Was glauben die Macher dieser Werbekampagne eigentlich, wie alt ich bin und vor allem wie doof? Da erhielt ich dieser Tage unaufgefordert einen kleinen Katalog zugeschickt. Ich blättere ein wenig drin herum. Okay, die Wanderschuhe sehen ganz nett aus, sagte ich mir. Wie kommen die nur zu meinen Daten, fragte ich mich. Hat da einer gemerkt, dass ich mir im Internet justament Wanderschuhe bestellt hatte? Aber warum sollte er mir dann einen Katalog hinterherschicken, wo ich die Schuhe doch schon mein eigen nenne?
Hochwillkommener Neukunde
Wer gute Qualität liefert, hat doch solch einen Unsinn nicht nötig: Das was mir jetzt ins Haus flog, schlug dem Fass den Boden aus.

Diese Foto zeigt den unteren Teil der ersten Seite des Begleitschreibens, das einem Katalog beilag.
| Foto: Andreas Babel
So groß geschrieben wird es auch für sehr stark Kurzsichtige wie mich deutlich.
| Foto: Andreas BabelKleidung interessierte mich nicht
Nun denn, das lässt sich nicht ergründen. Ich blätterte weiter und fand ansonsten nichts, was mich interessiert hätte. Biedere Hemden und Hosen in Mustern wie aus den 1980er Jahre, und auch vor vier Jahrzehnten trugen solche Klamotten eher Menschen der älteren Generation. Aber solche Kleidung hat ja auch ihre Abnehmer und ihre Berechtigung, dachte ich mir.
Das "Komitee für Kundenvorteile" hat getagt
Als ich mir das Begleitschreiben anschaute, kam ich mir aber dann doch ziemlich veralbert vor. Dort wurde ich als "Begünstigter" angeschrieben. Ich sei ein "hochwillkommener Neukunde" hieß es dort. Und als solchem wurde mir in "erster und letzter Erinnerung" ein Rabatt in Höhe von 25 Prozent eingeräumt. Das habe das "Komitee für Kundenvorteile" dieser Firma beschlossen. In seiner Sitzung am 19. Aril übrigens. Um dem Ganzen einen nahezu amtlichen Eindruck zu verleihen, ist die erste Seite dieses Schreibes mit den Unterschriften des Geschäftsführers und der beiden angelichen Leiter für Finanzen und für Marketing versehen. Alle diese Unterschriften sind mit stylisierten Stempeln versehen.

So ein Unsinn: Diesen Schnipsel sollte man ausschneiden, ausfüllen und nach Garmisch schicken, wenn man nichts bestellen möchte.
| Foto: Andreas BabelWer nicht will, soll schriftlich ablehnen
Der Shop sitzt übrigens angeblich in Alpennähe, ist aber telefonisch unter (069) zu erreichen, was im Rhein-Main-Gebiet angesiedelt ist. Total albern wird es, wenn man die Seite 2 des Schriebs anschaut. Dort werden diejenigen, die nichts bestellen wollen, aufgefordert, den Rabatt-Vorteil "offiziell" abzulehnen. Zu diesem Zweck ist ein Schnipsel vorbereitet, den man ausfüllen, unterschreiben und dann nach Garmisch schicken soll. So und nur so erhielte dann ein anderer Bürger die Chance, ebenfalls diesen tollen Rabatt zu bekommen. Dieser Neukunde wird bestimmt auch hochwillkommen sein. Ich bin es nun wohl nicht mehr. Und übrigens, auch in vier Jahrzehnten, wenn ich 95 bin, braucht man mir mit solch einem Mist nicht zu kommen!