Der 23-Jährige hat das gemacht, woran viele Menschen in ihrem Leben nicht einmal gedacht haben: 100 Kilometer wandern in 24 Stunden – ohne Unterbrechung, ohne Schlaf, durch die Nacht hindurch, die eigenen Grenzen spüren und sprengen. „Ich wollte testen, was mein Körper leisten kann“, sagt Fendt. Eigentlich sei die gemeinsame Teilnahme mit fünf Freunden seiner Laufgruppe, den OCR Bierathletics, aus einer Wette heraus entstanden. Denn bereits vor zwei Jahren versuchte sich der Kfz-Mechatroniker auf der 100-Kilometer-Strecke, musste jedoch aufgrund von Knieproblemen nach 30 Kilometern abbrechen. Eine Niederlage, die seinen Ehrgeiz weckte.
Der Laufverrückte machte sich mit mehr als 3000 Teilnehmer in Finkenwerder auf den Weg, um Hamburg auf dem sogenannten Grünen Ring zu umrunden. „Gott sei dank, gab es keine Steigung“, berichtet Fendt. Etwas mehr als 600 schafften die komplette Strecke. Während der Hobbysportler ansonsten beim Joggen, Marathon, Triathlon und Hindernisläufen die Laufschuhe schnürt, sollten es diesmal die Wanderstiefel sein. „Trekkinghose war aber nicht so meins“, gesteht der Celler. Er habe doch lieber auf seine altbewährten Joggingschuhe und -kleidung gesetzt. „Und natürlich einen Rucksack.“ Wichtigster Inhalt: Essen, Pflaster und Creme. Denn jede kleine Pause hieß es: Schuhe aus und die empfindlichen Stellen mit Wundsalbe behandeln. „Ich hatte pro Fuß fünf Blasen“, sagt Fendt, „und noch 14 Stunden Wanderung vor mir.“
50 Kilometer seien machbar, „danach wird es nur noch schmerzvoll.“ Aber auch wenn der Körper irgendwann nicht mehr wolle, sei es eine reine „Kopfsache“ gewesen, wie der Ausdauersportler sagt. „Ich habe Menschen gesehen, die geweint haben und zusammengebrochen sind.“ Natürlich werde man auch müde, gerade wenn die Dunkelheit einsetzt. Also Stirnlampe an und dem Sonnenaufgang entgegen wandern.
Mit jeder Etappe, die Fendt seinem Ziel näher rückte, nahmen die Schmerzen zu und das Tempo ab. „Da hast du nur noch einen Tunnelblick“, erklärt der Megamarsch-Bezwinger. Nach 80 Kilometern sei die Luft rausgewesen. „Ich bin nur noch langsam gehumpelt.“
Der Zieleinlauf sei ein unbeschreibliches Gefühl gewesen: „Einfach stehenbleiben, ohne weiter zu müssen.“ Doch rastlos, wie Fendt ist, geht er in diesem Jahr noch bei sechs Hindernisläufen an den Start. Ob er nochmal die 100-Kilometer-Wanderung marschieren wird, lässt der Extremsportler offen. „Nach der Veranstaltung habe ich gesagt ,definitiv nicht‘, aber ich lasse mich leicht breitschlagen.“