Warum die Alte Schule in Bannetze verkauft wird

Es ist ein Idyll, am Rande des Landkreises Celle. Generationen von Kindern sind hier zur Schule gegangen, zuletzt bei "Fräulein" Klatt, wie das damals hieß. Später ging die Alte Schule in Bannetze in Privatbesitz über. Erst zog ein Betrieb für Garten- und Landschaftsbau in die alten Gemäuer ein, später eine Werbeagentur. Vor 30 Jahren übernahmen dann Rolf und Hetti von der Horst die Alte Schule. Im Erdgeschoss brachten sie die Redaktion der Zeitschrift "Stadt und Raum" unter, im ersten Stock die Privaträume. "Schritt fällt uns nicht leicht": Jetzt steht die Alte Dorfschule zum Verkauf. Rolf (73) und Hetti von der Horst (69) geht es wie vielen anderen Rentnern auch: Sie wollen sich im Alter verkleinern, "auch wenn uns der Schritt nicht leicht fällt", wie sie sagen. Die beiden haben entschieden, nach Celle zu ziehen. Sie haben sich bereits eine Wohnung gekauft. 1911 gebaut, wurden die Bannetzer Kinder bis etwa 1965/66 in dem Gebäude unterrichtet. "Mitte der sechziger Jahre waren es nur noch 21 Schüler. Da wurde in Winsen entschieden, dass die Schule geschlossen wird", hat Rolf von der Horst in Erfahrung gebracht. Es war der Lauf der Zeit: In den Sechzigern wurden im ganzen Land Dorfschulen geschlossen. Es war nicht mehr zeitgemäß, die kleinen Strukturen zu erhalten. Im Jahr 2011, zum Hundertjährigen des Gebäudes, hatten die Eigentümer zum Dorffest eingeladen. Es kamen eine ganze Menge ehemaliger Schüler, vor allem auch diejenigen, die bei "Fräulein" Klatt die Schulbank gedrückt hatten. Grundstück hat 5000 Quadratmeter: Das Grundstück unweit der L180 hat 5000 Quadratmeter. Im großzügigen Garten haben die von der Horsts viele Kunstwerke arrangiert. Im Gebäude selbst sind die Spuren der Geschichte allgegenwärtig. Die Originalfenster wurden modernisiert und erhalten. Auch die alten Fliesen im Eingangsbereich sind noch vorhanden. Der frühere Klassenraum ist heute ein Seminarraum des Fachverlags. Selbst die alte Uhr im Glockenturm gibt es noch, allerdings funktioniert sie nicht mehr. Das mechanische Uhrwerk wird heute im Erdgeschoss gezeigt. Originalsubstanz weitgehend erhalten: "Wo es ging, haben wir die Originalsubstanz erhalten", sagt Rolf von der Horst. Und wo es nicht ging, wurde modernisiert. Man sieht, dass über die Jahre viel Geld in das Objekt gesteckt wurde. "Das Haus ist gut in Schuss", sagt der Hausherr. "Dieses Gebäude hat einen unheimlichen Charme", meint Hetti von der Horst, die als Lehrerin gearbeitet hat. Das hat jetzt auch seinen Preis: Haus und Grundstück werden für 1,35 Millionen Euro angeboten. Nachfolger für Fachzeitschrift gesucht: Für Rolf von der Horst ist die Entscheidung, Bannetze zu verlassen, in mehrfacher Hinsicht ein Einschnitt. Denn er will nicht nur das Gebäude verkaufen. Der Herausgeber und Chefredakteur sucht auch Nachfolger für den eigenen Verlag. Die Zeitschrift "Stadt und Raum" ist in Sachen Stadtentwicklung eine Fachzeitschrift für Planer und Kommunen. Bekannt ist sie auch für den Deutschen Spielraum-Preis. Agentur oder große Familie? Verlag und Zeitschrift sind nicht an die Alte Schule gebunden. Die Publikation "Stadt und Raum", die es seit 42 Jahren gibt, kann mit der kleinen Redaktion fast überall produziert werden. Doch von der Horst glaubt schon, dass eine private und berufliche Nutzung der Alten Schule zum Beispiel für Agenturen oder Landschaftsarchitekten auch in Zukunft sinnvoll sein könnte. Auch für eine große Familie könnte das Gebäude interessant sein. Bannetze mit strategisch guter Lage: Er selbst war vor 30 Jahren eher zufällig in den Winser Ortsteil gekommen. Eigentlich hatte er Räume für seine Redaktion in Hannover gesucht. Doch etwas Passendes war nicht dabei. Dann stieß er über eine Kleinanzeige auf den alten Haesler-Bau in Bannetze, auch wenn er mit Haesler damals gar nicht viel anfangen konnte. Für Bannetze sprach die Lage: In einer knappen halben Stunde erreicht man den Flughafen in Langenhagen genauso wie die Stadt Celle. Die Entscheidung war gefallen. Von der Horst und Lokalpolitik: Einen Widerspruch zwischen dem ländlichen, bäuerlichen Leben einerseits und dem Redaktionsalltag im Fachverlag andererseits habe er nie gesehen, wie er sagt. "Wir haben nie bereut, nach Bannetze gegangen zu sein", erklärt der 73-Jährige. Er selbst mischte auch in der Lokalpolitik mit und kandidierte für den Ortsrat Thören/Bannetze. 2016 bekam er als WG-Vertreter bei der Kommunalwahl sogar die meisten Stimmen. Als Ortsbürgermeister wurde er aber nicht gewählt. Aus Protest traten er und weitere Ortsratsmitglieder zurück. Um die Wahl hatte es damals viel Ärger gegeben. Doch das ist Vergangenheit. Für Rolf und Hetti von der Horst geht es jetzt darum, das Kapitel der Alten Schule zu schließen – auch wenn es schwer fällt.