Celler Jürgen Strehlau hat sich ganz Feuerwehr und Kfz-Technik verschrieben

Auf einer Kommode, gleich im Eingangsbereich hinter der Haustür, rücken sie vor. Ein Panzer als Führungsfahrzeug, dann folgen Lastwagen und Kübelwagen. Der kleine Soldatentrupp aus liebevoll bemalten Militärmodellen ist nur der Anfang. Im Wohnzimmer hat Gerhard Strehlau einen kleinen Fuhrpark eingerichtet. Oldtimer, Lastwagen, ein paar Flugzeuge. „Ich habe so viele geschenkt bekommen“, sagt Gerhard Strehlau. Schließlich liegt es nahe, einem ausgebildeten Kfz-Mechaniker mit detaillierten Auto-Modellen eine Freude machen zu wollen. Doch das Lieblingsstück, das war kein Geschenk an „Gerd“, wie Freunde den 81-Jährigen nennen. „Den habe ich mir selbst gekauft“, sagt der Auto-Fan und hält eine Miniatur-Nachbildung eines BMW 502 des Herstellers Maisto in die Luft. Der V8-Motor des Oberklassewagens brachte ab Baujahr 1955 mit einem Hubraum von 3,2 Liter 120 PS auf die Straße. Auf bis zu 160 Kilometer pro Stunde kam der Wagen. Den Herzschlag von Fahrer und Autonarren beschleunigte er gleichermaßen. Freude an Fahrzeugen entwickelt sich früh: Dass es in Richtung Auto und Werkstatt gehen sollte, stand für Strehlau früh fest. Nach dem Abschluss auf der Hehlentorschule ging er 1952 in die Lehre zum Kfz-Schlosser im Autohaus Maussner. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, der Wahlspruch galt damals noch mehr als heute. „Da wurde noch richtig geklotzt“, sagt Strehlau. Auch der Umgangston mit den Altgesellen war rau, wenn die Lehrlinge Fehler machten. „Heute alles undenkbar.“ Kfz-Schlosser in Feuerwehrschule: Über Kollegen hörte der inzwischen bei einem anderen Betrieb arbeitende ausgelernte Geselle 1959, dass die Feuerwehrschule einen Kfz-Schlosser suche. Nach einem Gespräch mit dem Werkstattmeister in der Mittagspause war der Wechsel in die Feuerwehrschule geregelt. Das neue Arbeitsumfeld war ein kleiner Kulturschock. „Das war ein ganz anderes System bei der Feuerwehr. Da fing man um 8 Uhr an und um 17 Uhr war Feierabend, das kannten wir überhaupt nicht.“ Die Arbeit am Fuhrpark und die handwerklichen Tätigkeiten rund um die Ausbildung des Nachwuchses gefielen Strehlau, er blieb bis zur Rente 2002 an der später in der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz (NABK) aufgegangenen Landesfeuerwehrschule. Wehrdienst im Panzer-Fuhrpark: Als 1960 Vater Staat anklopfte und den Wehrdienst einforderte, hielt sich Strehlau an sein Metier. Nach der Grundausbildung kam er zur Instandsetzungs-Einheit der Panzerbrigade 8 in Lüneburg als Kfz-Handwerker. Fotos aus der Zeit zeigen den Celler mal in Ausgehuniform, ein anderes Mal sitzt er auf dem Dach eines MAN 630 L2A, genau jenes Lkw-Typs, der später in seinem Leben als Feuerwehrmann noch so viel Bedeutung haben würde. Beeindruckende Maschinen, auch heute. „Das war schon was, wenn die losdonnerten“, erinnert sich der Handwerker. Da war es gar kein bisschen ärgerlich, dass der zivile Lkw-Führerschein nicht anerkannt und zwei Wochen lang nochmal nach Bundeswehr-Vorgaben mit den Fahrzeugen umhergekurvt wurde. „Das war eine schöne Zeit“, meint der 81-Jährige noch heute. „Da war ich gerade 20 geworden. Wir hatten kein Geld, es reichte gerade mal für eine Runde in der Kantine“, sagt Strehlau und deutet auf ein schwarz-weißes Foto. Hinten in den MAN-Lkw waren Werkzeugkisten und Arbeitsbänke verbaut, alles was nötig war, um die Panzer zu warten. „Man musste aufpassen, dass während der Fahrt nicht alles durcheinanderflog. Auf manchen waren sogar richtige Drehbänke drauf.“ Harter Drill zu Zeiten des Kalten Kriegs: Auch hier war die Zeit eine andere. Mitten im Kalten Krieg war der Russe der allgegenwärtige und allzu oft fiktive Feind. Die Ausbilder drillten den Rekruten hart. „Die Vorgesetzten kamen noch aus Hitlers Zeiten, da ging die Post ab!