Der NFV hat die Fußballsaison 2020/2021 endgültig abgebrochen

Das war es jetzt endgültig. Nachdem bereits viele andere Sportverbände den Punktspielbetrieb beendet hatten, zieht jetzt auch der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) die Reißleine: Die Saison wird abgebrochen. Darauf hat sich das NFV-Präsidium in einer Videokonferenz mit den Vorsitzenden der 33 niedersächsischen Fußballkreise geeinigt. Zuletzt hatte der Verband unter anderem durch eine Saisonverlängerung bis zum 21. Juli versucht, die Auf- und Absteiger von der untersten Kreisklassen bis zur Oberliga auf sportlichem Wege zu ermitteln. Doch der Versuch ist gescheitert. Die Saison wird komplett annulliert. Entscheidung ist nicht leicht gefallen: „Wir haben unsere Entscheidung schweren Herzens getroffen. Aufgrund der staatlichen Verfügungslage, die den Lockdown zunächst bis zum 18. April verlängert hat, sowie den perspektivischen politischen Aussagen erachten wir eine rechtzeitige Aufnahme eines uneingeschränkten Mannschaftstrainings und Spielbetriebs für nicht mehr realistisch“, erklärte NFV-Präsident Günter Distelrath. „Es sind einfach zu viele Unwägbarkeiten wie der weitere Pandemie-Verlauf im Spiel. Nicht zuletzt folgen wir mit unserer Entscheidung dem klaren Votum unserer Vereine.“ Intensiver Dialog mit 33 NFV-Kreisen: Tatsächlich hatte ein intensiver Dialog mit Vertretern der 33 NFV-Kreise ergeben, dass eine große Mehrheit für die Variante eines Abbruchs in Form der Annullierung gestimmt hat. „Dass jetzt aufgrund der Rahmenbedingungen der Abbruch der Saison steht, berührt uns alle emotional zutiefst. Doch leider ist dieser Schritt angesichts der aufgeführten Punkte ohne realistische Alternativen.“ Mehrheit der Fußballer des Kreises Celle befürwortet Entschluss: Zu den Befürwortern der Saisonabsage gehört auch die Mehrheit der Fußballer aus dem Kreis Celle. Jens-Holger Linnewedel, Vorsitzender des Celler NFV-Kreises, sieht die Entscheidung dennoch mit einem weinenden Auge. „Natürlich wäre es uns allen lieber gewesen, wenn wir die Saison regulär hätten zu Ende spielen können. Auch für die Jugend im Kreis ist das natürlich fatal. Aber unter diesen Voraussetzungen ist das nun mal nicht zu machen.“ Selbst wenn man am 18. April, dem Datum, an dem der derzeitige Lockdown endet, wieder loslegen dürfe („Womit wohl nicht wirklich jemand ernsthaft rechnet“), sei das nur mit drei Spielen pro Woche zu schaffen. „Und das ist für die Kreisligisten kaum zu leisten.“ Linnewedel sieht keine andere Lösung: Er verstehe, dass es auch Vereine gebe, die mit der Lösung nicht zufrieden sind, sagt Linnewedel: „Wenn ich oben stehe in der Tabelle und Aufstiegschancen habe, dann ist das natürlich sehr ärgerlich. Aber eine andere Lösung haben wir nicht gesehen.“ Den Vorwurf einiger Klubs, man habe keine kreisweite Befragung gemacht, lässt er nicht gelten. „Wir haben immer alle Vereine über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Und wenn sich ein Vereinsvertreter gemeldet hat, dann haben wir ihn selbstverständlich auch angehört. So war es im Vorfeld auch abgesprochen worden.“ Im Übrigen hofft der Celler Kreisvorsitzende aus einem ganz simplen Grund, dass es bald wieder Staffelsieger und Pokalgewinner gibt: „Auf meinem Speicher stapeln sich die Fußbälle, die Urkunden und die Medaillen. Ich bin froh, wenn sich das mal wieder ein wenig entspannt.