Ausfall des Winser Silvesterlaufs beschert Helfern freien 31. Dezember

Der Silvesterlauf in Winsen – für viele Sportler gehört er zum letzten Tag des Jahres wie Luftschlangen, Bleigießen oder der „Dinner-for-One“-Sketch im Fernsehen. Im Corona-Jahr 2020 ist er der Pandemie zum Opfer gefallen – das erste Mal in 41 Jahren. Die Läufer mussten auf eine liebgewonnene Tradition am Nachmittag vor der Jahresendsause verzichten. Viel Zeit am 31. Dezember: Den Organisatoren hingegen bescherte die Absage viel Zeit am 31. Dezember. Darüber freuen konnte sich Klaus Köhler allerdings nicht. „Ich hätte lieber wieder mit angepackt, um den Silvesterlauf zu einem bunten Jahresabschluss für die Läufer zu machen“, sagt der 65-Jährige. „Es ist zwar jedes Mal viel Stress und viel Arbeit. Aber man macht das ja gerne“, so Köhler. Der Winser hatte das Lauf-Event vor mehr als vier Jahrzehnten gemeinsam mit Ulrich Duensing aus der Taufe gehoben. „Aus einer Laune heraus“, so Köhler. Bis vor zwei Jahren hatte er als Cheforganisator den Hut auf, blieb dem Silvesterlauf des MTV Fichte aber als „Helfer in der zweiten Reihe“ weiterhin treu. Bis zu 600 Starter in Winsen: Waren es bei der Premiere gerade mal 35 Athleten, gingen später bis zu 600 oft bunt verkleidete Läufer an den Start, um die Kalorien-Sünden des Weihnachtsfestes „abzubüßen“ und hinterher in lockerer Atmosphäre bei Glühwein und Bratwurst einen kleinen Schnack zu halten. Vorbild war übrigens der berühmte Silvesterlauf im brasilianischen São Paulo. Silvesterlauf: Wehmut über Ausfall: „Ich bin ein bisschen wehmütig – aber das geht ja allen so, deren Veranstaltungen wegen Corona ausgefallen sind“, sagt der Lauf-Enthusiast. Was Eisregen, Temperaturen von minus zehn Grad oder 40 Zentimeter Neuschnee in all den Jahren nicht geschafft haben, ist nun passiert. „Normalerweise gehe ich Silvester um 9.30 Uhr aus dem Haus und komme um 19 Uhr zurück“, berichtet Köhler: Die Strecke kontrollieren und den Weg ausschildern, den Start-/Ziel-Bereich auf- und abbauen, Startnummern ausgeben, bei der Zeitnahme helfen, die Urkunden überreichen – Zeit zum Luft holen bot Silvester in all den Jahren kaum für Köhler und sein Team. Söhne laufen Strecke trotzdem ab: Und diesmal? „Ich habe den Tag eher gemütlich verbracht“, erzählt er: Ausgiebiges Frühstück mit seiner Frau, abends kam ein befreundetes Paar vorbei. So ganz ohne Silvesterlauf-Feeling ging es aber doch nicht: Pünktlich zur üblichen Winser Startzeit um 14.30 Uhr gingen Köhlers Söhne Tobias (28) und Yannick (22) auf die 5000-Meter-Strecke durch den Winser Wald, der dritte Sohn Patrick (30) drehte die Runde zeitgleich in seinem Wohnort bei Heidelberg. „Ich wäre auch mitgelaufen. Aber ich bin vor Weihnachten mit dem Rad gestürzt und derzeit nicht gut zu Fuß“, berichtet Klaus Köhler. Er ließ es sich aber nicht nehmen, seinen Söhnen in den Wald zu folgen. „Es gibt da eine markante Stelle, wo sonst auch einige Läufer falsch abbiegen. Da habe ich auf sie gewartet und ihnen den richtigen Weg gewiesen“, erzählt er lachend.