Handballer Oliver Colditz zieht bei der HSG Lachte-Lutter die Fäden

Handball? Mit diesem Begriff konnte Oliver Colditz in jungen Jahren nichts anfangen. Doch diese Episode gehört längst der Vergangenheit an. Handball ist für den 62-Jährigen längst zum leidenschaftlichen Hobby geworden. „Das ist einfach ein toller und attraktiver Sport“, sagt er mit hörbarer Begeisterung in seiner Stimme. Bei der HSG Lachte-Lutter, einem 2001 erfolgten Zusammenschluss zwischen den Handballern des TuS Lachendorf und SG Eldingen, ist Colditz schwerlich wegzudenken. „Die HSG ist mein Verein, den habe ich mitbegründet. Und ich werde alles dafür tun, dass es weitergeht“, unterstreicht er. Gesamte Familie mit Handballvirus infiziert: Abteilungsleiter, Sportwart, Spieler und natürlich Trainer: Ein großer Teil der Lachendorfer Handball-Geschichte ist mit dem Namen Colditz fest verbunden. Seine Frau Gabriele, die beiden Töchter Isabell und Jennifer sowie seine Schwestern Andrea und Petra – alle hat „Olli“ mit dem Handballvirus infiziert. „Das blieb einfach nicht aus“, sagt er mit einem Lächeln. Handball-Leidenschaft entfacht erst spät: Dabei entfachte bei ihm die Leidenschaft für diesen Sport erst spät. 1958 in Lachendorf geboren und aufgewachsen, bekam er in der Realschule ersten Kontakt mit dem Handball. „Wir haben im Schulunterricht öfter Handball gespielt“, erzählt er. „Ich fand das ganz interessant.“ Zuvor hatte sich Colditz zwar schon mal als Fußballer versucht. „Aber das hat es nicht gebracht. Den richtigen Ehrgeiz habe ich erst beim Handball entwickelt.“ 1975 trat er der kurz zuvor gegründeten Handballsparte des TuS Lachendorf bei und spielte dort in der A-Jugend. Gegen Widerstände neues Team ins Leben gerufen: Doch das war ihm nicht genug: Zwei Jahre später beschloss er, eine weibliche Jugendmannschaft auf die Beine zu stellen. „Ganz einfach war das nicht. Es gab Widerstände“, erzählt er im Rückblick. „Einige trauten mir diese Aufgabe nicht zu.“ Doch der damals 19-Jährige ließ sich nicht entmutigen. Mit Handzetteln, die unter anderem in Schulen verteilt wurden, suchte er nach Interessentinnen. Nur ein Jahr später verfügte der TuS bereits über zwei A-Jugendmannschaften. „Am 17. April 1977 haben wir angefangen“, weiß er noch genau. Der Beginn war nicht einfach. Eine Trainingszeit in der gerade erst neu erbauten Lachendorfer Sporthalle bekam das Nachwuchsteam vorerst nicht. „Deshalb haben wir auf einem Rasenstück vor der Halle ein Feld abgekreidet und draußen trainiert“, so Colditz. „Zu Anfang hatte ich keinen Trainerschein oder Ähnliches. Ich habe mir viel von anderen abgeguckt und die eine oder andere Trainingsmethode ausprobiert“, so der heutige C-Lizenzinhaber. In kurzer Zeit bis in die Heideliga aufgestiegen: Ganz so schlecht war das Training offenbar nicht. Die Entwicklung verlief rasant. Aus dem Jugendteam entstand wenig später ein spielstarkes Damenteam, das aus der Kreisklasse in die Kreisliga aufstieg, dort 1981 Kreismeister wurde und somit in den Bezirks aufstieg und zur Saison 1983/84 in der Heideliga, der heutigen Landesliga, ankam. „Niedriger haben wir seitdem nicht mehr gespielt“, sagt Colditz nicht ohne Stolz. Aktiver Spieler für TuS Celle, VfL Westercelle und VfL Wathlingen: Den Weg in die Heideliga ging er aber vorerst nicht mit. „Ich war damals ein bisschen unzufrieden“, erzählt er, ohne auf die Hintergründe eingehen zu wollen. Er übernahm als Trainer das Damenteam des TuS Celle. Für ihn keine schlechte Entscheidung. Immerhin lernte er dort seine Frau Gabriele kennen. Neben seinem Job als Damencoach fungierte er später auch noch als Spielertrainer für das TuS-Männerteam. Als Linkshänder agierte Colditz später im Rückraum noch für VfL Westercelle und VfL Wathlingen. „Zu der Zeit war ich fünfmal in der Woche in der Halle“, erzählt Colditz. „Manchmal gab es als Trainer und Spieler zwei Einheiten nacheinander.