“ Entscheidung gibt Vereinen mehr Planungssicherheit: Beim VfL Westercelle begrüßt man den Entschluss des NFV-Vorstandes, die Saison zu annullieren. „Es ist die richtige Entscheidung“, sagt Spartenleiter Christopher Menge. „Es ist nicht mehr möglich, die Saison sportlich-fair zu beenden.“ Die Vereine hätten nun Planungssicherheit. Es sei zwar schade, dass die U19 des VfL nicht die Chance hat, beim Aufstieg in die Regionalliga ein entscheidendes Wörtchen mitzusprechen. „Aber in diesen Zeiten geht es nicht um Auf- und Abstiege, sondern darum, die Corona-Pandemie zu bewältigen“, so Menge. Einzelne Mannschaften sind nicht wichtig: Auch Sievert Asmussen vom TuS Hermannsburg hat mit dem Saisonabbruch gerechnet. „Natürlich ärgert man sich als Tabellenführer, wenn die Saison annulliert wird“, sagt der Trainer des Spitzenreiters der Kreisliga Staffel 1. „Aber es geht hier nicht um einzelne Mannschaften, sondern um die Gesundheit. Und die geht nun einmal vor, das ist unbestritten.“ Es hätte für ihn auch keinen Sinn gemacht, nach den jetzt gespielten Partien Auf- und Abstieg zu entscheiden. Gesundheit der Menschen geht vor: Das sieht auch Ulrich Busse so. „Es ist wie in einem Fußballspiel“, sagt der Trainer des SSV Südwinsen, der die Staffel 2 der Kreisliga anführt. „Alles Wenn und Aber nützt nichts. Man muss akzeptieren, was entschieden wird.“ Letztlich gehe es um die Gesundheit der Menschen. „Und da muss der Fußball dann halt mal zurücktreten, auch wenn wir alle gerne wieder auf den Sportplatz wollen.“ Volker Darkow, Trainer des Bezirksligisten SG Eldingen, hatte mit der Saisonabsage schon seit Längerem gerechnet. „Natürlich war die Hoffnung da, dass wir doch noch spielen können. Wir sind alle heiß darauf, wieder Fußballspielen zu dürfen. Aber die Entwicklung lässt keine andere Entscheidung zu.“ Hoffnung auf Impfstoff und Selbsttests: NFV-Präsident Distelrath setzt für die kommenden Monate und die folgende Saison auf Impfstoff und Selbsttestungen. „Ich hoffe, dass wir in Deutschland die Probleme mit dem Corona-Impfstoff in den Griff bekommen. Mit der zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung wird die Pandemie ihren Schrecken verlieren. Darauf hoffen wir alle. Im Sinne der Gesundheit und im Sinne des Fußballs.“ Von Uwe Meier und Jürgen Poestges Meisterschaftssaison endgültig abgebrochen: Die Fußball-Saison in Niedersachsen ist beendet. In seiner ordentlichen Sitzung einigte sich der NFV-Verbandsvorstand darauf, die seit Anfang November 2020 durch die Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2020/21 mit sofortiger Wirkung in Form der Annullierung abzubrechen. Auf- und Absteiger wird es deshalb nicht geben. Die Entscheidung betrifft alle Alters- und Spielkassen auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene. Auch die NFV-Spielklassen, die eine Schnittstelle zu anderen Verbänden aufweisen (z.B. Norddeutscher Fußball-Verband oder Deutscher Fußball-Bund), fallen unter diesen Beschluss. Allerdings können in diesen Spielklassen der/die Aufsteiger im Wege einer alternativen Entscheidungsfindung ermittelt werden, soweit die Beschlusslage im übergeordneten Norddeutschen Fußball-Verband einen Aufstieg zulässt. Unklarer Pokalspielbetrieb: Entschieden wurde auch der weitere Umgang mit dem Pokalspielbetrieb. Die Teilnehmer am DFB-Pokal sollen, sofern es die Verfügungslage zulässt, sportlich ermittelt werden. Andernfalls kommt auch hier eine alternative Entscheidungsfindung in Betracht. Gleiches gilt für den Pokal auf Kreis- und Bezirksebene.