Kiesgrube verschwunden : So hat sich Altenhagen verändert

In der Werkstatt von Fritz Thomas hat Friedrich Wilhelm Ristel (Jahrgang 1938) von 1956 bis 59 gelernt. Der Lehrling, der immer mit dem Zug aus Oldendorf kam und dann vom Bahnhof Celle-Vorstadt mit dem Fahrrad nach Altenhagen fuhr, hat dabei mitgeholfen, die neue Werkstatt-Halle zu bauen. Am 2. November 1957 berichtete die Cellesche Zeitung, dass der "Celler Vorort Altenhagen um einen Werkstatt-Neubau reicher geworden" sei. "Fritz Thomas hat hier eine neue Reparaturwerkstatt in modernem Stil errichtet. Dieser Bau wurde notwendig, weil Thomas die Alleinvertretung für sämtliche DKW-Fahrzeuge übernommen hat", schrieb die CZ. "Bisher war die Firma als Vertreter der Porsche-Dieselschlepper im ganzen Kreis Celle bekannt geworden." Der große, heizbare Raum sei in jeder Beziehung für Reparaturen der Wagen hergerichtet. Hebebühnen und Spezialwerkzeuge stünden zur Verfügung und Fachkräfte würden hier jede anfallende Reparatur sorgfältig ausführen. Da diese neue Halle auf dem Luftbild, das am vergangenen Samstag in der CZ veröffentlicht wurde, schon zu sehen ist, muss es nach dem November 1957 aufgenommen worden sein. Stammzelle von Autohaus Thomas: "Die Aufnahme, schätze ich, ist aus dem Anfang der 1960er Jahre, vielleicht auch Ende der 1950er Jahre", sagt Karsten Hälbig (Jahrgang 1958), der in Altenhagen aufgewachsen ist. "Das obere Foto zeigt aus östlicher Richtung betrachtet die Stammzelle des Autohauses Thomas, erbaut von Fritz Thomas. Heute befindet sich in dem mittleren Objekt der Auto-Service-Point Jörg Preißner", berichtet er. "Das rechts dahinter liegende Gebäude hat heute eine Mischnutzung. An der rechten Seite ist noch eine Ausstellungshalle angebaut, in der heute Motorräder stehen." Der ehemalige Altenhäger erinnert sich noch an die DKW Junior, die beim Autohaus Thomas 1964 verkauft wurden. "Alles schmucke Wagen, meist in hellen Eierschalen-Farben, aber alle mit Zwei-Takt-Motor", sagt er. Kiesgrube wird zur Müllkippe: Die vermeintliche Baugrube sei keine Baugrube, sondern ein Kiesabbau, so wie er sich im Altenhäger Dahlgrund und bei Fuhrmanns Birken in noch viel größerem Ausmaß befinde. "Die Grube ist leider mit allerlei Unrat verfüllt worden. Ganze Autos sollen da drin gelegen haben", sagt Karsten Hälbig. "Ich erinnere mich zumindest an zahlreiche Badewannen und Kühlschränke, in denen wir über das Wasser am Grund der Grube ,geschippert' sind." Neben Fahrradgeschäft Willi Böse gewohnt: Jürgen Schrader (Jahrgang 1941) hat zehn Jahre lang bis 1960 zwischen Fahrradgeschäft Willi Böse und der damaligen Schmiede F. Hager – heute steht hier die Tankstelle – gewohnt. "Auf dem Foto ist die damalige Dorfstraße, heute Lachtehäuser Straße, aufgenommen aus östlicher Richtung, zu erkennen", sagt der Zeitzeuge. "Ganz rechts oberhalb der Straße ist das ehemalige Einzelhandelsgeschäft von Max Reger (Hauptgeschäft in der Lüneburger Heerstraße) zu sehen." Neue Schule in Altenhagen gebaut: Neben dem Fahrradgeschäft Willi Böse steht das Elternhaus von Margret Wildhagen, geborene Olvermann (Jahrgang 1954). "Wir hatten einen Hühnerhof und durch die Außentür gelangte man zur Kiesgrube", erzählt das Altenhäger Kind. "Im Winter war das unser Rodelberg. Da sind wir auf den Metallresten und auf Pappen gerutscht." Sie und ihre Schwester hätten zunächst die Mittelschule in Westercelle besucht und dann nach dem Neubau die Realschule in Altenhagen – das heutige Schulzentrum mit den Berufsschulen. Kohlenhandlung "Gebr. Gerken + Kohlen-Kloss" zu sehen: Die Schule wäre auf dem zweiten Luftbild, das in der CZ veröffentlicht wurde, zu sehen gewesen, wenn sie denn schon gestanden hätte. "In der Mitte des Bildes sieht man das Lager der damaligen ,Firma Gebr. Gerken + Kohlen-Kloss', die dort ein großes Heizmittellager hatte", erzählt Armin Wedemeyer (Jahrgang 1949). "Diese Firma war vorher in Neuenhäusen an der Breiten Straße Ecke Ohagenstraße ansässig, das Büro war später in der Kirchstraße." Auf dem Grundstück der Kohlenhandlung seien später Einfamilienhäuser gebaut worden. "Am unteren Bildrand ist ein Abhang zu sehen, der zu der damaligen Altenhagener Müllkippe gehörte, die später zugeschüttet wurde", ergänzt der Zeitzeuge. "Heute steht dort das Feuerwehrhaus Altenhagen." Zudem sei auf dem Bild die OHE-Trasse zu sehen, wie Jürgen Schrader ergänzt. "Das war ein beliebter Spielplatz für uns Jungen auf den abgestellten Waggons, da es noch keine Playstation und Ähnliches gab", sagt er. Man sei zum Spielen in die freie Natur gegangen. Vater hatte Sägewerk in Altenhagen: "Das war mal unser Sägewerk", erzählt Renate Piesynski, geborene Schmidt (Jahrgang 1940). Ihr Vater, Holzgroßkaufmann Friedrich Schmidt, habe es aber verkauft, als er krank wurde. "Das Grundstück ging bis zur Bahn. Wir haben da oft geholfen oder dem Schäferhund Fressen gebracht", erinnert sich die Zeitzeugin. Sarg wurde auf Kutsche zum Friedhof gefahren: Später war an diesem Ort die schon genannte Kohlenhandlung, wie unter anderem auch Karl-Heinz Löper (Jahrgang 1941) berichtet. "Die Kohlen wurden aus den Waggons geholt", erzählt der Mann, der nach der Flucht aus Ostpreußen in Altenhagen groß geworden ist. "An der Kieskuhle haben wir Kinder oft gesessen, um die Beerdigungen zu beobachten", erinnert er sich. Vier geschmückte Pferde hätten dann die Kutsche mit dem Sarg die Straße entlanggezogen. Die Männer trugen einen schwarzen Zylinder, die Frauen einen Schleier. Haus von Ida Kiemann erbaut: Zurück zum ersten Bild: „Das alleinstehende Haus wurde 1957 von Ida Kiemann gebaut", erzählt Kalle Kiemann. "Es steht an der Lachtehäuser Straße 8." Dahinter sei der Altenhäger Kirchweg zu sehen, ergänzt Walter Urbschat (Jahrgang 1954). Seinen Ausbildungsplatz hat auch Gerd Tiedt (Jahrgang 1947) wiedererkannt. Von 1961 bis 64 hat er KFZ-Mechaniker bei Thomas gelernt. Den Autos ist er bis heute treu geblieben. In Lachendorf eröffnete er vor nunmehr 30 Jahren ein eigenes Autohaus.

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