Winser Blumenladen: Absurde Corona-Regeln beim Thema "Click & Collect"

Die Coronakrise treibt seltsame Blüten: CZ-Leser Eckhard Hochhuth aus Winsen wollte vor ein paar Tagen am E-Center in Südwinsen Blumen kaufen. "Man steht vor der auf Tischen und Regalen aufgebauten Ware und ruft der einige Meter entfernten Verkäuferin seinen Kaufwunsch zu", schreibt der Mann an die CZ. Doch dann wird es absurd, per Zuruf geht nämlich gar nichts. "Der Käufer muss Namen und Kaufwunsch per Handy der fünf Meter entfernten Verkäuferin mitteilen, die diesen dann entgegennimmt und erfüllt. Nach einer gewissen Zeit muss der Käufer dann wieder die fünf Meter entfernte Blumenverkäuferin anrufen, um nach seiner Bestellung zu fragen, worauf die Kaufabwicklung startet", berichtet Hochhuth. Er fragt: Was macht man, wenn man kein Handy hat? Muss man sich dann seinen Blumenwunsch verkneifen? "Was hier stattfindet, ist eine von Bürokraten und nicht von vernunftbegabten Menschen verordnete verkaufsschädliche Anordnung. Mit anderen Worten: ein Schildbürgerstreich im 21. Jahrhundert", schimpft der Mann. Die Blumenhändler können natürlich nichts dafür, sie setzen die lediglich die Corona-Richtlinie des Landes Niedersachsen um. Denn wenn man keine „Lebensmittel, Güter oder Dienstleistungen des täglichen Bedarfs“ anbietet, muss die gesamte Abwicklung ohne persönlichen Kontakt erfolgen. Wörtlich heißt es in der Verordnung: „Zulässig ist auch die Auslieferung jeglicher Waren auf Bestellung sowie deren Verkauf im Fernabsatz zur Abholung bei kontaktloser Übergabe außerhalb der Geschäftsräume unter Wahrung des Abstandsgebots.“ Im Klartext: Wer Blumen kaufen will, muss vorher anrufen. Auch wenn er mit dem Mobiltelefon direkt vor dem Laden steht. Zumindest etwas Umsatz dank "Click & Collect": Und so versuchen derzeit zahlreiche Einzelhändler, die nicht öffnen dürfen, mit „Schaufensterverkauf“, „Call & Collect“ oder „Click & Collect“ Präsenz zu zeigen und wenigstens ein bisschen Umsatz zu machen. „Seit dem ersten Tag der Pandemie tragen wir unsere Informationen selber zusammen“, erklärt Claudia Höfer, Inhaberin von „WOHNgrün“ in Winsen. Dabei schwinge die Angst, dass einem der Laden geschlossen wird, immer mit. Denn: „Wir müssen die Verordnungen studieren und selber bewerten, was statthaft ist und was nicht. Klar ist, dass die Kunden das Geschäft nicht betreten dürfen. Auch wenn für mich nicht nachvollziehbar ist, dass wir im Supermarkt aneinander vorbeischieben und hier die Kunden den Laden nicht mal betreten dürfen.“ Diskussionen über Corona-Verordnungen: Andreas Gerdes vom Blumenhaus Gerdes mit Standorten in Lachendorf und Ahnsbeck ist ebenfalls unzufrieden. „Die Verordnungen sind ja immer sehr allgemein gehalten. Ich habe mit der Stadt Celle schon bezüglich des Wochenmarktes diskutiert, wo wir zurzeit keinen Stand haben dürfen, weil wir keine Lebensmittel verkaufen. Hat ein Supermarkt oder Discounter mindestens 70 Prozent Lebensmittel im Angebot, darf er 30 Prozent Non-Food-Artikel anbieten. Somit bekommen die Kunden dort auch Blumen. Auf dem Celler Wochenmarkt sollte diese 70/30-Regel meiner Meinung nach gültig sein.“ Regeln beim Blumenverkauf ganz unterschiedlich: Doch das sehe die Stadt anders. Zwar werde immer vom „Celler Wochenmarkt“ als Einheit gesprochen, aber in Zeiten des Lockdowns zähle jeder Stand für sich. „In Nordrhein-Westfalen haben die Blumenläden weiterhin geöffnet, dort gibt es auch Blumenstände auf den Wochenmärkten, in Hessen ebenso“, so Gerdes. „Das kann ich nicht nachvollziehen. Wir sind in Niedersachsen das Bundesland mit den geringsten Inzidenzwerten.“ So kocht jedes Bundesland auch in Sachen Floristik sein eigenes Süppchen. Die Regeln beim Blumenverkauf mögen komisch wirken. Vielen Einzelhändlern ist das Lachen aber schon lange vergangen. Von Kirsten Glatzer