Bereits im Februar war die Verunsicherung bei vielen Eltern im Landkreis groß: In Wienhausen, Oppershausen und Hambühren wurden mehrere Kinder von Unbekannten angesprochen. Nun sorgt ein weiterer mutmaßlicher Vorfall im Umkreis der Grundschule Hehlentor für Aufsehen. Eine Mutter informierte zu Beginn der vergangenen Woche die Schulleitung über ähnliche Erfahrungen, die ihr Kind jüngst gemacht habe. Hier und an der angrenzenden Kindertagesstätte versucht man nun besonnen zu reagieren.
Kind vor der Grundschule Hehlentor von Fremden angesprochen
Im Hehlentor sorgt ein Zwischenfall für Aufregung. Ein Kind berichtet, dass es von einem Fremden angesprochen wurde. Derweil warnt die Polizei vor Hysterie.

Grundschule und Kita wollen aufklären
„Zur Aufklärungsarbeit gehört, dass jede Klassenleitung mit den Schülerinnen und Schülern das Thema des Übergriffs offen bespricht. Die Kinder lernen verschiedene Handlungsstrategien kennen“, erklärt Schulleiterin Martina von Behr auf Anfrage. Oberstes Ziel sei es, die Kinder bestmöglich zu sensibilisieren und zu schützen. Auch an der Kita Kappellenberg hat man entsprechende Maßnahmen ergriffen. „Wir können sagen, dass wir schon seit Langem den Bereich hinter unserem Haus sehr sensibel begleiten und im Fokus haben. Darüber hinaus haben wir uns aufgrund der aktuellen Situation dazu entschieden, die Haustüren nach der Bringzeit zu verschließen und zur Mittagsabholzeit wieder zu öffnen. Ab 14 Uhr werden die Türen dann wieder verschlossen sein“, so Kita-Leiterin Elke Constabel. Die Mutter des betroffenen Kindes habe nach eigenen Angaben eine Anzeige bei der Polizei erstattet, wollte sich jedoch nicht weiter zu dem Vorfall äußern.
Widersprüchliche Aussagen zu Meldung des Vorfalls
Den Eingang einer Anzeige konnte die Polizeiinspektion Celle zunächst nicht bestätigen. Hier sei man über den mutmaßlichen Vorfall bislang noch nicht in Kenntnis gesetzt worden, sagt Dirk Heitmann: „Auch wenn das Ansprechen von Kindern an sich noch kein Strafbestand ist, können wir Betroffene nur ermutigen, solche Vorfälle so schnell wie möglich bei uns zu melden.“ Die Polizei nehme entsprechende Meldungen stets ernst, so der Pressesprecher der Polizeiinspektion Celle. Nur so könne man helfen und die Kinder schützen. Die Hemmschwelle sei bei der Meldung entsprechender Vorfälle erfahrungsgemäß oftmals relativ hoch.
Statistik zeigt: Gewaltverbrechen durch Unbekannte selten
Wenn Kinder auf der Straße oder aus Fahrzeugen heraus von fremden Personen angesprochen werden, führe das bei Eltern verständlicherweise häufig zu Beunruhigung. Kriminalstatistiken zeigen jedoch, dass Kinder nur in sehr seltenen Fällen von unbekannten Personen überfallen, missbraucht oder gar getötet werden. Zum Großteil geschehen solche Taten nach Angaben des Landeskriminalamts durch Verwandte, Freunde oder Bekannte.
Polizei mahnt zur Besonnenheit
Bei aller Sorge um die Kinder gelte es entsprechend Hysterie, Gerüchte, falsche Verdächtigungen und Überreaktionen zu vermeiden, sagt Heitmann. Besonders von der Verbreitung ungeprüfter Informationen beispielsweise in WhatsApp-Gruppen sei in diesem Kontext dringend abzuraten. Im Zweifelsfall sei es der beste Weg, bei der Polizei unter Telefon 110 nachzufragen, ob ein derartiger Vorfall bekannt ist.
Umgehende Meldung von Zwischenfall essentiell
Sowohl für den Akutfall als auch zur Prävention gibt es ein von der Polizei ausgearbeitetes Manifest mit Tipps und Verhaltensregeln. Es ist demnach zunächst unerlässlich, Ruhe zu bewahren und dem eigenen Kind Sicherheit sowie Verständnis zu vermitteln. Zur Vorbeugung rät die Polizei unter anderem dazu, Kinder möglichst in Gruppen zur Schule oder zum Spielplatz zu schicken und ihnen klar zu machen, dass sie auf Zurufe beziehungsweise Forderungen von fremden Personen nicht reagieren müssen. Regelmäßig solle man zusätzlich mit dem Nachwuchs üben, wie er sich in bedrohlichen Situationen zu verhalten hat und an wen er sich wenden kann. Grundsätzlich sei es aber am wichtigsten, dem eigenen Kind Glauben zu schenken und es ernst zu nehmen, heißt es von der Polizei. Wenn Kinder von Erfahrungen, Übergriffen, Drohungen oder Beobachtungen berichteten, sollten Eltern aufmerksam zuhören und sich umgehend mit der Polizei in Verbindung setzen.
Tipps und Verhaltensregeln
Bei Fragen steht Christian Riebandt, Beauftragter für Jugendsachen, per E-Mail an christian.riebandt@polizei.niedersachen.de zur Verfügung.
Eltern sollten ihren Kindern zeigen, wo sie Hilfe bekommen können. Hierzu zählen bekannten Personen, Geschäfte, Büros, Wohnhäusern usw.
Darüber hinaus gilt es, den Kindern bewusst zu machen, dass sie im Notfall wegrennen oder um Hilfe rufen können. Von Verstecken ist abzuraten. Vorfälle sind schleunigst unter „110“ zu melden.