Deutschland lag schon weitgehend in Trümmern, da war Müden an der Örtze vor den Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs immer noch verschont geblieben. Im Winter 1944/45 allerdings spitzte sich die Lage zu. Aus dem Osten strömten die Vertriebenentrecks ins Dorf, aus Hamburg kamen Ausgebombte. Wessels Gasthof und die Jugendherberge waren zu Lazaretten geworden. Die Schule war geschlossen, stattdessen wurden die Kinder einberufen, den Verwundeten beizustehen. „Wir hielten ihnen die Hand und hörten zu“, erinnert sich Ulla Nott, geborene Wessel, heute daran. Sich das erlebte Furchtbare von der Seele reden zu dürfen, einem unbedarften Kinde gegenüber, mag heute kritisch bewertet werden. Damals aber herrschten Maßstäbe, diktiert von ganz anderen Umständen.
Flüchtende, Vertriebene und Gestrandete in Müden
Der Zustrom Flüchtender, Vertriebener und Gestrandeter wurde so groß, dass am Dorfrand, linksseitig der Unterlüßer Straße sowie am Wietzendorfer Weg – beides noch nicht bebaut – hastig Notunterkünfte aufgeschlagen werden mussten. Die Ansässigen selbst mussten zusammenrücken, um in ihren Wohnungen Räumlichkeiten zu deren Aufnahme bereitzustellen.
Widerstand gegen britische Truppen
Im Laufe der ersten Aprilhälfte waren britische Truppen nahe herangerückt. Müden war in die Verteidigungslinie des Fliegerhorstes Faßberg eingegliedert worden. Deckungsgräben wurden am rechtsseitigen Wietze-Ufer und Schützenmulden im Dorfkern ausgehoben, die Straßen und Feldwege nach Westen hin vermint. An der Wietzebrücke wachte ein Feldwebel, mit Befehl, die Brücke zu sprengen, sobald die Briten sie überqueren wollten.