 Uhr
  • 28. Feb. 2023
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Celle.

Es erinnert heute nicht mehr viel daran, dass sich bei Wesendorf bis April 1945 der größte militärische Standort im Landkreis Gifhorn befand. Sichtbar ist insbesondere noch ein gleichmäßig bewachsener Geländestreifen im zentralen Bereich des ehemaligen Rollfeldes, an dessen Enden auffällige Bodenunebenheiten angrenzen.

Fliegerhorst Wesendorf für Düsenflugzeuge einsatzfähig machen

Es handelt sich um Überreste von Baumaßnahmen, die bis zum Kriegsende unter Hochdruck betrieben wurden – der Fliegerhorst sollte um eine betonierte Start- und Landebahn erweitert und für den Einsatz moderner Düsenflugzeuge – sogenannter „Strahlflugzeuge“ – einsatzfähig gemacht werden. Von derartigen „Wunderwaffen“ erhoffte man sich noch eine entscheidende Wendung im längst verlorenen Krieg.

Schuften mussten bei Wesendorf vorwiegend Zwangsarbeiter. Dies war damals nicht unüblich – der Bedarf an personellem Nachschub für die Kriegsfronten hatte den heimischen Arbeitsmarkt durch militärische Einberufungen leergefegt. Der Einsatz von Zwangsarbeitern war alltäglich geworden und dennoch ist für den Ausbau des Fliegerhorstes Wesendorf eine Besonderheit zu bemerken. Zum Einsatz kamen hier nämlich hunderte Häftlinge der Zuchthäuser Wolfenbüttel und Celle.

Überwiegend politische Häftlinge aus Celle Und Wolfenbüttel im Einsatz

Überwiegend handelte es sich um politische Häftlinge, die im sogenannten „Außenkommando Krümme“, einem bewachten Barackenlager im Süden des Flugplatzes untergebracht waren. Verurteilt für Verbrechen, wie beispielsweise das Hören ausländischer Radiosender, das Lesen „feindlicher“ Propaganda oder geringfügige Diebstahlsdelikte, waren die Häftlinge schwerster körperlicher Arbeit, unzureichender Versorgung und der rohen Behandlung durch die Bewacher ausgesetzt. Etliche überlebten diese Zustände nicht – junge Männer starben mitunter an Körperschwäche und Herzversagen. Systematisch aufgearbeitet wurden diese Zusammenhänge bislang nicht.

Beziehungen von Rüstungsprojekten und Zwangsarbeit belegt

Für sein Buch „Der Fliegerhorst Wesendorf – zwischen Zwangsarbeit und Wunderwaffen“ wertete der Heimatforscher und Beauftrage für Denkmalpflege, Hendrik Altmann, archivalische Bestände und weiteres Quellenmaterial umfassend aus. Die Recherchen lieferten insbesondere Erkenntnisse darüber, wie die Zusammenarbeit zwischen den Zuchthausverwaltungen in Celle und Wolfenbüttel in Bezug auf die Bereitstellung von Arbeitskräften vonstattenging. Die unmittelbaren Beziehungen zwischen Rüstungsprojekten und Zwangsarbeit werden am Beispiel des Fliegerhorstes Wesendorf belegt.

Neues Buch von Heimatforscher Hendrik Altmann

Das neue Buch kostet 24,50 Euro und kann per E-Mail an found-places@live.de vorbestellt werden.

Am Freitag, 24. März, findet ab 18.30 Uhr eine Buchvorstellung im Mehrgenerationenhaus in Georgshof, Steinweg 20, in Gifhorn statt. Der Eintritt ist frei.