Am 20. Juli 1730 wurde Georg Wilhelm Lafontaine in London vom britischen Knig Georg II. zum Nachfolger des verstorbenen kniglichen Hofmalers Tommaso Giusti ernannt. Der Architekt und Kunstschriftsteller Wilhelm Mithoff nennt unter Verwendung eines Zitats unbekannter Herkunft Lafontaine des Knigs [Georg I.] besten Maler. Ob diese Bewertung zutreffend ist, sei dahingestellt. Wer war dieser Hofmaler mit deutschem Vor- und franzsischen Nachnamen, der sowohl in der kunstgeschichtlichen und landesgeschichtlichen als auch in der hugenottischen Forschung nur wenig Beachtung gefunden hat? In seiner Vaterstadt Celle hat man ihn weithin vergessen. Keine Strae trgt seinen Namen.
Sohn des Celler Hoftapezierers Jaques Sieur de la Fontaine
Als Geburtsort nennen fast alle Sekundrquellen Celle, wobei als Geburtszeitraum zumeist um 1675/1680 angegeben wird. Doch findet sich der Name Georg Wilhelm Lafontaine erstaunlicher Weise in keinem Celler Taufregister. Freilich weisen die vom letzten Celler Herzog hergeleiteten Vornamen Georg und Wilhelm schon auf Celle hin. Sollte Georg Wilhelm Lafontaine, wie zuvor sein lterer Bruder Johannes (Jean), jenseits der Landesgrenzen des Frstentums Lneburg in der reformierten Landgrafschaft Hessen-Kassel getauft worden sein? Doch konnte auch dort bislang kein Kirchenbucheintrag ausfindig gemacht werden. Eine weitere Mglichkeit wre eine nicht dokumentierte Haustaufe in Celle durch einen reformierten Pastor aus Hessen-Kassel aus der Verwandtschaft der Mutter.
Leben im noblen Anwesen Trift 25
Sein Vater Jaques Sieur de la Fontaine bekleidete seit 1668 am Celler Hof Herzog Georg Wilhelms zu Braunschweig-Lneburg die Position des Hoftapezierers . Im strengen Sinn ist ein Tapissier ein Teppich- bzw. Tapetenwirker. Doch wrde man heutzutage den Beruf Lafontaines wohl als Innenarchitekten oder Raumausstatter titulieren. In Celle lebten die Lafontaines in dem noblen Anwesen Trift 25. Nach dem Tod des Herzogs war er unter anderem 1706 bei der Neuausstattung der Inneneinrichtung des Welfenschlosses Gifhorn beteiligt, wobei ihn seine beiden Shne Georg Wilhelm und Johannes begleitet und untersttzt haben sollen.
Der Vater Jaques Lafontaine hatte schon vor 1670 die Deutsche Anna Maria (Annemarie) Schnabel geheiratet, die 1650 zu Hoof in der Landgrafschaft Hessen-Kassel geboren wurde. Sie war die Tochter des reformierten Pfarrers Johann Schnabel und der Anna Maria Traube. Aus der Ehe von Jaques und Annemarie Lafontaine gingen acht Kinder hervor, von denen der Georg Wilhelm der zweitlteste war.
Mitglied der Franzsisch-reformierten Gemeinde in Celle
Der Vater war in Celle Mitglied der Franzsisch-reformierten Gemeinde, ohne dort leitende Funktionen zu bekleiden. Dessen Ehefrau Anna Maria, die im Kirchenbuch der Franzsisch-reformierten Gemeinde frankofon stets Schenabelle genannt wird, war Mitglied der 1709 gegrndeten Deutsch-reformierten Gemeinde, zu deren Finanzierung sie mit beitrug. Auch der Sohn Georg Wilhelm Lafontaine gehrte nach 1713 zu den Gemeindegliedern und Finanziers der Deutsch-reformierten Gemeinde. Spter wechselte er in Hannover zur dortigen Franzsisch-reformierten Gemeinde. Ein Indiz dafr, dass sich die Lafontaines sowohl deutsch als auch franzsisch definierten.
Als Portrtist am Celler Hof
Seit dem Jahr 1696 bezog Georg Wilhelm Lafontaine am Celler Hof ein Jahresgehalt von 200 Talern als Contrefaite (Portrtist/Bildnismaler). Wo er seine Berufsausbildung gemacht hat und wer seine Lehrer waren, ist unbekannt. Ohne eine Quelle zu nennen, soll Lafontaine laut Hermann Mitgau zunchst in den Niederlanden ttig gewesen sein. Zur Aufgabe eines Hofmalers zhlte in erster Linie die Schaffung zeitgenssischer reprsentativer Portrts der Herrscherfamilie sowohl zur Ausstattung der eigenen Schlsser und weiterer Gebude als auch zur Abgabe an andere Hfe. Diese Bildnisse sollten dem hfischen Statusdenken entsprechen.