Ausstellung

Zwischen Kunst und Natur

Die Schmarbecker Künstlerin Heike Schlobinski zeigt in der Ausstellung „Schnuckenprojekte“ auch Unikate ihrer aktuellsten textilen Werkgruppe „transparente Raumkunst“.

  • Von Cellesche Zeitung
  • 20. Sept. 2018 | 15:35 Uhr
  • 13. Juni 2022
Die Künstlerin Heike Schlobinski präsentiert in Winsen ihre Werke.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 20. Sept. 2018 | 15:35 Uhr
  • 13. Juni 2022
Anzeige
Winsen.

Oft genug ist das wahre Leben Vorbild für die Kunst – das zeigt die Ausstellung „Schnuckenprojekte“ von Heike Schlobinski auf beeindruckende Weise. Fasziniert vom archaischen Wesen der Heidschnucke, ist die Schmarbecker Künstlerin in den vergangenen Jahren immer wieder den Spuren der eigenwilligen Tiere in der Schmarbecker Heide nachgegangen. Das Ergebnis dieser Spurensuche im Spannungsfeld zwischen Kunst und Natur ist seit dem Wochenende im „Grooden Hus“ auf dem Winser Museumhof zu sehen.

Herzstück der Ausstellung ist eine Serie von markanten Schnuckenporträts: In realistischer Unmittelbarkeit hat Schlobinski einzelne Mitglieder der Herde auf die Leinwand gebannt – so suggestiv in ihrer sinnlich-stofflichen Malweise, dass man sich wiederholt dabei ertappt, mit beiden Händen in das dichte Haarkleid hineingreifen zu wollen, um die widerspenstige Wolle selbst unter den Fingern zu spüren. Gekonnt hat die Künstlerin die individuellen Charaktere der Tiere eingefangen – mal mit gleichgültigen, mal mit herausforderndem Blick, mal scheu und mal liebevoll scheinen sie den Betrachter hier zu mustern.

Neben ausdrucksstarker Ölmalerei, feinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen und medialen Dokumentationen präsentiert Heike Schlobinski im „Grooden Hus“ erstmals auch Unikate ihrer aktuellsten textilen Werkgruppe „transparente Raumkunst“. Inspiriert vom natürlichen Rohmaterial der Heidschnuckenwolle, lässt die studierte Textildesignerin ihrem gestalterischen Interesse an Haptik und Oberfläche am Webstuhl freien Lauf. So entstehen aus handgesponnenen Schnuckengarnen experimentelle Gewebe, filigrane Raumschals mit ungewöhnlichen Details – hier einige Halme aus Stroh, dort einige Fäden aus Gold.

Mit der textilen Interpretation der Schnuckenwolle schlage die Künstlerin einen Bogen zwischen Malerei und Webkunst, verleihe dem kulturell nahezu vergessenen Material einen ästhetischen, mitunter märchenhaften Glanz, so Kunsthistorikerin Daphne Mattner, die im Rahmen der Vernissage am vergangenen Sonntag in Schlobinskis Ausstellung einführte. „Während die Gemälde stofflich erscheinen, erscheinen die Raumschals malerisch.“

Von Christina Matthies

Von