Nico Strehl feiert als Fußballtrainer beim TuS Bröckel viele Erfolge

Momentan ist jeder Tag ein Mittwoch. Zumindest für Nico Strehl. Das ist der Wochentag, an dem für ihn in normalen Zeiten kein Fußball ansteht. Eigentlich ist der 31-Jährige sechs Mal in der Woche als Trainer der Oberliga-Frauen des TuS Bröckel oder als Kreisligaspieler beim MTV Langlingen auf dem Sportplatz zu finden. Aber was ist momentan schon normal. In Zeiten von Corona ist alles anders: kein Training – keine Spiele an den Wochenenden. Abgesehen von einem wöchentlichen Online-Workout mit den Bröckeler Spielerinnen ist das Vereinsleben nahezu zum Stillstand gekommen. „Da fehlt einem schon etwas“, sagt er. „Aber es ist eben so und nicht zu ändern.“ Fitnesseinheiten während des Corona-Lockdowns: So ganz ohne täglichen Sport geht es für ihn allerdings nicht. Strehl hat sich im Eigenheim in Bröckel „meine kleine Fitnessbude“ eingerichtet. Dort macht er Kraft- und Ausdauertraining. Und wenn es das Wetter zulässt, geht es für den System-Elektroniker an die frische Luft. Zwischen sieben und zehn Kilometern ist er dann im Laufschritt unterwegs – mindestens. Ein wenig hofft der Inhaber der Trainer-B-Lizenz darauf, dass seine Spielerinnen sich ebenfalls ähnlich in Form halten. Irgendwann wird es wieder auf dem grünen Rasen losgehen. „Dafür müssen sich alle individuell fit halten“, sagt er. Er hat zwar keine Ahnung, wann, wie und ob es mit dem Punktspielbetrieb in der Oberliga weitergehen kann. Aber trotzdem: Ab dem 1. März wird die Vorbereitung gestartet. Dann gibt es keine Ausreden mehr. „Das Online-Training wird dann für alle eine Pflichtveranstaltung. Und auch die Laufeinheiten werde ich überprüfen.“ Als Motto ein Zitat von Dettmar Cramer: Das Bröckeler Frauenteam, das zu Beginn noch als SG Bröckel/Langlingen an den Start ging, hat seit 2016 ordentlich für Furore gesorgt. Mit Strehl als Chefcoach stieg die Truppe seitdem aus der Kreisliga bis in die Oberliga auf. Dort lief es zuletzt allerdings nicht ganz so rund. Während der „Kurzzeitsaison“ im Herbst 2020 gelang dem Aufsteiger aus sechs Spielen kein Sieg. Doch Strehl ist niemand, der den Kopf in den Sand steckt. Er blickt vielmehr optimistisch in die Zukunft „Wir haben eine junge Mannschaft, in der noch viel Potenzial steckt. Da geht noch was“, sagt er. Wohl auch deshalb hat er ein Zitat der Trainerikone Dettmar Cramer zu seinem Motto gemacht: „So lange besser möglich ist, ist gut nicht genug.“ Diese Einstellung versucht er, seinen Spielerinnen einzuimpfen. Das Trainergeschäft macht dem B-Lizenzinhaber richtig Spaß. Bald will er auch die DFB-Elitelizenz in Angriff nehmen. „Das ist etwas, was ich schon länger angehen möchte. Durch Corona ist das Vorhaben aber etwas ausgebremst worden“, sagt Strehl. Dabei wäre er 2014 beinahe an der Verlängerung seiner C-Lizenz gescheitert. Als eingeschworener Schalke-Fan hatte Strehl 2014 eine Fanreise ins Trainingslager des Bundesligisten nach Katar unternommen. „Ich war damals einer von 35 Fans, die dabei waren“, erzählt er. Das Problem: In Celle lief zeitgleich der erste Teil eines Lehrgangs zur C-Lizenz-Verlängerung, an dem er eigentlich hätte teilnehmen müssen. Schalke-Training mit Jens Keller geleitet: Ein Zufall half Nico Strehl aus der Patsche. Während der im Schalker Trainingslager obligatorischen Blau-Weißen-Nacht – einem Mannschafts-Abendessen, an dem auch die Fans teilnehmen dürfen – saß Strehl neben dem damaligen 04-Manager Horst Heldt. „Wir haben uns richtig gut verstanden“, erzählt der Bröckeler. Auch der verpasste Trainer-Lehrgang in Celle war damals ein Thema. Heldt bot ihm Hilfe