Saisonabbruch ist nur noch Formsache: Breite Zustimmung bei Celler Vereinen

Eine Überraschung ist es nicht mehr. Bereits in den vergangenen Wochen gingen die Meinungen der meisten Offiziellen, Trainer und Spieler in dieselbe Richtung: Sie alle hatten Bedenken, ob eine Wiederaufnahme der derzeit unterbrochenen Handball-Saison noch Sinn macht. Die Ungewissheit, wann es in Zeiten der Corona-Krise überhaupt wieder losgehen kann, sowie terminliche Zwänge und eine viel zu kurze Vorbereitungszeit waren die Hauptgründe, die gegen eine Wiederaufnahme des Ligabetriebs sprachen. Abbruch von Oberliga bis Regionsklasse: Jetzt haben auch die Verantwortlichen einen Schlussstrich unter die Saison, die kaum richtig begonnen hatte, gezogen. Endgültig ist es zwar noch nicht, aber für den Präsidenten des Handball-Verbandes Niedersachsen (HVN), Stefan Hüdepohl, und den Vizepräsidenten Spieltechnik, Jens Schoof, ist es nur noch eine Formsache: „Die Beschlüsse der Bundes- und Landesregierungen zwingen uns, die Saison für die Mannschaften der Ober-, Verbands- und Landesligen sowie der Landesklassen für beendet zu erklären“, erläuterte Hüdepohl am Montagabend. Der Vorstand der Handballregion Lüneburg Heide, der für den Spielbetrieb von der Regionsoberligen abwärts zuständig ist, hat sich der Entscheidung angeschlossen und den Spielbetrieb der Saison 2020/2021 mit sofortiger Wirkung beendet. Vereine im Kreis Celle tragen Entscheidung mit: Der Abbruch soll ohne Wertung aller bisher ausgetragenen Spiele erfolgen. Den offiziellen Beschluss des Präsidiums kündigen Hüdepohl und Schoof noch für diese Woche an. Zuvor sei noch Rechtssicherheit zu schaffen. Bei den betroffenen Vereinen aus dem Kreis Celle trifft der Entschluss auf offene Ohren. „Das ist die richtige Entscheidung“, lautet der Tenor. Vorausgegangen war der Mitteilung ein Online-Austausch der HVN-Spitzenvertreter mit den elf Regionsvorsitzenden. Diese schlossen sich einvernehmlich dem anvisierten Präsidiumsbeschluss an. 90 Prozent der Klubs für Saisonende: Auch die Vertreter der Ober- und Verbandsligen sowie der Landesliga- und Landesklassen-Vereine zogen mit: Allein von den 164 teilnehmenden Landesliga- und Landesklassen-Vereinen hatten sich knapp 90 Prozent dafür ausgesprochen, die Saison abzubrechen beziehungsweise auf eine Wertung zu verzichten. Laut HVN-Vizepräsident Schoof halte der Deutsche Handballbund (DHB) aktuell daran fest, in den 3. Ligen Aufsteiger aus den Oberligen aufzunehmen. „Wir werden in den nächsten Wochen bei den Oberligisten die Bereitschaft zur Teilnahme an einer Aufstiegsrunde abfragen.“ In der Region Celle betrifft dies lediglich das Frauenteam des SV Altencelle. Eindeutige Ambitionen, den Schritt in die 3. Liga zu wagen, sind beim SVA allerdings nicht auszumachen. „Mein Team ist zwar in der Oberliga gut konkurrenzfähig, aber ob die Teilnahme an einer Aufstiegsrunde in Frage käme, muss allen voran der Vereinsvorstand, aber auch die Abteilungsleitung und nicht zuletzt die Spielerinnen entscheiden. Ich als Trainer kann dazu nur meine sportliche Einschätzung beisteuern“, so SVA-Frauencoach Martin Kahle. Diesbezüglich müsste man den aktuellen Kader auf jeden Fall verstärken, um eine Liga höher bestehen zu können. Neue Spielzeit nicht vor Ende September: Die Handballregion Lüneburger Heide hat lange an einer Saisonfortsetzung festgehalten. Der Nachbar-verband Hannover-Weser-Leine hatte die Spielzeit in seinem Beritt bereits Ende Januar abgebrochen. „Voraussetzung für die Weiterführung des Spielbetriebs war die Möglichkeit, ab Mitte Februar wieder mit dem Hallentraining zu beginnen“, erläutert Wolfgang Kaplick, Vorsitzender der Handballregion Lüneburger Heide. „Da dies nach der gültigen Corona-Verordnung des Landes nicht möglich ist, hat der Vorstand beschlossen, den derzeit unterbrochenen Spielbetrieb abzubrechen.“ Gleichzeitig wurde beschlossen, dass es nach dem Saisonabbruch keine Auf- und Absteiger gibt. Sollten Aufsteiger aus den Regionsoberligen in die Landesligen gemeldet werden müssen, würden diese „unter sportlichen Gesichtspunkten im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten“ ermittelt, so der Celler Kaplick. Mit Blick auf die neue Saison sei in der Region ein Start Ende September/Anfang Oktober geplant – mit unveränderter Ligen- und Staffelzusammensetzung. Wenn ein Verein freiwillig „absteigen“ wolle, könne er das kundtun, so Kaplick. Darüber entscheide dann der Regionsvorstand. Verbandschef fordert Schnelle Perspektive: HVN-Boss Hüdepohl forderte unterdessen eine schnellstmögliche Rückkehr ins Hallentraining, wenn die Inzidenz es zulasse. Die Sportler in Niedersachsen bräuchten schnellstmöglich eine Perspektive durch die Politik. „Das setzt voraus, dass der Amateursport nicht bis in den Sommer verboten bleibt. In einer Zeit wie jetzt kann der Sport helfen, die Gesellschaft wieder zusammenzuführen und zu stärken“, so Hüdepohl. Von Heiko Hartung und Uwe Meier