Nur auf den ersten Blick unverständlich erscheint, dass der Lüneburger Regierungspräsident am 23. Oktober, als die zweite Welle ihren Höhepunkt erreichte, seinen Erlass vom 1. August aufhob, in dem er die Übersendung der aktuellen Fallzahlen verlangt hatte. (14) Es setzte sich die Einsicht durch, dass die „Erfüllung der Anzeigepflicht für die mit Arbeit überhäuften Ärzte … bei der großen Zahl der Erkrankungen eine unerhörte, nicht durchführbare Belastung mit Schreibwerk bedeuten würde.“ (15) Durch die zu erwartenden Kriegsheimkehrer rückte bei den Gesundheitsämtern die Sorge vor den „typischen“ Infektionskrankheiten der Soldaten wie Ruhr, Tripper und Syphilis in das Aufmerksamkeitszentrum wie einem Merkblatt zu entnehmen ist. (16)
Grippeferien und Zeugnisentfall
Die Verlängerung der Ferien „mit Rücksicht auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft“, wie es in den amtlichen Schreiben immer hieß, war zwischen 1914 und 1918 nichts Ungewöhnliches. Nachdem schon am 26. August der Ferienbeginn aus diesem Grund um drei Tage vorgezogen worden war und die Cellesche Zeitung am 18. und 19. Oktober über Schulschließungen wegen der Spanischen Grippe in Heidelberg und Straßburg berichtete und der Leserschaft mitteilte, dass auch der Berliner Magistrat die Schließung der Schulen erwäge, reagierten auch die Celler Schulen auf die Grippewelle.