Danach Stadtpalais: Offizierskasino gab es über 100 Jahre in Celle

Etwas spät dran waren Johann "Hubert" Schumacher (Jahrgang 1926) und seine Frau am 14. Dezember 1990 – und das sollte ihr Glück sein. Denn der Platzanweiser führte die beiden direkt in die erste Reihe des Saals im Casino. Von dort aus beobachteten sie Roy Black bei seinem letzten Auftritt in Celle. "Der Saal war voll, er hatte aber ein bisschen Probleme mit dem Playback", erinnert sich der Schlagerfan. Roy Black habe gesagt, dass er dann halt selber singen müsse. "Bei dem Auftritt hat er fast mein Bier umgestoßen", erzählt Schumacher. Das Glas habe er direkt auf der Bühne abgestellt. Old Heidetown-Ramblers spielten im Offizierskasino: Einige Jahrzehnte früher saß Dieter Miers (Jahrgang 1932) an der Kasse, wenn die "Old Heidetown-Ramblers" im Offizierskasino spielten. "Ich kannte viele von den Engländern", erzählt der Zeitzeuge, der bei den Tanzveranstaltungen Bilder machte. "Im Erdgeschoss gab es ein Fotolabor mit Dunkelkammer", berichtet der Klein Hehlener. "Dort durfte ich meine Bilder entwickeln, ich musste nur Fotopapier von Foto Bauch mitbringen." Kasino zu neuem Leben erweckt: Auf der Homepage des Stadtpalais sind einige Informationen zur Geschichte des Gebäudes zu finden. Das Offizierskasino sei 1876 errichtet worden. "Diese Bestimmung blieb dem Gebäude über zwei Weltkriege erhalten, und erst nach dem Abzug der britischen Truppen in den 1980er Jahren konnte über eine zivile Nutzung nachgedacht werden", steht dort geschrieben. "Einige Jahre des Leerstandes vergingen, bis 1988 die Idee geboren wurde, das ehemalige Kasino in ein offenes und lebendiges Zentrum geselligen Lebens umzuwandeln." Im November 1990 sei es schließlich so weit gewesen: "in neuem Glanz, mit moderner Technik und einem neu angelegten Treppenhaus wurde aus dem alten Kasino das neue Stadtpalais. Ein Haus mit Geschichte und einer neuen, friedlichen Gegenwart". Große Feiern im Celler Casino: Helga Hilgendorf (Jahrgang 1955) arbeitete in den 1970er Jahren in der englischen Kaserne an der Hannoverschen Straße, der heutigen CD-Kaserne. "Wenn wir ins Stadtpalais ausgeliehen wurden, haben wir uns immer besonders gefreut", erzählt sie. Die Frauen hätten bei den Veranstaltungen große Hüte getragen, die Offiziere kamen in ihren Uniformen. Die Zeitzeugin erinnert sich zum Beispiel an eine Hochzeit in der Garnison-Kirche, anschließend wurde im Offizierskasino gefeiert. "Das waren ganz schöne Jahre", sagt Helga Hilgendorf. Auch zum Tanzen sei das Casino eine tolle Adresse gewesen. Frau im Stadtpalais kennengelernt: Seine Frau Margrit hat Hans-Joachim Bartz (Jahrgang 1947) 1995 im Stadtpalais kennengelernt. In diesem Jahr feiern die beiden Silberhochzeit. "Das war früher eine gute Adresse", erinnert sich der Zeitzeuge, "eine Kleiderordnung mit Krawatte war vorgeschrieben." Im Tanzpalast sei vor allem das ältere Publikum angesprochen worden. Bistrot Coleur geschlossen: Doch nachdem das dort ansässige „Bistrot Couleur“ im September 2013 dichtmachte, verfiel kurz darauf das ganze Märchenschloss in einen Dornröschenschlaf, wie die Cellesche Zeitung im Oktober berichtete. Gesucht wird jemand, der das Haus mit Geschichte wieder zum Leben erweckt.