Søren Thies im Konzert : Einfühlsam mit frischen Interpretationen

Das Kulturcafé "nebenan" war bis zum letzten Platz besetzt, um das aktuelle Programm mit „Musik jüdischer Künstler in der Weimarer Zeit“ zu genießen – und ein, wenn auch zum Teil bittersüßer, Genuss wurde es. Mit seiner einfühlsamen und doch frischen Interpretation nahm Thies die Menschen auf eine oft sehr persönliche Reise in ihre Erinnerungen mit. Da glitzerte manche Träne, mehr aber noch summte und brummte „das Hinterhaus“ bei den Schlagern der 30er Jahre animiert mit. Ein vergnüglicher Abend: Dass es so ein vergnüglicher Abend geworden ist – trotz des eigentlich bedrückenden historischen Hintergrunds – lag natürlich an der Musik selbst. Und wie lebendig und geschätzt diese doch auch heute noch ist, das bewies Søren Thies mit seiner geschickten Auswahl von Liedern – nicht alle solche Hits wie der von ihm gewählte Titelsong „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ von Werner Richard Heymann aus dem Film „Die Drei von der Tankstelle“. Neben der Musik hatte der Interpret auch noch eine ganze Menge Information über Stücke, Erscheinungsgeschichten und vor allem die Komponisten selbst im Gepäck. Bekannte Lieder berühmter Kollegen ausleihen: Nicht allen Musiker mit jüdischen Wurzeln – viele davon in den 20er Jahren zu richtigen Stars der „Roaring Twenties“ geworden – gelang eine rechtzeitige Ausreise und Flucht in Nachbarländer oder die USA. Einigen glückte dort eine neue Karriere. Thies bekannte, er habe großen Spaß daran „sich bekannte Lieder berühmter Kollegen auszuleihen“, er sehe darin jedoch auch eine verdiente Würdigung ihrer Werke. Wie Werner Richard Heymann (unter anderem für Hans Albers) komponierte auch sein Kollege Friedrich Hollaender sehr erfolgreich für den deutschen Musikfilm. Aus seiner Feder stammte zum Beispiel die Musik zum „Blauen Engel“ mit Marlene Dietrich. Talent für Klezmermusik: In Amerika trafen die Emigranten auf eine dort schon starke, schon um die Jahrhundertwende entstandene jüdische Musikwelt – mit eigenen Musiktheatern und Produktionen. In dem Zusammenhang bewies der Musiker Thies auch sein Talent für Klezmermusik und dafür, in jiddischer Sprache zu singen – und nicht nur das weltbekannte „Bei mir biste scheen“. „A jiddische Mame“ ging vielen Zuhörerinnen sehr zu Herzen. Zwischen solch emotionalen Ausflügen konnten sich die Zuhörer bei den eingängigen instrumentalen Eigenkompositionen des Künstlers erholen. Die gelungene Mischung und Vielfalt brachte Søren Thies an diesem Abend langanhaltenden Beifall ein. Das Publikum ließ ihn erst nach einigen Zugaben und dem Versprechen, wiederzukommen, von der Bühne. Von Doris Hennies

Søren Thies im Konzert - Einfühlsam mit frischen Interpretationen