an. Am nächsten Tag beobachtete Strehl von der Tribüne aus das Abschlusstraining der Bundesligaprofis – und wurde von Heldt auf den Platz beordert. Zusammen mit Schalke-Trainer Jens Keller leitete Strehl die Übungseinheit und bekam einige Tipps an die Hand. Anschließend erhielt er von Heldt eine entsprechende Bescheinigung, die in Celle reichte, um seine Lizenz zu verlängern. Abstieg der "Knappen" für Strehl kaum zu verhindern: Die heutigen Probleme der „Knappen“ beobachtet Strehl mit Sorge: „Es macht mich total unzufrieden, dass man nichts machen kann, und sei es nur als Fan ins Stadion zu fahren und zu versuchen, die Mannschaft zu unterstützen“, sagt das Schalke-Mitglied und fügt mit einer Portion Realismus an: „Mit dem Klassenerhalt wird es wohl nichts mehr.“ Anfänge in der Pampersliga in Hannover: Fußball gehörte für Nico Strehl – abgesehen von ganz kurzen Pausen – schon immer dazu. In der Region Hannover geboren, kam er im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Bröckel. Bis dahin hatte er als kleiner Knirps zwar schon mal in der Pampersliga gespielt. In Bröckel spielten vorerst jedoch andere Dinge eine Rolle. „Auf Bauernhöfen rumtoben oder Treckerfahren waren vorerst interessanter“, sagt er. Doch ab dem F-Jugendalter kickte er für den TuS. Erst im Tor, später als Feldspieler. Erfolge hielten sich in Grenzen: Als A-Jugendlicher wurde er als Teammitglied der SG Bröckel/Eicklingen Vizekreismeister. Von der F-Jugend bis zum Oberligateam: Zu dieser Zeit war Strehl bereits als Trainer aktiv. Als 16-Jähriger hatte er zusammen mit Falko Wiedenroth die Bröckeler F-Jugend übernommen und sie vier Jahre lang trainiert. „Das hat Spaß gemacht, auch wenn es manchmal nicht ganz so einfach war, mit den Eltern der Spieler klar zu kommen. Irgendjemand hatte immer was zu meckern“, sagt er mit einem Schmunzeln. Anschließend trainierte er zusammen mit Lasse Berkhan die C-Jugend der JSG Flotwedel. „Als Jugendtrainer war das die erfolgreichste Zeit“, so Strehl. „Wir hatten auch einige richtige Granaten wie Lukas Ahammer, Marcel Berridge, Frederic Baars oder Simon Keitel in der Mannschaft.“ Ab der B-Jugend wurde die Truppe allein vier Mal Kreismeister, spielte in der Bezirksliga und schaffte den Landesliga-Aufstieg. Als B-Jugendliche schaffte die Truppe sogar den Einzug in Bezirkspokal-Halbfinale. „Auf dem Weg dorthin haben wir drei Landesligisten rausgehauen“, erinnert sich Strehl. Das Halbfinale ging aber in Bröckel vor 300 Zuschauern mit 3:6 gegen Eintracht Cuxhaven verloren. Merle Frohms macht Aufstieg der JSG Flotwedel zunichte: Den Aufstieg in den Bezirk schaffte das Team damals allerdings nicht. „Das letzte Saisonspiel gegen ESV Fortuna Celle hätten wir gewinnen müssen“, so Strehl im Rückblick. „Wir waren damals zwar überlegen, haben aber nur 3:3 gespielt.“ Eine „Schuldige“ dafür hat er ausgemacht: Beim ESV stand die heutige Frauen-Nationaltorhüterin Merle Frohms im Tor. „Die hat alles gehalten, was zu halten war“, so Strehl. Am Ende stieg der ESV auf, Frohms wechselte im gleichen Jahr zum VfL Wolfsburg und die JSG Flotwedel musste den Aufstieg um ein Jahr verschieben. Eine Ballberührung reicht zum Pokalsieg mit MTV Langlingen: Als aktiver Spieler wechselte Strehl vor zehn Jahren aus Bröckel zum Kreisligisten MTV Langlingen. Mit dem Team feierte er 2018 im Kreispokalfinale gegen FC Firat Bergen seinen größten Erfolg. „Zehn Sekunden vor Abpfiff wurde ich eingewechselt. Im Elfmeterschießen hatte ich dann die einzige Ballberührung“, sagt er und lacht. „Die hat zu einem Tor geführt und wir haben gewonnen.“ Die anschließende Feier soll legendär gewesen sein.