Mobile Mosterei fährt durch den Celler Landkreis

Laut ratternd fährt das Förderband das Obst nach oben. Die große Menge an Äpfeln wird ein wenig auseinandergezerrt. Am oberen Ende angekommen, fallen die Früchte hinab in die Maschine, in der sie verarbeitet werden. Die Reste, auch Trester genannt, die über die hintere Walze herauskommen, sehen zwar nicht sehr appetitlich aus, dafür ist das entstandene Hauptprodukt umso leckerer. Inspiriert durch die Liebe zu Selbstgemachtem: Das Mosten, die Herstellung von Saft durch das Auspressen von Früchten, ist eine gute Möglichkeit, überschüssiges Obst zu verwerten. Verena und Henning Lange sind diesem alten Handwerk verfallen und betreiben seit diesem Jahr eine mobile Mosterei. Inspiriert durch die eigene Vorliebe zu Selbstgemachtem ist die Idee zur Gründung von Heidemost entstanden. Von ihrem Standort aus in Buchholz fahren die beiden Stationen in den Regionen Celle, Heidekreis und Aller-Leine-Tal an. Erfahrungen als Logistiker setzt Henning Lange im neuen Unternehmen ein: „Wir liebäugeln schon seit Jahren mit diesem Projekt“, sagt Verena Lange. Nun haben sie sich den Wunsch von der mobilen Mosterei endlich erfüllen können. Vor allem für Henning bedeutete dies aber auch eine große Umstellung. „Ich war zuvor unter anderem als Projektmanager in Irland tätig“, erzählt Lange, der mit Heidemost nun einen völlig anderen Weg eingeschlagen hat. Seine Erfahrungen als Logistiker kann er jedoch nutzen, um alles rund ums neue Unternehmen zu organisieren. Stationären Mostereien aus dem Weg gehen: Mit ihrem Anhänger fahren Verena und Henning zu den verschiedensten Dörfern. Mit ihrer mobilen Mosterei haben sie in ihrer Umgebung etwas Einzigartiges geschaffen. Es gibt zwar noch andere Betriebe, die sich auf das Auspressen von Früchten spezialisiert haben, aber die fahren nicht zu ihren jeweiligen Kunden. „Wir achten aber darauf, dass wir bei unseren Fahrten einen Bogen um die stationären Mostereien machen“, betont Henning Lange. „Es gibt ja schließlich überall genug Obst, sodass wir denen keine Konkurrenz machen müssen.“ Obst wird zunächst gesäubert und zerkleinert: Bei der Station in Oldendorf kommen vor allem Leute aus der näheren Umgebung vorbei. Am Rabehof bringt die Familie um Susanne Brammer zahlreiche Säcke mit Obst mit. „Die Äpfel gehören meiner Mutter und wir helfen heute alle mit. Den Kindern macht es auch richtig Spaß“, sagt Brammer. Ihre Töchter Theda, Enna und Ida schauen, ob das Obst noch gut ist, bevor es auf das Förderband kommt. Bevor die Äpfel gepresst werden können, werden sie gesäubert und zerkleinert. Die Bandpresse sorgt dafür, dass möglichst viel Saft gewonnen wird. Dieser landet in einem großen Behälter, ehe er per Durchlauferhitzer auf eine Temperatur von 78 Grad gebracht wird. „Der Saft wird dabei vitaminschonend nur kurzzeitig erhitzt. Dadurch wird er haltbar gemacht“, erklärt Verena Lange. Abfüllmengen können variieren: Der heiße Saft wird anschließend in Beutel abgefüllt, die wiederum in Pappkartons gesteckt werden. Auf Nachfrage kann der Saft auch in Flaschen abgefüllt werden. Diese Bag-In-Boxen gibt es in verschiedenen Größen: drei, fünf und zehn Liter. Die Boxen können bis zu zwei Jahre gelagert werden. So lange hält sich der Saft. „Ich würde aber trotzdem empfehlen, diesen in derselben Saison zu verbrauchen“, schlägt Verena Lange vor. Wer seinen eigenen Saft bei Heidemost pressen lassen möchte, kann vorher einen Termin vereinbaren. Auf Anfrage können neben Äpfeln, Birnen und Quitten auch andere Obst- oder Gemüsesorten gepresst werden. Auch eigener Saft wird hergestellt: „Außer Kernobst können wir alles mosten“, erklärt Verena Lange. „Daher hoffen wir, langfristig auch mit Gemüsebauern zusammenzuarbeiten, um zum Beispiel Möhren- oder Rhabarbersaft herzustellen.“ Mit ihrer Mosterei stellt die Familie nämlich auch ihren ganz eigenen Saft her. „Und die Nachfrage steigt. Man merkt, dass viele sich bewusst für das naturbelassene und regionale Produkt entscheiden“, erklärt Verena Lange. Die Leidenschaft für das Mosten wurde übrigens bereits an die drei Kinder weitergegeben. An den Wochenenden helfen alle bei der mobilen Mosterei mit – zum Beispiel beim Aussortieren der Früchte. Unter der Woche packen die Kunden, oder deren Kinder, aber auch gerne selbst mit an. Als Belohnung gibt es schließlich erfrischenden Direktsaft aus dem eigenen Obst. Von Lisa Brautmeier Seinen eigenen Saft kann man bei Heidemost ab einer Menge von 50 Kilogramm Obst mosten lassen. Diese Mindestmege ergibt etwa 35 Liter Saft. Auf Anfrage ist dies auch bei einer geringen Menge möglich. Voranmeldungen sind online unter heidemost.de möglich. Ab 1500 Kilogramm kommt die mobile Mosterei auch zu den Kunden vor Ort. Wer Obst mosten möchte, sollte darauf achten, dass die Früchte nicht all zu früh vor dem Presstermin eingesammelt werden. Je nach Größe der Bag-In-Boxen und der Abfüllmenge können die Preise variieren. Wer beispielsweise bis 200 Liter Saft pressen lässt, zahlt pro 3-Liter-Karton 4 Euro und für eine 5-Liter-Box 5,20 Euro. Die Kartons können wieder verwertet werden. Wer diese beim nächsten Mal wieder mitbringt, spart 50 Cent pro Gewinde. Die Bezahlung ist vor Ort sowohl in bar als auch per EC-Karte möglich. Verena und Henning Lange sind mit der mobilen Mosterei noch an weiteren Standorten im Landkreis unterwegs. Am 11. und 23. Oktober steht Heidemost am Museumshof in Winsen, Brauckmanns Kerkstieg 6. Am 30. Oktober steht die Mosterei erneut am Rabehof Oldendorf, Örtzheide 2.