“ Fünf Tage in der Woche in der Sporthalle im Einsatz: Diese hohe Belastung endete nach Beendigung seines Studiums zum Elektrotechniker, das er nach einer Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker und der Bundeswehrzeit in Faßberg sowie der Erlangung der Fachhochschulreife angegangen war. Seit 1990 ist Colditz als Elektro-Ingenieur bei der Telekom angestellt. Nach zweijährigem Gastspiel in Celle zurück nach Lachendorf: Bereits 1986 war er als Damentrainer nach Lachendorf zurückgekehrt. Dort hatte der Erfolgszug an Fahrt verloren. „Das Team schwebte damals in der Heideliga in Abstiegsnot. Den konnten wir knapp vermeiden“, sagte er. Colditz hatte zudem für personellen Zuwachs gesorgt und seine Frau Gabriele vom TuS Celle nach Lachendorf gelockt – ihr folgten wenig später weitere Spielerinnen. Für den Celler Klub ein harter Schlag. Mit den Vereinswechseln wurde beim TuS Celle das Ende des Frauenhandballs eingeläutet. Für Oberliga hat es nicht ganz gereicht: In Lachendorf ging es hingegen bergauf. „Wir haben einige Erfolge erreicht, waren mehrfach Bezirksmeister und Bezirkspokalsieger“, erzählt Oliver Colditz. Einige Male gelang sogar der Aufstieg in die Oberliga, der dann aber schnell mit dem Abstieg endete. „Wir waren für die Landesliga zu gut, für die Oberliga hat es aber nicht ganz gereicht“, erklärt Colditz. „Als kleiner Dorfverein hat man eben weniger Möglichkeiten.“ Zusammenschluss mit SG Eldingen bringt neuen Schwung: Wohl auch deshalb kam es 2001 zum Zusammenschluss mit der SG Eldingen zur HSG Lachte-Lutter. Das eröffnete mehr Alternativen. Insbesondere in der Jugendarbeit war die HSG gut aufgestellt. Im weiblichen Bereich wurde in jeder Altersklasse ein Team an den Start gebracht – im Minibereich allein fünf Mannschaften. Auch der Damenbereich profitierte davon. Immerhin verfügte die SG Eldingen zur damaligen Zeit über eine weibliche A-Jugend, die in der Oberliga spielte. Oliver Colditz als Mitbegründer der HSG Lachte-Lutter: In der HSG übernahm Colditz als Spartenleiter beim TuS Lachendorf den Posten des Sportwarts und blieb gleichzeitig Trainer. Zusammen mit Heinfried Kuers von der SGE führte Colditz die HSG in eine erfolgreiche Zeit. „Wir beide haben immer gut miteinander harmoniert“, so Colditz. Ob nun Damen- oder Minimannschaft – Colditz hatte genug in Sachen Handball um die Ohren. „Teilweise habe ich vier Mannschaft gleichzeitig trainiert“, so der 62-Jährige. Seine Arbeit im Damenbereich sei dabei relativ einfach gewesen. „Die Spielerinnen kannten sich gut, weil sie in der B- und A-Jugend schon zusammengespielt hatten und genau wussten, was ich von ihnen erwarte“, erklärt Colditz, der sich als Trainer als bestimmend einschätzt: „Meine Erwartungshaltung ist schon die, dass das gemacht wird, was ich sage.“ 62-Jähriger hat vom Handball noch lange nicht genug: 33 Jahre lang war er mit kurzen Unterbrechungen bis 2014 für das Damenteam zuständig. Auch den Posten des Sportwartes bei der HSG hat er inzwischen an Tochter Isabell abgegeben. „Ich habe das viele Jahre gemacht. Es wurde Zeit, es in jüngere Hände zu legen“, sagt er. Seine Karriere als aktiver Spieler hat er seit Längerem für beendet erklärt. „An meinem 40. Geburtstag habe ich entschieden, nicht mehr zu rauchen aber auch kein Handball mehr zu spielen. Man muss halt wissen, wann es genug ist“, erklärt Colditz. „An beides habe ich mich bis heute gehalten.“ Genug vom Handball hat er allerdings nicht. Als Jugendtrainer ist der 62-Jährige weiterhin im Einsatz. Auch die Aufgaben des Abteilungsvorsitzenden beim TuS Lachendorf, die er mit Unterbrechungen seit 33 Jahren ausführt, liegen weiterhin in seinen Händen. Ein bisschen soll das auch noch so bleiben.