Schiedsrichter : Fußballer machen Schiris das Leben schwer

Und jährlich grüßt das Murmeltier. Zum siebten Mal innerhalb der vergangenen acht Jahre waren die Celler Fußballer die unfairsten in ganz Niedersachsen. „Man gewöhnt sich ja schon langsam daran. Irgendwie wird das schon zur Routine“, sagt Celles Kreisschiedsrichter-Obmann Michael Frede sarkastisch. Ein Teil der hiesigen Kicker bekommt es einfach nicht auf die Reihe, sich auf dem Spielfeld (und auch außerhalb) vernünftig zu benehmen. Für die Referees aus Stadt und Landkreis bedeutet dies immer wieder Ärger und Stress. Dass sie angesichts dieser Auswüchse immer noch Spaß an ihrem Hobby haben, ist da fast schon unglaublich. Tätlicher Angriff nach Spielende: Allerdings ist dies nicht immer der Fall. Am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison in der 3. Kreisklasse kam es leider wieder zu einer körperlichen Attacke gegen einen Unparteiischen. In der Partie zwischen Inter Celle und dem MTV Langlingen II, in der es um nichts mehr ging, musste der Schiri das Spiel in der Nachspielzeit abbrechen, weil ein Akteur mit einer Entscheidung nicht einverstanden war und den Spielleiter beleidigte, bedrohte und schließlich auf ihn losgehen wollte. Mehrere Spieler verhinderten dies zunächst. Doch der Chaot stürmte später in die Kabine und schlug den Schiedsrichter. Dafür wurde der Übeltäter drei Jahre gesperrt. Aber: Durch diesen Vorfall hat die Celler Schiedsrichter-Gilde ein junges Talent verloren, es beendete seine Karriere. „Das Thema Gewalt auf den Sportplätzen und vor allem gegen Schiedsrichter ist leider immer noch allgegenwärtig“, beklagt Frede. Besserung ist nicht in Sicht: Besserung ist nicht in Sicht – zumindest nicht in Celle. Dabei arbeiten Frede und Co., insbesondere die beiden Lehrwarte Jannik Heitmann und Sören Thalau, hart daran, trotz der vielen Fußball-Rüpel in Celle weiteren Nachwuchs zu rekrutieren beziehungsweise ihn adäquat auszubilden. Mit Erfolg. Ein neu gebildeter Talentkader ist zu Jahresbeginn erstmals zu einem Tageslehrgang eingeladen worden. 20 junge Referees folgten dieser Einladung, für die zweite Jahreshälfte ist die nächste Schulungsreihe vorgesehen. „Auch die Coaching-Maßnahmen für die jungen Schiris und Neueinsteiger wurden intensiviert, damit sie von erfahrenen Kollegen wertvolle Tipps erhalten. In diesem Sinne ist ein so genanntes Patensystem in Planung“, berichtet Frede. Schiedrichter pfeifen in höheren Klassen: Diese Maßnahmen tragen Früchte, einige Referees haben sich für höhere Aufgaben empfohlen. Jonas Heine (SV Garßen) und Robert Agrecii (ESV Fortuna Celle) werden ab sofort Bezirksliga-Spiele leiten. Neu im Talentkader des Verbandes ist Sören Thalau (VfL Westercelle). Für den Bezirksschiedsrichter-Talentkader wurden Dennis Dickmann (VfL Wathlingen) und Luis Heinemann (VfL Westercelle) nominiert. „Nichtsdestotrotz müssen wir immer wieder betonen, dass es nach wie vor Probleme gibt, alle Spiele im Kreis Celle neutral zu besetzen. Zum Glück gibt es da aber noch die älteren Kollegen, die immer wieder einspringen und damit weiter unverzichtbar bleiben“, erklärt Frede. Diese neuen Regeln ab sofort: Ab der Saison 2019/2020 gelten neue beziehungsweise modifizierte Regeln. Hier die wichtigsten Neuerungen: • Trainer oder Teamoffizielle können bei unsportlichem Betragen die Gelbe, Gelb-Rote oder Rote Karte erhalten. • Der Schiedsrichter ist nicht mehr „Luft“. Berührt der Ball den Schiri und hat dies Einfluss auf die Spielsituation, wird das Spiel unterbrochen und es gibt Schiedsrichterball. • Die Handregel ist im Regelwerk zwar noch einmal präzisiert worden, bleibt aber weiterhin im Ermessensspielraum des Schiedsrichters – und wird so weiter für Diskussionen sorgen. • Bei Ab- und Freistößen im Strafraum muss der Ball diesen nicht verlassen, bevor er gespielt werden darf. • Bei einer Freistoßmauer mit mindestens drei Spielern müssen alle Spieler des angreifenden Teams einen Abstand von mindestens einem Meter zur Mauer halten. • Beim Elfmeter muss sich der Torwart mit einem Teil eines Fußes auf der Linie befinden und darf nicht hinter der Linie stehen. • Bei Auswechslungen kann der Schiri die Spieler an der nächstgelegenen Stelle vom Platz schicken, nicht mehr nur an der Mittellinie. Damit soll das Zeitschinden minimiert werden. • Nach einer Freistoßentscheidung kann der Schiri diesen schnell ausführen lassen und bei der nächsten Unterbrechung gegebenenfalls immer noch eine persönliche Strafe aussprechen. Regionalliga: Mario Bernhardt, Jannik Heitmann, Benjamin Lindner (als Assistenten). Oberliga: Mario Bernhardt. Landesliga: Benjamin Lindner, Marcel Baumgart, Jannik Heitmann, Sören Thalau. Bezirksliga: Tim Vogeler, Marc Lukaschus, Manuel Hess, Hendrik Hörner, Marwin Adam, Mohammed Ibrahimov, Joshua Bödecker, Celal Bilmez, Jonas Heine, Robert Agrecii. Kreisliga: Yavuz Dag, Dennis Dickmann, Sören Ebeling, Justin Haaf, Luis Heinemann, Frank Hess, Norbert Hess, Sven Kellner, Philipp Krüger, Michael Mehling, Jürgen Winter, Jan Lindner, Murat Yavsan, Rene Vandieken, Leon Lindner, Niklas Stremmel. Schiedsrichter-Beobachter auf Bezirksebene: Michael Frede, Timo Schmidt und Kai Heuman. Funktionäre im Kreisschiedsrichter-Ausschuss: Michael Frede (Vorsitzender sowie Ansetzer Herren und Frauen), Jannik Heitmann und Sören Thalau (Lehrwarte), Carsten Kellner (Ansetzer Altherren und Altliga), Reinhard Weger (Ansetzer Jugend).

Schiedsrichter - Fußballer machen Schiris das Leben schwer