Berger Leichtathletik-Trainer Björn Lippa im Porträt

Wenn Marie und Max Dehning bei Leichtathletik-Wettkämpfen Siege und Erfolge am Fließband sammeln, ist ein Mann immer dabei: Etwas abseits steht Björn Lippa und hat alles genau im Blick. Der 37-Jährige ist der Trainer der beiden Ausnahmetalente des TuS Bergen. Er ist es, der die sportliche Entwicklung der beiden Bundeskaderathleten in unzähligen Trainingseinheiten maßgeblich vorangetrieben hat. Nahezu täglich steht er dazu auf dem Trainingsfeld. Eine ziemlich zeitraubende Nebenbeschäftigung für den hauptberuflichen Disponenten eines Berger Autohauses. „Wenn die beiden nicht so mitziehen würden, würde ich das so sicherlich nicht machen“, sagt er über seine Motivation, die durch die vielen Erfolge weiter bestärkt wird. „Und ich weiß, da ist noch viel mehr Potenzial.“ Das möchte er nur allzu gern aus den beiden Dehnings herauskitzeln. Dass so etwas nur durch Training geht, weiß er aus eigener Erfahrung. In jungen Jahren war Lippa selbst erfolgreicher Leichtathlet, der bei Deutschen Meisterschaften Podestplätze belegte und nach seinen Erfolgen zwei Mal zum CZ-Sportler des Jahres (1997 und 1998) gewählt wurde. Weg zur Leichtathletik früh eingeschlagen: Dass Björn Lippa den Weg in die Leichtathletik gefunden hat, war keineswegs vorgezeichnet. Sein Vater Ernst war früher einmal Handballtrainer. Da wäre es doch eigentlich naheliegend, wenn Sohn Björn ebenfalls diesen Weg eingeschlagen hätte. Dennoch war sein Vater „schuld“ daran, dass der heute 37-Jährige die Leichtathletik klar bevorzugt. Denn Vater Ernst hatte 1983 angefangen, die Sportabzeichengruppe beim TuS Bergen zu leiten. „Und ich war halt immer dabei, wenn es auf den Sportplatz ging“, erzählt Björn Lippa. Anfangs war er noch zu jung, um das Sportabzeichen selbst abzulegen. „Aber mitgemacht habe ich trotzdem.“ Und das hat soviel Spaß gemacht, dass er dabei blieb. Lippa begann beim TuS Bergen mit der Leichtathletik. An seinen ersten Wettkampf erinnert er sich noch gut. Es war beim Sparkassenlauf, der in seinen Anfängen noch Drei-Nationen-Lauf hieß. Den 1000-Meter-Lauf in seiner Altersklasse entschied er damals für sich. Es war der erste Titel, dem noch viele weitere folgten. Damals trainierte Lippa zwei Mal in der Woche. Doch das war ihm irgendwann nicht mehr genug. Mit seinem Vater wurden die Trainingsumfänge nach und nach ausgeweitet. Ernst Lippa war zuvor zwar Handballtrainer in Bergen und Wietzendorf, hatte sich das leichtathletikspezifische Training aber selbst angeeignet. Der Sohnemann hatte ja Talent – und das sollte entsprechend gefördert werden. 1996 folgte für den damals 13-jährigen Björn der nächste Schritt. In einer Talentfördergruppe in Hannover wurde Lippa von Robert Herchet trainiert. Ein Coach, der zuvor Zehnkämpfer Guido Kratschmer zu einem Topathleten geformt hatte. Unter Herchet gewann Kratschmer 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal Silber und verbesserte 1978 erst den Europa- und zwei Jahre später den Weltrekord. „Von Robert Herchet habe ich eine Menge gelernt“, sagt Björn Lippa, „auch für meine spätere Funktion als Trainer.