Andere Zeiten, andere Sitten. Ich finde es gut, dass der Umgang miteinander heutzutage viel lockerer als früher ist. Alles ist viel ungezwungener. Zum Beispiel, wenn mich Unternehmen in ihren E-Mails duzen, obwohl sie mich persönlich überhaupt nicht kennen. Das schafft Nähe. Denen antworte ich: Nee du, habe echt kein Interesse an dem Mist, den du mir andrehen willst. Aber supi, dass du an mich gedacht hast.
Will Smith kann über Scherz von Chris Rock nicht lachen
Auch sonst wird vieles im Alltag irgendwie klarer und direkter kommuniziert. Übertriebene Höflichkeit wird abgelegt – zum Beispiel bei Leuten, die einen Witz machen. Da kann es schon mal sein, dass jemand, der darüber nicht lachen kann, auf einen zukommt und einem so richtig eine schallert. Autsch! Aber, hey Mann – alles cool. Das macht man heute eben so. Darf man nicht so eng sehen, dachte sich sicherlich Chris Rock nach der Ohrfeige von Will Smith bei der Oscar-Verleihung. Er lächelte – wenn auch etwas gequält. Vielleicht rechnete er im Kopf aber auch schon aus, was er als Schmerzensgeld kassieren könnte.
Auch Oliver Pocher kriegt eine geknallt
Comedian Oliver Pocher hat Ähnliches erlebt. Beim Besuch eines Boxkampfes traf er einen „Kumpel“, der ihn passend zur Veranstaltung „mit Körperkontakt“ begrüßte. Nun ja, die Watsche hatte es in sich – Pocher flog vom Stuhl. Aber, hey Mann, alles easy. Oder etwa doch nicht? Man hört, dass der Komiker Anzeige erstattet hat.
Neue Direktheit manchmal mit Schmerzen verbunden
Offenbar kommt die neue Offenheit nicht bei jedem gut an. Obwohl sie auch etwas Aufrichtiges und Echtes mit sich bringt. Keine Heuchelei, keine falsche Höflichkeit, sondern reine, urwüchsige Authentizität! Dumm nur, dass diese Direktheit manchmal mit Schmerzen verbunden ist.
Von Oliver Gatz