Verschiedene Spendenläden : Celler Einkaufsgeschäfte für den guten Zweck

Reger Betrieb herrscht Dienstagnachmittag im Spendenladen „Fabians Neufundland“ in Sülze. Leute bringen Kisten mit aussortierter Kleidung und gut erhaltenen Alltagsgegenständen vorbei. Angelika Schmidt-Falkenberg dekoriert das Schaufenster weihnachtlich. Sie ist eine von zwölf Ehrenamtlichen, die im Geschäft aushelfen. Auch Beate Koch verteilt die Neuzugänge. Manch Engel wechselt nach wenigen Minuten den Besitzer. Pjotr Guz richtet sich zu Hause gerade weihnachtlich ein. Er arbeitet seit zehn Jahren im Sägewerk. Während seine Kollegen über die Feiertage nach Polen fahren, bleibt er diesmal hier. Er ist einer von vielen Stammkunden. Sitzecke mit Kaffee und Kuchen: Auch Kerstin Klugmann kommt ab und zu vorbei. „Ich brauche nichts Bestimmtes, aber ich komme gerne zum Stöbern vorbei. Ich habe hier aber auch schon eine Menge untergebracht an Sachen, die zum Wegwerfen einfach zu schade waren.“ Die Beckedorferin legt in ihrer Freizeit gerne Mosaike. „Dafür suche ich gerne Übertöpfe. Dabei ist es egal, ob diese schon leicht kaputt sind.“ Die Leute kommen nicht nur zum Stöbern vorbei, sondern auch zum Erzählen. Keiner geht hier ein und aus, ohne ein Wort zu verlieren. In einer Sitzecke stehen Kaffee und Kuchen bereit. Eine Seniorin kommt jede Woche zum Spendenladen und sagt: „Das ist ja hier der einzige Treffpunkt in Sülze, den wir noch haben. Ich hoffe, dass es noch lange so bleibt.“ "Was umsonst ist, hat keinen Wert": Die Kunden kommen zu Angelika Schmidt-Falkenberg und erkundigen sich, was die Dinge kosten, denn im Spendenladen gibt es keine Preisschilder. Auf Aushängen steht: „Wir bitten für Ihren Einkauf um eine angemessene Spende, damit unterstützen Sie die Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde Sülze.“ Schmidt-Falkenberg sagt es mit ihren eigenen Worten: „Geben Sie das, was Sie geben möchten.“ Sie ergänzt: „Für umsonst gibt es hier nichts, denn das, was umsonst ist, hat keinen Wert.“ Angelika Schmidt-Falkenberg erzählt, dass neulich ein junger Mann im Laden gewesen sei, um sich eine Erstausstattung für seine Wohnung zusammenzusuchen. „Er hat sich die Haushaltsgegenstände zurücklegen lassen. Wenn das Geld dafür da ist, kommt er nochmal vorbei und holt die Sachen ab.“ Erlös für Jugendstiftung Kirchspiel Sülze: Pastor Sören Bein erläutert, dass auf jegliche Preisauszeichnung verzichtet werde, damit der Spendenladen beim Finanzamt kein Problem bekomme. „Wenn wir für unsere Erlöse noch Umsatzsteuer nachzahlen müssen, ist niemandem geholfen.“ Erfahrungsgemäß spendeten die Menschen bei Konzerten oder nach dem Gottesdienst freiwillig mehr als bei festen Preisen. Von den Spenden wird nur die Miete abgezogen. Der restliche Erlös kommt der „Jugendstiftung Kirchspiel Sülze“ zugute. Wie hoch die Einnahmen für das Jahr 2018 waren, kann der Kirchenvorstand noch nicht sagen. Oliver Kahle antwortet: „Außerdem unterliegen diese Zahlen, so wie im Übrigen alle anderen Zahlen aus unserem Kirchengemeinde-Haushalt, dem Dienstgeheimnis, dem wir uns als Kirchenvorstand verpflichtet haben. Ich bin daher nicht berechtigt, diese Frage zu beantworten.“ Merkblatt für Sozialkaufhäuser: Der stellvertretende Leiter des Finanzamts, Marcus Cording, kann aufgrund des Steuergeheimnisses nichts Genaues sagen. Er nennt die Vorgehensweise allerdings „unüblich“. Cording erklärt: „Eine Spende geschieht normalerweise freiwillig, ohne Aussicht auf einen Vorteil.