Oberliga Niedersachsen : Eintracht verliert: Spelle zu stark für Celle

Es gibt im Fußball Niederlagen, die kann man ganz schnell abhaken. Dies ist dann der Fall, wenn der Gegner praktisch in einer anderen Liga kickt und man seine Grenzen aufgezeigt bekommt – auch wenn man selbst noch nicht einmal schlecht gespielt hat. Am Sonntag war für die Kicker des MTV Eintracht Celle so ein Tag. Beim 1:4 (0:2) vor rund 250 Fans gegen den SC Spelle-Venhaus war erstmals in dieser Saison erkennbar, dass es in der Oberliga auch Teams gibt, denen der Aufsteiger nicht gewachsen ist und auch nicht gewachsen sein kann, wenn er nicht an sein Limit herankommt. „Spelle hat eine richtig hohe Qualität und hat uns phasenweise unsere Grenzen deutlich aufgezeigt. Das müssen wir einfach anerkennen. Daher geht diese Niederlage vollkommen in Ordnung“, meinte Eintracht-Trainer Hilger Wirtz. Nichtsdestotrotz hätte auch diese Partie vermutlich einen anderen Verlauf genommen, wenn der MTVE seinerseits in Führung gegangen wäre – und nicht die Gäste mit ihrer ersten wirklich gefährlichen Aktion in der 23. Minute. Da zeigten die Speller, die seit Jahren zu den Topteams der Oberliga gehören, ihre Klasse. Der bullige Mittelstürmer Sascha Wald, der sich in den vergangenen vier Jahren dreimal die Torjägerkrone aufsetzen durfte, bewies auch seine technischen Fertigkeiten, als er den Ball gekonnt über die Abwehrkette der Celler lupfte, der genau im richtigen Moment gestartete Torben Stegemann die Kugel perfekt annahm, den etwas zu spät aus seinem Tor eilenden Eintracht-Keeper Marco Dubberke ausspielte und locker einschob. „Das war schon ein Klassetor, so eins bekommst du auch nicht gegen jeden Gegner“, befand Wirtz. Zu diesem Zeitpunkt war die Führung der Gäste aber durchaus überraschend und auch schmeichelhaft. Spelle hatte zwar mehr Ballbesitz, die Hausherren agierten aber geradliniger und hätten durch Adrian Zöfelt, dem momentan das Pech am Schuh klebt, selbst in Front gehen müssen. Nach einem schönen Angriff über die linke Seite wurde ein Schuss von Hilger von Elmendorff abgefälscht, die Bogenlampe landete bei Zöfelt, der aus fünf Metern den Ball über die Linie drücken wollte. Doch im letzten Moment rettete ein Speller Verteidiger auf der Torlinie. „Da haben wir sicherlich Glück gehabt, nicht in Rückstand zu geraten“, gab Spelles Coach Hanjo Vocks zu, der seinem Team eine „konzentrierte Leistung“ attestierte und zurecht von einem „hochverdienten Sieg“ sprach. Zwei Minuten nach Zöfelts Großchance folgte dann der Schock für den Gastgeber mit dem 0:1 durch Stegemann, durch das sich die Kräfteverhältnisse immer mehr in Richtung der Speller verschoben. Eintracht spielte zwar gefällig mit, beide Teams waren darauf bedacht, „gepflegt“ Fußball zu spielen. Mit dem Unterschied, dass Spelle dies in praktisch allen relevanten Belangen – Tempo, Passpräzision und -schärfe, Handlungsschnelligkeit, Laufwege, Zweikampfverhalten sowie Torabschluss – immer einen Tick besser gelang. „Wir haben eigentlich ganz gut gespielt. Aber trotzdem können wir es besser. So hat es dann eben auch nicht gereicht“, erklärte Wirtz. Eintracht hilft bei Gegentoren mit: Besonders auffällig war, dass Eintracht ein Stürmertyp wie Wald im Zentrum fehlte. Typen wie Felix Krüger oder Luca van Eupen, die aber verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen. So musste Yusuf Akdas in vorderster Front ran, dessen Stärken aber eher dann zum Tragen kommen, wenn er nicht mit dem Rücken zum Tor agieren muss, sondern die letzte Reihe vor sich hat. „Wir können es leider nicht ändern. Aber natürlich wäre es ungemein wichtig, wenn wir vorne einen Spielertypen hätten, der die Bälle festmachen kann und den gegnerischen Innenverteidigern auch körperlich gewachsen ist“, sagte Wirtz. Zu allem Überfluss half Eintracht bei den Gegentoren auch noch tatkräftig mit. Beim 0:2 in der 36. Minute schalteten die Speller nach einem Celler Ballverlust blitzschnell um, passten von außen nach innen in den Strafraum, dort versuchte Malte Marquardt zu klären. Es kam zu einem Pressschlag mit Timo Stapper – und der Ball landete im Tor. Das 0:3 durch Wald (61.) und das 0:4 durch Adrian Lenz (67.) resultierten ebenfalls aus Fehlern im Aufbauspiel, die die Speller eiskalt und auch gekonnt nutzten. Serhat Yazgan erzielt Ehrentreffer: Immerhin betrieb der MTVE noch etwas Ergebniskosmetik. Beim verdienten Ehrentreffer bewies der eingewechselte Serhat Yazgan Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen, als er nach einer Einzelaktion vollstreckte. Eintracht hatte noch weitere Chancen, unter anderem einen Lattenschuss von Zöfelt, hätte aber auch noch einige Gegentore mehr kassieren können. Also war schnelles „Abhaken“ angesagt. „Wir spielen ja schon am Donnerstag wieder zu Hause gegen Gifhorn. Da wollen wir die drei Punkte holen, von denen wir heute so weit entfernt waren“, meinte Wirtz.

Oberliga Niedersachsen - Eintracht verliert: Spelle zu stark für Celle