Höhere Erträge erwartet: So läuft die Zuckerrübenernte im Landkreis Celle

Fabian Ahrens ist selber Landwirt. Doch während der Rüben-Saison kümmert sich der 33-Jährige nicht um seinen Hof in Dohnsen, sondern steuert die Rübenmaus. An diesem Tag ist er auf einem Acker von Cord Penshorn in Huxahl zugange. Auf dem Feldweg stehen mehrere Lastwagen hintereinander, wie bei einem Drive-In in einem Fastfood-Restaurant warten sie darauf, bedient zu werden. Währenddessen frisst sich die Rübenmaus in die Zuckerrübenmiete. Zehn Meter breit ist der Aufnahmetisch, mit einem Schild werden die Rüben in die richtige Richtung geschoben, über Walzen gelangen sie ins Innere des Rübenreinigungsladers. "Beim Roden werden die Rüben auch schon gereinigt", erklärt Landwirt Penshorn. "Doch jetzt löst sich noch der letzte Dreck und die Blattreste fallen ab." Spezialgerät kostet etwa 400.000 Euro: Penshorn hat in diesem Jahr auf 32 Hektar Zuckerrüben angepflanzt. Die Rübenmaus gehört dem Maschinenring Hermannsburg-Bergen, wo der Huxahler Landwirt Anteilseigner ist. Das Spezialgerät kostet etwa 400.000 Euro netto, wie der Geschäftsführer Gero Luttermann sagt. Zwischen Mitte September und Anfang Januar laufe die Rübenmaus fünf bis sechs Tage pro Woche je 24 Stunden. Und das nicht nur im Nordkreis von Celle, sondern auch im Heidekreis sowie in den Landkreisen Harburg und Stade. "Die Saisonleistung liegt bei 200.000 Tonnen", sagt Luttermann. Grundsätzlich könnte die Maus auch mehr schaffen, aber es müssten ja auch genügend Transportkapazitäten zur Verfügung stehen. An diesem Tag sind 20 Lastwagen im Einsatz. Die, die nicht gerade auf dem Feldweg in Huxahl darauf warten, beladen zu werden, sind irgendwo zwischen dem Berger Ortsteil und Uelzen unterwegs. Fabian Ahrens kann den jeweiligen Standort auf seinem Tablet genau sehen. 53 Kilometer liegt die Zuckerfabrik in Uelzen entfernt, wo die Rüben verarbeitet werden. Ertrag hängt vom Wetter ab: "Wir bezahlen das Roden, ab der Miete ist die Zuckerfabrik zuständig", sagt Penshorn, der bei der Nordzucker AG die Menge anmelden muss, die er in der kommenden Saison liefern wird. Da der Ertrag vom Wetter abhängt, liegt hier der Hase im Pfeffer. "Überrüben werden ganz schlecht bezahlt", sagt der Landwirt. Man müsse sehen, dass man 90 bis 100 Prozent der angemeldeten Menge nach Uelzen liefere. Gerodet wird bei Penshorn zweimal pro Jahr. Die Mieten werden dann ab Anfang November mit Vlies abgedeckt, damit die Rüben vor Frost geschützt sind. Ein Drittel wächst auf relativ nassen Flächen und wird zuerst gerodet. Die Felder, die an gut befahrbaren Straßen oder Wegen liegen, sind dann bei der Spätrodung dran. So auch der Acker, auf dem Fabian Ahrens gerade dabei ist, die Miete einzufahren. Nach der Reinigung im Inneren der Landmaschine werden die Rüben über ein Förderband zu den Lastwagen befördert. "Nächstes Jahr wird es wieder besser": Nachdem Ahrens die letzten Rüben aufgenommen hat, klappt er Förderband, Gegengewicht, Aufnahmetisch und Schild ein. Drei Meter ist die Rübenmaus dann nur noch breit, damit sie auch auf Straßen fahren darf. Ahrens lenkt die Landmaschine aber nur ein paar hundert Meter weiter. Dort liegt die Zuckerrübenmiete von Manfred Rabe. Ahrens klappt dort wieder alles aus, damit die Rübenmaus ihre Arbeit aufnehmen kann, auf der Straße reihen sich schon die Lastwagen aneinander, die die Rüben nach Uelzen fahren wollen. Für Cord Penshorn ist die Rübenernte für diese Saison damit beendet. Am nächsten Tag erreicht ihn aber noch eine unerfreuliche Nachricht. "Ertrag und Zuckergehalt der späten Rübe waren niedriger als erwartet", sagt der Landwirt. Dabei hätten die Rüben so gut ausgesehen. Doch auf dem Acker seien nur 75 Tonnen pro Hektar reine Rüben mit einem Zuckergehalt von 17,3 Prozent geerntet worden. Auch die Rübenerträge aus der Frührodung seien nicht befriedigend gewesen, berichtet der Landwirt. Es habe wohl hauptsächlich an der reduzierten Beregnungswassermenge sowie an der Frühjahrstrockenheit im April und der damit verbundenen schlechten Entwicklung der jungen Rüben gelegen. "Wir haben in diesem Jahr eine Durchschnittsernte", sagt Gero Luttermann vom Maschinenring Hermannsburg-Bergen. Der durchschnittliche Zuckergehalt liege bei 17,5 Prozent. Cord Penshorn guckt daher nach vorne. "Nächstes Jahr wird es wieder besser", sagt der Landwirt. Die Rübenmaus ist dann wieder in Huxahl im Einsatz. Die Landwirte in Niedersachsen erwarten bei der Zuckerrüben-Ernte 2020 etwas höhere Erträge als im vergangenen Jahr. Man kalkuliere mit einem landesweiten Durchschnittsergebnis von etwa 75 Tonnen je Hektar, berichtete kürzlich Heinrich-Hubertus Helmke vom Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer. Das wäre eine leichte Steigerung gegenüber 2019, als rund 71 Tonnen pro Hektar erzielt worden waren. Der Zuckergehalt der Früchte dürfte wie im Vorjahr bei 18 Prozent liegen. Im Frühling hatten viele Bauern wegen der trockenen Witterung noch mit schwierigen Erntemonaten gerechnet. Besonders in den südlichen Landesteilen sind die Felder nach Angaben des niedersächsischen Landvolks mittlerweile komplett leer. Die Rüben kommen in die Zuckerfabriken, beinahe die Hälfte der verfügbaren Menge ist laut dem Bauernverband bereits fertig verarbeitet. Nördlich von Hannover seien dagegen noch etliche Früchte in der Erde. Die gesamte Anbaufläche lag in diesem Jahr bei etwa 90.000 Hektar, sie war letzten Angaben zufolge etwas geringer als 2019. "Für Niedersachsen wird die Zuckererzeugung etwa eine Million Tonnen ausmachen", so Helmke. "Bei einem jährlichen Individualkonsum von 20 Kilogramm reicht diese Menge für etwa 50 Millionen Menschen." Video online unter: www.cz.de