“ Da Sozialkaufhäuser sich häufig keinen Steuerberater leisten können, hat das Landesamt für Steuern ein Merkblatt für sie herausgegeben. Hinter Allerhand an der Mummenhofstraße, Kaufladen an der Blumlage und Neufundland in der Neustadt steht der Verein „mit-Wirkung“ mit insgesamt 60 Ehrenamtlichen. Darüber hinaus gibt es für die Koordination drei fest angestellte Mitarbeiterinnen. Vorstand Eckart Schmidt: „Wir freuen uns und verbinden dies mit einem kräftigen Danke an unsere Spender, Kunden und Ehrenamtlichen, dass wir im vergangenen Jahr weit über 38.000 Euro für soziale, gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellen konnten.“ Kassenwartin Martina Rudolph erklärt, dass die Läden sieben Prozent Umsatzsteuer zahlen. „Dafür müssen wir nachweisen, dass zwei Drittel unserer Kunden bedürftig sind.“ Damit die Betroffenen nicht jedes Mal einen Nachweis vorzeigen müssen, gibt es eine Kundenkarte mit zusätzlichen Prozenten Nachlass. Die vier Fairkauf-Center stehen als gemeinnütziger Gebrauchtwarenladen jedermann offen. Geschäftsführerin Catrin Bruns sagt: „Uns ist es wichtig, dass niemand sich als bedürftig ‚outen‘ muss, wenn er es nicht möchte.“ Seit 2014 ist das Fairkauf-Center ein Inklusionsbetrieb, bei dem 50 Prozent der Beschäftigten Beeinträchtigungen haben. „Wir agieren am Arbeitsmarkt wie jeder andere Betrieb auch und müssen unsere laufenden, hohen Betriebskosten selbst erwirtschaften“, so Bruns. „Durch unsere Gemeinnützigkeit gilt bei uns der Steuersatz von sieben Prozent.“ Da wir jedes Jahr auch unseren Jahresabschluss offenlegen müssen, sind unsere Zahlen für jedermann zugänglich. Als zusätzliches „Kontrollgremium“ gibt es vier Gesellschafter: die Lebenshilfe Celle, den DRK-Kreisverband, den Zweckverband Abfallwirtschaft und die Südheide eG. Der soziale Laden Kolpingtex an der Welfenallee ist für Projektleiterin Elfriede Mönnikes eine Herzensangelegenheit. „Hier machen Ehrenamtlichen mehrere Leute glücklich: Menschen, die gut erhaltene Sachen spenden wollen, Menschen mit wenig Geld und Menschen, denen durch soziale Projekte geholfen wird.“ Aber auch das Thema Nachhaltigkeit spiele eine Rolle. Im Geschäft stehen Preise für Hosen, T-Shirts, Jacken und mehr auf einer Tabelle. „Das sind nur Empfehlungen, wir lassen auch mit uns verhandeln“, sagt Mönnikes. Das Bistum Hildesheim habe mit dem Finanzamt den sozialen Umsatzsteuer-Satz von sieben Prozent vereinbart, dieser gelte auch für Kolpingtex. Vom Erlös gehen die Betriebskosten in Höhe von 2500 Euro im Monat herunter. „2019 können wir wahrscheinlich 20.000 Euro für den guten Zweck ausschütten“, so Mönnikes. Im Umsonstladen im Bunten Haus der CD-Kaserne gibt es nicht nur Gebrauchtes aus Haushaltsauflösungen, sondern auch hochwertige Fundstücke, die Ausdruck der Überfluss-Gesellschaft sind. „Nimm was mit, bring was mit“ lautet seit fünf Jahren das Motto. Eine Kasse gibt es nicht. Die Bedürftigkeit spielt keine Rolle, dafür aber der Nachhaltigkeitsgedanke, so wenig wie möglich zu konsumieren. Die vier Ehrenamtlichen haben mit dem Sortieren der Neuzugänge alle Hände voll zu tun. Obwohl man hier so viel mitnehmen kann, wie man möchte, platzt die Garage aus allen Nähten. Initiatorin Cornelia Döllermann-Nölting sagt: „Wer eine Erstausstattung fürs Baby braucht, sollte erst einmal zu uns kommen.“ Der Umsonstladen, der zum Bunten Haus in der CD-Kaserne gehört, ist dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Der Spendenladen „Fabians Neufundland“ am Salinenplatz 10 in Bergen ist dienstags und donnerstags von 14.30 bis 18 Uhr und freitags von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet.

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