Nun gehört spontanes Singen, Mitklatschen und in den Reihen Tanzen nicht gerade zum typischen Verhalten in Deutschlands klassischen Gottesdiensten. Wer allerdings am Donnerstagabend in der Celler Stadtkirche gewesen war, der musste einen ganz anderen Eindruck gewinnen. Da ging nämlich auch beim Publikum salopp gesagt die Post ab – und nicht nur bei den neun Akteuren von „The Best of Harlem Gospel“. Den neun Gospelsingers gelang es mit Leichtigkeit, ihre Empfindung von Freude und Temperament, mit der sie ihren Glauben und Rhythmus verbinden und ausdrücken, auf die Zuschauer zu übertragen. Die großartige Stimmgewalt jedes Einzelnen war die perfekte Zugabe.
Mit spektakulärer Bühnenschau
Die Bankreihen waren bis zur letzten besetzt und schon mit dem ersten Lied verschmolzen Sängerinnen und Sänger auf der Bühne mit den Zuschauern zu einer Gemeinschaft, in der „Bereitschaft, sich darauf einzulassen, sie zu hören, zu spüren und mit allen Sinnen zu erleben“ – ganz wie es im Programm angekündigt war. Das Versprechen, die Menschen mit dieser Musik, deren Blütezeit afroamerikanischer Kultur in den Zwanzigerjahren unter dem Namen „Harlem Renaissance“ bekannt ist, abzuholen, wurde zur Gänze erfüllt. Dazu gab es, in wechselnden Farben getaucht, eine spektakuläre Bühnenschau – also Entertainment à la American. Einzig allein die etwas übertriebene Lautstärke aus den Lautsprechern wäre zu rügen, wollte man ein Haar in der sonst köstlichen Suppe suchen.