“ Bei einer Gefechtsübung gemeinsam mit den schweren Panzern galt es immer wieder die von den Ketten aufgewühlten Furchen im Boden zu durchqueren. Ging das nicht schnell genug, brüllten die Ausbilder: „MG-Feuer von links!“ Alle hatten sich dann in Deckung auf den Boden zu werfen, wer zu langsam war, landete im Schlamm. „Wir sind da so mit klargekommen. Nachher haben die Unteroffiziere das schwere MG mitgetragen, weil wir nicht mehr konnten.“ Irgendwann kam die Fitness, Marsch und Dauerlauf wurden zur Routine. Die Erfahrung schweißte die Wehrdienstleistenden zusammen. „Wir haben das alles geschluckt, am Ende war es eine schöne Zeit.“ Bis vor einigen Jahren gab es noch regelmäßige Treffen der Ausbildungseinheit. Schnelleinstieg als Feuerwehrmann: 1963 entschied sich Strehlau, nicht mehr nur die Ausbildung der Feuerwehrleute in Celle zu begleiten, sondern selbst Feuerwehrmann zu werden. Er trat in die Freiwillige Feuerwehr ein. „Erst war man Anwärter, das brauchte ich nicht, weil ich von der Feuerwehrschule die Lehrgänge hatte. Ich bin also gleich als Feuerwehrmann hier reingekommen.“ Es dauerte nicht lange, bis er Gruppenführer und Zugführer wurde. 18 Jahre lang leitete er den 4. Zug der Hauptwache und war zusätzlich 10 Jahre als Bereitschaftsführer im Einsatz. Zudem war Strehlau auch im Stadtkommando aktiv. 1999 wechselte der Brandbekämpfer in die Altersabteilung. So ein Engagement funktioniert nur, wenn die Familie es mitträgt. Seine Frau Anneliese zog mit und engagierte sich auch selbst bei der Feuerwehr. Im Oktober 1972 heiratete das Paar, sie brachte ihre 1962 geborene Tochter Christina aus erster Ehe mit. 1972 kam der gemeinsame Sohn Frank zur Welt. Am 1. Dezember 2000 gehörte Strehlau zu den acht Gründungsmitgliedern des Fördervereins des Feuerwehrmuseums Celle. Erste Vorsitzende wurde Nicole Ramachers. Der Verein hat sich ganz historischen Einsatzfahrzeugen verschrieben. „Es wurde zu viel entsorgt“, sagt Strehlau. Das wollten die Gründer nicht zulassen, zu wertvoll waren ihnen die zwar ausgedienten, aber nicht aussortieren Fahrzeuge und Gerätschaften. Die heute 88 Mitglieder pflegen und restaurieren den Fuhrpark, der über zwei Jahrzehnte gewachsen ist. Rettungskräfte halten zusammen: Wohl dem, der dabei gut vernetzt ist. Die ersten zusammengestellten Fahrzeuge kamen über Kontakte zum Ortsverband Celle des THW in einer leeren Fahrzeughalle unter. Im Fundus sind Geräte aus dem Funk- und Alarmwesen, Atemschutz, Dokumente, Anhänger und natürlich viele Fahrzeuge, die einen Einblick in die deutsche Feuerwehrgeschichte geben. Der Verein ist auch bei Ausstellungen und Aktionstagen vertreten, schließlich sollen die alten Löschfahrzeuge bewusst fahrbereit gehalten werden. „In der ‚Plattenkiste‘ im NDR hat man uns mal als rollendes Feuerwehrmuseum aus Celle bezeichnet“, zitiert Strehlau. 1939 Geboren in Celle Besuch der Hehlentorschule 1952 Lehre zum Kfz-Mechaniker bei Firma Maussner 1957 Wechsel als Geselle zur Kfz-Werkstatt Albrecht und Drews 1959 Wechsel zur Landesfeuerwehrschule Celle, Vorläufer der heutigen NABK, als Kfz-Mechaniker 1960 bis 1961 Wehrdienst bei der Fahrzeug-Instandsetzung der Panzerbrigade 8 in Lüneburg 1963 Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr Celle 1972 Heirat mit Ehefrau Anneliese, sie bringt Tochter Christina aus erster Ehe mit 1972 Geburt gemeinsamer Sohn Frank 2000 Mitgründung des Fördervereins Feuerwehrmuseum Celle 2002 Pensionierung als Kfz-Mechaniker an der NABK Rund um das 20-jährige Bestehen erscheint am Samstag in der CZ eine Doppelseite mit vielen Fotos aus dem historischen Fuhrpark, zusammen mit Vereinskameraden wird Strehlau dann auf die Geschichte des Museums zurückblicken.