“ DM-Silber größter sportlicher Erfolg: Vier bis fünf Mal trainierte der gebürtige Berger Lippa damals pro Woche, zwei Mal davon in Hannover. Der Erfolg blieb nicht aus. 1997 holte Lippa die Silbermedaille bei der Deutschen Meisterschaft im Blockmehrkampf Lauf (80-Meter-Hürden, 75-Meter-Sprint, Weitsprung, Ballwurf und 2000 Meter). Im selben Jahr wurde er im Alter von 14 Jahren auch noch Deutscher Vizemeister im Achtkampf. Für den 13-fachen Bezirks- und 79-facher Kreisrekordhalter, blieben die Vizetitel die größten Erfolge in seiner Leichtathletik-Laufbahn. Daran änderte sich auch nichts, als er im Jahr 2000 ins hessische Landesinternat Bad Sooden-Allendorf wechselte und dort neben seiner Sportlerkarriere auch an seinem Abitur arbeitete. Doch nach einer Knochenabsplitterung im Fuß, die er sich 1999 beim Stabhochsprung zuzog, kam Lippa nicht mehr so richtig in Schwung. „Die Zeit auf dem Internat möchte ich dennoch nicht missen. Es war eine schöne Zeit dort“, sagt er über die drei Jahre in Bad Sooden-Allendorf. Nach dem Abi folgte eine neunmonatige Bundeswehrzeit, die er zum größten Teil in Faßberg absolvierte. Leichtathletik blieb weiterhin seine große Leidenschaft. „Doch viele muskuläre Probleme haben mich immer wieder zurückgeworfen“, erzählt er über diese Zeit, „dadurch ging sicherlich auch etwas die Motivation verloren.“ Nach der Hallensaison 2007 beendete er seine aktive Karriere. Zu der Zeit hatte er bereits mit einem Studium (seit 2004) der Sport- und Politikwissenschaften in Kassel begonnen und sich nebenher als Trainer engagiert. Als B-Lizenzinhaber stieg er zum Stützpunkt- und Landestrainer beim Hessischen Leichtathletik-Verband auf und war nebenbei Schülerwart des Verbandes. Das Traineramt nahm viel Zeit in Anspruch, dadurch litt das Studium. Und als er 2011 einen Bandscheibenvorfall erlitt, war es sogar ganz vorbei damit. „Ich konnte im Sportstudium die Prüfungen nicht ablegen und auch unter einen bereits unterschriftsreifen Vertrag beim hessischen Verband floss keine Tinte.“ in Herbstferien kommt Lippa ohne Sport aus: Er kehrte in die Heimat zurück und begann 2014 als Trainer beim TuS Bergen. Der Rücken bereitete zwar immer mal wieder Probleme, doch „als Trainer muss man ja auch nicht alles mitmachen“, sagt er. Beim TuS leitete er die Übungseinheiten für Jugendliche und Erwachsene. Dabei lernte er auch die damals elf- und zehnjährigen Marie und Max Dehning kennen. Er merkte schnell, wie viel Talent in den beiden steckt. Er machte es mehr und mehr zu seiner Aufgabe, das Duo zu fördern. Daraus ist inzwischen ein siebenmaliges wohldosiertes Training in der Woche geworden. „Das macht einfach richtig Spaß“, sagt er. „Die beiden muss man sogar manchmal bremsen, damit sie nicht zu viel machen.“ Jeden Tag opfert er neben der Erstellung von Trainingsplänen und Videostudium 2 bis 2,5 Stunden für das Training. Beruf und Training – da scheint kaum noch Platz für Privatleben? „Doch, doch – das funktioniert schon“, sagt er, „meine Freundin unterstützt mich, wo sie nur kann. Und bei Auswärtswettkämpfen sind sie und ihre Tochter oft mit dabei. Und die Abende gehören ohnehin der Familie“, so Lippa. Und natürlich müssen Trainingspausen auch mal sein. „In den Herbstferien zum Beispiel wollte ich von den beiden Dehnings nichts sehen und hören“, sagt Lippa und lacht.